Österreichischer Buchhandlungspreis
Markus Mayr: "Ich mag gerne Bücher und ich mag Kaffee"
Ein "junges Unternehmen in einem alten Haus" ist das Kufsteiner Buch-Café von Markus Mayr. Das Gebäude am Unteren Stadtplatz stammt aus dem 15. Jahrhundert und war lange Zeit ein Wirtshaus, das "Weiße Rössl". 1869 wurde im Erdgeschoss die Buchhandlung „Lippott“ eingerichtet. Im Juli 2016 eröffnete nach einem Umbau das „Buch-Café im Lippott-Haus“. Nun wurde Mayrs Laden mit dem Österreichischen Buchhandlungspreis 2019 geehrt und damit zu einer der fünf Besten Buchhandlungen in Österreich gekürt.
KUFSTEIN (nos). "Die Jurybewertung habe ich heute zum ersten Mal gesehen, da schwebt man auf Wolke Sieben. Man hat einfach eine Riesengaudi, dass man jetzt ein Jahr lang zu den besten Buchhandlungen Österreichs gehören darf", sagt Markus Mayr im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN. Zum ersten Mal wurde diese Auszeichnung in die Festungsstadt vergeben. Das geschichtsträchtige Haus am Unteren Stadtplatz war bis 1869 ein Gasthaus, das "Weiße Rössl", dann eröffnete im Erdgeschoß die Buchhandlung und Buchdruckerei von Eduard Lippott. "Im Juli 2016 haben wir dann aufgesperrt", erzählt Mayr. Auf das Mischkonzept kam er ganz einfach: "Ich mag gerne Bücher und ich mag Kaffee."
Der Chef ist "nur eine Aushilfe"
Mayr ist kein klassischer Buchhändler, hat IWW und Wirtschaftsgeschichte studiert, war einige Zeit bei einer großen heimischen Discounter-Kette beschäftigt und stieg dann ins Familienunternehmen "WMC" ein, das sich auf Sanitärbedarf spezialisiert hat.
"Den Großteil im Laden hier machen meine Mitarbeiterinnen, ich bin eigentlich nur eine Aushilfe"
Sechs Bibliophile unterstützen ihn im Buch-Café, drei von ihnen haben auch schon eine Vorgeschichte mit der "alten" Buchhandlung Lippott, wie Sabina Moresco.
"Die Auszeichnung ist für uns eine Bestätigung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Natürlich ist es immer wieder schwierig, dass man diesen Weg auch weiter fortsetzen kann, das ist klar", erklärt Mayr.
Erlebnis für Kinder
Einen besonderen Stellenwert nimmt das Thema Leseförderung für Kinder im "Buch-Café" ein: "Wir wollen Kinder zum Lesen bringen. Und wir haben für die Neue Mittelschule eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen Österreichs hergeholt, haben drei Schulklassen die Bücher spendiert und sie hat vorgelesen, hat erzählt und hat die Bücher auch signiert. Auch Kinder, die normalerweise nichts mit Büchern anfangen könnten, haben uns die Lehrkräfte später erzählt, haben über das ganze Gesicht gestrahlt. Die haben eine Riesengaudi gehabt, dass sie einmal mit einer Autorin Kontakt haben konnten. Das war für die Kinder einfach ein super Erlebnis. Das hat super funktioniert, aber es ist halt teuer. Die ganze Aktion hat uns rund 3.000 Euro gekostet, das haben wir selbst finanziert und das haben wir gerne gemacht, aber das können wir nicht immer machen.
Das hat irrsinnig viel bewegt. Später sind auch Eltern auf uns zu gekommen und haben uns erzählt, wie positiv die Kinder darauf reagiert haben.
Dann haben wir versucht Sponsoren zu finden, damit wir das regelmäßig durchziehen können, aber sind immer auf Ablehnung gestoßen. Man sollte, so wichtig neue Medien auch sind, Kulturträger wie Bücher, das gedruckte Wort, das sollte man nicht auf die Seite schieben. Vielleicht können wir mit dem Preis im Rücken unsere Intention nun besser transportieren, warum wir das machen wollen."
Erlebnis für Erwachsene
Groß hervorgehoben wurden von der Jury auch die Veranstaltungen im Haus: Lesungen, oft mit Kulinarik oder Musik verbunden. "Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich das Buch einfach durchlese, oder ob der Autor da ist und auch erzählt, was er damit vermitteln will, wie er es geschrieben hat.
Auf einmal gewinnt das Buch an menschlicher Nähe, das ist interessant.
Wir machen auch, nicht immer aber ab und zu, eine Kombination mit Essen oder Musik. Dann merken die Leute auch, dass ein Buch ein Erlebnis sein kann. Ich bin überzeugt, dass sich das langfristig auszahlen kann."
Literarisch verewigt
Am 21. März erschien der Krimi "Die Alpen sehen und sterben" der Grazer Autorin Isabella Archan, der auch in Kufstein spielt. Sie geht mit ihren szenischen Theraterlesungen auf Tour und kommt am Freitag, den 10. Mai zur Premierenlesung nach Kufstein in Mayrs Buch-Café. Das hat eine besondere Vorgeschichte, wie Mayr erzählt: "Das ist eine witzige Geschichte. Es muss 2017 gewesen sein, da hatten wir eine Autorin hier, Isabella Archan, die ist eigentlich Schauspielerin, hat lange etwa in der 'Lindenstraße' mitgewirkt. Irgendwann hat sie beschlossen zu schreiben, und zwar Zahnarztkrimis. Aufgrund ihrer schauspielerischen Erfahrungen hat sie gesagt, sie macht keine normalen Lesungen, sondern Theaterlesungen, und hat ihren Krimi praktisch nachgespielt, das war phänomenal.
Nach der Lesung hat sie zu uns gesagt, Kufstein gefällt ihr so gut, da will sie einen Mord verüben. Später hat sie dann angerufen und gemeint, es ist geschehen, das Buch ist fertig, und wir sollen besonders aufmerksam den Anfang lesen. Der Mord ist auf der Innbrücke geschehen und die Zeugin geht am nächsten Tag, zum Beruhigen, ins Buch-Café im Lippott-Haus. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich nur: 'Moment. Buch-Café im Lippott-Haus? Was?' Also wir sind jetzt wortwörtlich literarisch verewigt.
Auch Krimiautor Andreas Gruber, der war jetzt schon zum zweiten Mal da und hat beim zweiten Mal den Aufenthalt von sich aus um einen Tag verlängert, weil er einen Mord auf der Festung verüben will. Also ich weiß nicht, ob die Polizei mit uns so eine Freude hat, wenn jetzt lauter Morde in Kufstein geschehen, aber so lange das nur literarisch passiert, ist es wohl verkraftbar."
Mehr zur Auszeichnung
Weitere Informationen zur Premieren-Lesung mit Isabella Archan finden Sie hier.
Den Beitrag zum Österreichischen Buchhandlungspreis mit der Jury-Begründung für das "Buch-Café im Lippott-Haus" finden Sie hier.
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