Unkontrollierbar und lebensgefährlich: Rattengift

- Eine vergiftete Ratte am Bahnhof Krems
- Foto: Manuela Winklehner
- hochgeladen von Sarah-Yasmine Weninger
Rodentizide sind chemische Substanzen zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen. Wir nennen diese Produkte meistens einfach „Rattengift“. Sie wirken nicht nur bei den sogenannten „Zielorganismen“ todsicher, sondern gefährden alle Tiere, uns Menschen und unsere Umwelt.
KREMS. In den letzten Wochen häufen sich die Sichtungen von vergifteten Ratten und Tauben am Bahnhof Krems.
NICHT NUR NAGETIERE SIND VON PRIMÄRVERGIFTUNGEN BETROFFEN
Nicht nur die Zieltiere, also Mäuse und Ratten, können sich mit den blutgerinnungshemmenden Produkten vergiften, sondern auch alle Wirbeltiere (u.a. Fische, Reptilien, Vögel, Säugetiere) und auch Menschen. Nicht fachmännisch ausgelegt, können zum Beispiel gefräßige Hunde das Gift aufnehmen, die einfach alles verschlingen, was so herumliegt. Oder Vögel, die gerade Giftweizen sehr verlockend finden. Schlimmstenfalls ist auch ein neugieriges Kleinkind unterwegs, das sich in einem unbeobachteten Augenblick das Rodentizid in den Mund stopft.
Sekundärvergiftungen
Selbst wenn das Gift nicht direkt gefressen wird, kann es in den Körper zum Beispiel von Raubtieren wie Eulen, Bussarden und Iltissen gelangen, die verseuchte Mäuse und Ratten erbeuten. Die Wirkung der modernen Rodentizide setzt erst nach 3-7 Tagen ein, damit die schlauen Ratten keine Verbindung zum Fraßköder herstellen. In dieser Zeit verhalten sich die kontaminierten Tiere normal und werden daher als Beute gesehen. Auch durch Gift verendete Ratten und Mäuse stellen eine Gefahr dar, wenn sie nicht schnell beseitigt werden. Aasfresser wie Krähen und Füchse nehmen sie gerne als willkommene Mahlzeit und vergiften sich dadurch selbst. Es kommt zu inneren Blutungen und einem teilweise tagelang andauernden, qualvollen Tod.
Jedes Tier reagiert anders auf Rodentizide
Hunde beispielsweise sind extrem empfindlich. Nehmen wir das gefährlichste Rattengift Brodifacoum. Während eine Maus erst bei einer Konzentration von 0,4 Milligramm pro kg Körpergewicht stirbt, tritt der Tod beim Hund schon bei einer Konzentration von 0,25 Milligramm pro kg Körpergewicht ein.
Rodentizide mit Antikoagulantien sind gefährlich für die Umwelt
Vor allem Wirkstoffe der 2ten Generation belasten die Umwelt, da sie nicht oder nur sehr schwer abgebaut werden. Außerdem reichern sie sich im Organismus und somit in der gesamten Nahrungskette an. Wenn beispielsweise Iltisse regelmäßig vergiftete Ratten und Mäuse mit niedriger Giftkonzentration fressen, führt das in ihren Körpern zu einer immer höheren Schadstoffmenge. Bei Tieren am Ende der Nahrungskette wie etwa Greifvögeln, die unter anderem Iltisse fressen, summieren sich die Gifte dann zu immer größeren Werten.
Tierschutz Austria erstattet erneut Anzeige in Giftboxen-Causa
Forderung nach Novelle der Wiener Rattengift Verordnung und sofortigem Ende der Prophylaxe Beköderung mit Rattengift.
Wien (OTS) - Tierschutz Austria erstattet ANZEIGE gegen jene unbekannten Täter, welche in Wien 10 durch das gezielte Auslegen von Rattengiftboxen streng geschützte Feldhamster getötet hat. Tierschutz Austria forderte eine Obduktion eines Feldhamsters an, der daraufhin auf die Pathologie der Tierärztlichen Fakultät München übermittelt wurde. Dort wurde der Tod durch Rückstände von Brodifacum und Sulfaquinoxalin – in handelsüblichen Mäuse- und Rattenkörperpräperaten enthalten – festgestellt. Es liegt somit ein eindeutiger Beweis vor, dass das Tier durch eine Vergiftung des Rattengiftes gestorben ist.
„Was wir schon lange befürchtet haben, ist nun bewiesen: Die allerorts prophylaktisch aufgestellten Rattenboxen töten ganz undifferenziert auch strengstens geschützte Tiere,“ sagt MMag. Dr. Madeleine Petrovic Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria). „In der Nähe von Hamster- bzw. ZIESELvorkomnen sollte daher der Einsatz von Gift strengstens verboten sein. Unternehmen, die dagegen verstoßen, müssen auch gewerberechtlich, allenfalls auch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.“
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.