Quo vadis?
Neue Ausstellung: Heilige verkörpern Arbeitende in systemrelevanten Berufen
Unter dem Titel „Wer in diesem Land die Arbeit macht“ zeigt das Begegnungszentrum „Quo vadis?“ ab 3. Mai ungewöhnliche Bildmontagen des Illustrators Daniel Lienhard. Arbeitende Menschen in systemrelevanten Berufen werden als Heiligenstatuen dargestellt, die in heutige Kontexte platziert sind. Teile der Ausstellung sind bereits jetzt in den Schaufenstern des Begegnungszentrum im Zwettlerhof am Stephansplatz öffentlich zu sehen. Passantinnen und Passanten sollen damit auf soziale Ungleichheiten aufmerksam gemacht werden.
Mit seinen Illustrationen erzählt Daniel Lienhard Geschichten von Menschen, die gesellschaftlich wenig anerkannte Berufe ausüben, die jedoch notwendig für das Funktionieren der Gesellschaft sind. „Es ist spannend und angemessen, jene als Heilige darzustellen, die in unserer Gesellschaft die Drecksarbeit machen“, so der Künstler zu.
Lienhard setzt in seinen Illustrationen Heiligenstatuen in heutige Kontexte: Die Thronende Madonna des italienischen Bildhauers Benedetto da Maiano stellt er als Hausfrau Marie dar, die mit Kinderwagen in der Schnellbahn sitzt und unter der Doppelbelastung der Kindererziehung ihres Sohnes und der Pflege ihrer krebskranken Mutter leidet. Aus der Statue des Heiligen Benedetto von Palermo wird ein Angestellter der Städtischen Müllabfuhr, der einen Müllcontainer entleert. Eine weitere Bildmontage zeigt die Heilige Margareta, wie sie als Pflegekraft in der Intensivmedizin mit OP-Maske einen Patienten versorgt. Auf diese Weise regt Lienhard zur Diskussion an, ob das Beklatschen der Pflegekräfte beim Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 Konsequenzen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich hatte.
Ansehen verleihen durch Ansehen
Prekäre Lebenssituationen, Ausbeutung und Fremdenhass kennzeichnen das Leben zahlreicher arbeitender Menschen in Österreich. „Wir gehen sehr unbeschwert mit den Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft um. Mit der Sklaverei haben wir noch lange nicht abgeschlossen“, verdeutlicht Daniel Lienhard die Botschaft seiner Bilder und zeigt Lösungsansätze, wie jede/r Einzelne mit ungerechten Strukturen umgehen kann: „Sehen wir die Leute, die für uns den Dreck machen, als Heilige an. Man muss sie nicht einmal als Heilige ansehen. Man muss sie überhaupt sehen. Dann ändert sich ihr Ansehen. Das ist das Wichtige: Jemanden ansehen und ihm dadurch Ansehen verleihen.“
Lisa Huber, die Leiterin des Quo vadis, unterstreicht die Botschaft der Ausstellung als wesentlichen Grundauftrag der Ordensgemeinschaften: "Der Einsatz für eine gerechtere Welt ist ein Kernanliegen der Ordensgemeinschaften. Über eine gerechtere Gesellschaft nachzudenken und sich dafür einzusetzen, ist dringend notwendig in der derzeitigen Situation der Corona-Pandemie."
Ausstellung ab 3. Mai zu besichtigen
Die Ausstellung ist ab 3. Mai 2021 montags bis freitags von 11:00-16:00 Uhr im „Quo vadis?“, Stephansplatz 6, 1010 Wien zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Bis dahin werden Bilder der Ausstellung in den Schaufenstern des Begegnungszentrums gezeigt, um Passantinnen und Passanten die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Thema der sozialen Ungleichheit im öffentlichen Raum auseinandersetzen zu können. Ein Online-Gesprächsabend unter dem Titel „Hackln: Macht uns Arbeiten zum Menschen?“ am 20. April um 18:30 Uhr lädt zur Auseinandersetzung mit Arbeit in dieser herausfordernden Zeit ein.
Mehr Informationen sowie alle Bilder der Ausstellung sind zu finden unter http://quovadis.or.at/angebote/aktuell/195-arbeit
Quo vadis? Begegnung und Berufung im Zentrum
Das „Quo vadis?“ ist ein offenes Begegnungs- und Informationszentrum der Österreichischen Ordensgemeinschaften mitten in der Wiener City. Der Name „Wohin gehst du?“ ist Einladung und Programm zugleich, der zum Dialog einlädt: zu einem Gespräch, in dem Besucher/innen selbst zur Sprache kommen dürfen mit ihren Themen, Anliegen und Fragen. Ausstellungen und Veranstaltungen laden ein zur Begegnung und persönlichen Auseinandersetzung mit Fragen der eigenen Existenz, Spiritualität und Berufung. Das „Quo vadis?“ ist keine Galerie, bietet aber dennoch Freiraum, in dem der Dialog mit Kunst und Kultur möglich ist.
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