Neue App für Schüler
Lehrer wie Hotels bewerten
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- Benjamin Hadrigan hatte die Idee zur Lehrer-Bewertungs-App.
- Foto: Lernsieg
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Mit einer neuen Smartphone-App können Schüler ab sofort ihre Lehrer bewerten.
WIEN. "Nicht jeder sollte Lehrer werden", sagt Schüler Benjamin Hadrigan, Erfinder der Smartphone-App "Lernsieg", mit der Schüler in ganz Österreich und Deutschland ab sofort ihre Lehrer bewerten können. Wie das funktioniert? "Die App herunterladen und schon kann die Qualität der Lehrer bewertet werden", erklärt der 17-jährige. Während die Bewertung anonymisiert erfolgt, werden die Lehrer wohlgemerkt mit vollem Namen in der App angegeben.
Ein Angriff auf die Persönlichkeitsrechte der Lehrer? Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky ist skeptisch: „Klar ist: Keine App eines privaten und möglicherweise profitorientierten Anbieters darf in die Persönlichkeitsrechte von Lehrern eingreifen", stellt er fest. "Feedback ist gut, aber sollte konstruktiv und auf Basis gegenseitiger Wertschätzung erfolgen.“
Laut Medienanwalt Michael Krüger ist bei der App jedoch alles ganz legal: "Es gibt das Recht der freien Meinungsäußerung. Die App nimmt die Meinungen der Schüler entgegen und transportiert sie. Laut Datenschutzbehörde ist das genau wie auch bei Ärzte-Bewertungsplattformen rechtlich zulässig."
Bewertungen wie bei Airbnb und Uber
Was wird konkret bewertet? "Motivation, Fairness, Respekt, Unterricht und Pünktlichkeit sind die Kriterien, für die bei den Lehrern Sterne vergeben werden können, ähnlich wie bei Uber oder Airbnb. Die Ergebnisse werden zentral gesammelt von uns veröffentlicht", so Hadrigan. Die besten Schulen sollen täglich in einem Ranking veröffentlicht werden.
Warum Hadrigan die App ins Leben gerufen hat? "Lehrer werden bei uns nach ihrem Alter bezahlt, nicht nach ihrer Leistung. Das soll sich durch die App ändern: Werden Lehrer schlecht benotet, sollten sie sich eigentlich freuen, weil sie ja dann genau wissen, was sie noch verbessern können."
Die kostenlose App kann von jedem Smartphone-Besitzer heruntergeladen werden. Es wird nicht überprüft, ob man tatsächlich Schüler ist und auch die angegebene Schule besucht. Wie wollen die App-Betreiber Fake-Bewertungen ausschließen? "Man muss zwar keine Daten von sich preisgeben - weil es aber kein wirtschaftliches Interesse gibt, rechnen wir nicht mit vielen Scheinbewertungen", so Anwalt Krüger. Nachsatz: "Missbrauch kann man aber nie ausschließen, auch auf Facebook kann man sich heute schnell 300.000 Klicks kaufen."
Schlagen die Schüler jetzt zurück?
Dass die Schüler bei der Benotung jetzt "zurückschlagen" könnten, befürchtet Wiens Lehrergewerkschafter Thomas Krebs (FCG): "Ich lehne diese App rundherum ab. Endlich haben wir das Lehrer-Bashing der letzten Jahre überwunden, jetzt öffnet diese App neuerlichem Lehrer-Bashing Tür und Tor", so Krebs. "Schule ist genau wie die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern eine vielschichtige, komplexe Sache. Wenn man da dauernd aus der Emotion heraus Sternderln verteilt, kann das Lehrern großen Schaden zufügen."
Woher kommt das Geld für die Entwicklung? "Unser Konsortium will frischen Wind in das Schulsystem bringen", sagt Investor Philipp Ploner. "Die Entwicklungskosten wollen wir aber gerne mit einem deutlichen Plus wieder hereinbekommen." Wie, mit Werbung in der App? "Lassen sie sich überraschen!"
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