Wien
Fastentuch von Gottfried Helnwein verhüllt Stephansdom-Altar
Dieses Jahr ist es Gottfried Helnwein, der während des Osterfestkreises mit einem Kunstwerk die bildlichen Darstellungen Jesu Christi im Altarraum des Stephansdoms verhüllt. Fünf mal zehn Meter hoch ist sein Bild des Turiner Grabtuchs – mit Jesus Christus kopfüber.
WIEN/INNERE STADT. Tod, Auferstehung und Aussendung des Heiligen Geistes: Ein großes Triptychon des Künstlers Gottfried Helnwein schmückt heuer den Altarraum des Wiener Stephansdoms. Die drei Darstellungen, die die zentralen christlichen Glaubensaussagen zum Thema haben, sind während Ostern und darüber hinaus, bis zum 7. Juni, im Dom zu sehen. Das erste der drei Fastentücher hängt bereits. Der in Wien geborene Künstler stellte am Dienstag, 13. Februar, gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber sein Werk vor.
Helnwein, nach eigener Aussage stark katholisch geprägt, stellte seine Arbeiten "um Gottes Lohn" zur Verfügung. Die Produktionskosten für die drei Werke werden von der Dompfarre mithilfe von Sponsoren gedeckt. In das Projekt fließe "kein Cent Kirchenbeitrag", wie Faber betonte.
Wegen seiner realistischen, düsteren Darstellungen von verletzten Kindern gilt Helnwein als "Schockmaler". Dass dieser jetzt die Installationen für die österliche Bußzeit und den Osterfestkreis im Stephansdom fortsetzt, sei "ein Projekt, das schon lange in meinem Herzen gewachsen ist", so Faber. Während der ganzen Osterzeit bis zur Langen Nacht der Kirchen am 7. Juni werde damit in der Sprache der zeitgenössischen Kunst zum Ausdruck kommen, "was uns als Christen wichtig ist".
"Memento mori" im Stephansdom
Der erste Teil des Triptychons ist in liturgischem Violett gehalten und verhüllt den Altar. Es zeigt den Christus des Turiner Grabtuchs, das seit 25 Jahren den Tabernakel des Wiener-Neustädter-Altares ziert – jedoch mit dem Haupt nach unten gerichtet. Das soll das Hinabsteigen in das Reich des Todes veranschaulichen, wie Faber erklärte. Es sei ein Anstoß zum "Memento mori" – zum Wahrnehmen der eigenen Sterblichkeit.
Auf den beiden seitlichen Kredenzaltären wird dieses Werk bis Karsamstag (30. März) mit Totenschädeln veranschaulicht, die in der christlichen Ikonografie oft zitiert werden. Mit der Osternacht soll dann das zweite, in weiß gehaltene Triptychon-Bild erkennbar werden, das das Glaubensgeheimnis der Auferstehung Christi darstellt. Kurz vor Pfingsten schließlich wird bis zur Langen Nacht der Kirchen in einem dritten Triptychon die Geistaussendung gezeigt. Diese wird durch rötliche Flammen des Heiligen Geistes auf vielen dargestellten Menschen verbildlicht.
Tradition der Fastentücher
Der 75-jährige, abwechselnd in Irland und in Los Angeles lebende Künstler, wies bei der Präsentation darauf hin, dass er sich "zutiefst verwurzelt in der österreichischen Kulturgeschichte" sehe und von der Bedeutung der katholischen Kirche für die Kunst und Kultur des Abendlandes beeindruckt sei. Er selbst sei katholisch sozialisiert worden und empfinde immer mehr Bewunderung für die kirchlich beauftragte Kunst. Diese sei, wie etwa die Fresken der Sixtinischen Kapelle, zu ihrer Entstehungszeit ähnlich umstritten gewesen wie manche seiner eigenen Werke.
Die Verhüllung der Altarbilder mit Fastentüchern wird seit einigen Jahren in St. Stephan von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern über den ganzen Osterfestkreis ausgedehnt. Im Vorjahr sorgte die slowenische Künstlerin Eva Petrič für eine Kunstintervention im Dom, in den Jahren davor Erwin Wurm und Peter Baldinger. Helnwein war bereits im Advent 2022 am Stephansdom mit einem Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen präsent. Am Südturm war ein großflächiges Plakat angebracht, auf dem ein verletztes Mädchen mit Blutflecken dargestellt war.
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