Die Stadt von gestern
Wiens vergessene Skisprungschanzen

- Hoch über Hietzing: Die Sprungschanze am Himmelhof wurde im Winter 1948/49 von der Ski-Union Wien errichtet.
- Foto: Bezirksmuseum Hietzing
- hochgeladen von Maria-Theresia Klenner
Die Autoren Thomas Hofmann und Beppo Beyerl nehmen die Leser zu einer Zeitreise durch Wien mit. Erinnert wird etwa an die Skisprungschanzen im Westen von Wien: Am Himmelhof und in Hadersdorf fanden einst Skispringbewerbe statt.
HIETZING. PENZING. Zwar nehmen die Autoren Thomas Hofmann und Beppo Beyerl die Leser ihres Buches zu einer Zeitreise durch Wien mit, doch als Nostalgiewerk wollen sie "Die Stadt von gestern" nicht sehen. "Wir reden nicht von der guten, alten Zeit, sondern wollen aufzeigen, wie verdichtet und angereichert mit menschlichen Geschichten diese Stadt ist", erklärt Hofmann.
"Es war uns wichtig, die verschütteten Identitäten der Stadt wieder an die Oberfläche zu holen", so Beyerl, der gemeinsam mit Hofmann an die Rutschbahn im Meidlinger Tivoli ebenso erinnert wie an die Rotunde im Prater und die "Skigebiete" im Westen Wiens.
Tausende Zuschauer
"Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Bub mit der Stadtbahn WD von der Innenstadt nach Hütteldorf gefahren bin. Wie ein Gruß vom Westen ragte die Sprungschanze am Himmelhof empor", erzählt Beppo Beyerl. Die Holzschanze im 13. Bezirk, die am 9. Jänner 1949 feierlich eröffnet wurde, diente als Austragungsort für Meisterschaften. "Bei der Wiener Meisterschaft verzeichnete man am 12. Jänner 1953 unglaubliche 20.000 Zuseher am Himmelhof. Wien hat damals wie Oslo und jetzt Moskau eine Rolle bei Skispringbewerben gespielt. Nicht in dieser Größenordnung, aber eine Großstadt mit einer Skisprungschanze war immer schon interessant", so Bepperl, der in Hadersdorf im 14. Bezirk aufgewachsen ist – ebenfalls ein Ort, der vor Jahrzehnten eine eigene Skischanze vorweisen konnte.
Skispringen im Kasgraben
"Rund 1000 Meter nördlich der Busstation Kasgraben/Grüner Jäger, die sich auf der Mauerbachstraße befindet, in den Wald hinein, wurde 1935 ebenfalls eine Skisprungschanze eröffnet", erklärt Thomas Hofmann. "Auf Karten der 30er und 40er Jahre ist diese Wienerwaldschanze noch eingezeichnet." Heute erinnert einzig eine Schneise mitten im Wald an diese Schanze, die vom sozialdemokratischen Turn-Sportverein Hadersdorf errichtet wurde.
"Das Eröffnungsspringen fand vor 4.000 Zusehern statt. Und das im Dickicht des Waldes ohne Infrastruktur", so Beyerl beeindruckt. "Auch auf der Hohen Wand Wiese fanden FIS-Skirennen vor rund 50.000 Zusehern statt. Wien war die einzige europäische Stadt neben Oslo, auf derem Gebiet ein FIS-Skirennen stattfand."
Vorbei die Glanzzeit der Stadt als Austragungsort von Wintersportbewerben: Auf der Hohen Wand Wiese ist der Skibetrieb mittleriweile einer Sommerrodelbahn gewichen und von den beiden Sprungschanzen im Westen sind nicht einmal mehr Reste zu sehen. "Der letzte Wettbewerb auf der Hadersdorfer Schanze dürfte 1942 stattgefunden haben, Am Himmelhof wurde 1978 das letzte Mal gesprungen." Am 2. Juni 1980 brannte die sanierungsbedürftige Holzschanze komplett ab. "Eine Jugendbande soll ihre erfolgreichen Einbrüche mit einer Rauschgiftparty bei der Schanze gefeiert und diese dabei abgebrannt haben", erzählt Beyerl das traurige Ende des Hietzinger Wahrzeichens.
Ein Wiederaufbau scheitert an den zuständigen Behörden. "2002 haben Studenten der TU Pläne einer FIS akkordierten Sprungschanze, die Sprünge bis zu 90 Metern gestattet hätten, vorgelegt. Aber die Behörden haben dankend abgelehnt, was angesichts der heutigen klimatischen Situation auch ökologisch sinnvoll ist."
Zur Sache
"Die Stadt von gestern" von Thomas Hofmann und Beppo Beyerl ist im Styria Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 27 Euro.
ISBN 978-3-222-13610-8





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