Hietzing hat die Volkshochschule, die niemals schläft
Egal ob Politprominenz oder Deutsch-Neulinge: Bei der Marathonlesung waren 30 Stunden Literatur angesagt.
HIETZING. Bei der Marathonlesung in der VHS Hietzing wurde auch heuer wieder 30 Stunden lang nonstop vorgelesen – diesmal aus Romanen des Literaturnobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. Der Autor schickte sogar eine Grußbotschaft nach Hietzing.
Insgesamt 89 Personen setzten sich während des Lesemarathons am 10. und 11. November vor das Mikrofon und lasen in jeweils 20-minütigen Blöcken aus Werken des Nobelpreisträgers, den drei Romanen "Was vom Tage übrig blieb", "Alles, was wir geben mussten" und "Der begrabene Riese". Mitmachen konnten beim Lesemarathon, der vom Literaturfestival "Rund um die Burg" inspiriert wurde, wie immer alle bei freiem Eintritt.
Weltliteratur für alle
Als Besonderheit waren erstmals nicht nur Einzelpersonen und Schulklassen am Podium, sondern laut VHS-Direktor Robert Streibel auch drei Deutschkurs-Teams: "Unsere Flüchtlinge können schon so gut Deutsch, dass wir sie nicht lange überreden mussten, ebenfalls Leseblöcke zu übernehmen. Gemeinsam mit ihren Betreuern haben sie dann mit großem Stolz reihum vorgelesen." Auch prominenten Freiwilligen konnte man zuhören. So ließen es sich u.a. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky, VHS-Aufsichtsratsvorsitzender und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer und Hietzings Bezirksvorsteherin Silke Kobald nicht nehmen, den während der insgesamt 30 Stunden stets gut gefüllten Saal der VHS Hietzing mit Weltliteratur zu beschallen.
Als "VHS, die niemals schläft" schuf man heuer sogar eine Möglichkeit zur Übernachtung im Saal: Ausgerüstet mit Schlafsack und Isomatte, nahmen einige eingefleischte Literatur-Fans dieses Angebot an. Während der Marathonlesung konnten die Besucher an den Wänden die "Galerie der Literatur" bewundern: Gemäldeporträts von Literaturgrößen wie Bob Dylan, Günter Grass oder Elfriede Jelinek, die von Künstlern im Atelier von Mario Schleinzer an der Kunst-VHS geschaffen wurden.
König der Herzen
Unbestrittener Höhepunkt der vierten Marathonlesung war aber der jüngste Vorleser, den es bei einer VHS-Marathonlesung je gegeben hat: der erst sieben Jahre alte Philip, der genauso wie alle anderen ganz allein vor dem Mikrofon saß. "Ohne dass wir es geplant hatten, war er gerade dann an der Reihe, als der Autor in den Lesepassagen seine Kindheit beschrieb. So war der Volksschüler unser diesjähriger König der Herzen."
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