Moto2-Weltmeister Stefan Bradl: "Nur die Leistung zählt!"

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Er ist einer der großen Shooting-Stars der Motorsportszene. Der 22-jährige Stefan Bradl aus Augsburg fuhr in der Vorsaison in der Moto2-Klasse zum Weltmeistertitel. Ein Erfolg, der nicht ohne Folgen blieb. Bradl erhielt einen Vertrag in der Königsklasse des Motorradrennsports, der MotoGP, wo er in der Saison 2012 im italienischen LCR Honda MotoGP-Team des ehemaligen GP-Piloten Lucio Ceccinello starten wird.

Das Stefan Bradl mit „Benzin im Blut“ das Licht der Welt erblickt hat, ist klar – Vater Helmut Bradl war ebenfalls Motoradrennfahrer und verzeichnete als größten Erfolg einen Vizeweltmeistertitel in der damaligen 250 –cm3-Klasse.

Manfred Hassl traf den Weltmeister anlässlich der Feierlichkeiten bei Motorrad Ginzinger in Innsbruck zum Interview:

BB: Wie darf man sich den Beginn der Karriere eines Motorradweltmeisters vorstellen? Der Vater erfolgreicher Rennfahrer und Klein-Stefan inmitten von zerlegten Vergasern und Auspufftöpfen?

Bradl: Ja, ungefähr so war es. Dadurch, dass mein Papa ein erfolgreicher Rennfahrer war, habe ich das sehr früh alles mitbekommen und bin quasi damit aufgewachsen. Der Zeitpunkt, an dem ich das alles mal selbst ausprobieren wollte, kam relativ früh. Und man kann sagen, dass ich mich dabei gar nicht so deppert angestellt habe. Es ist mir dann gelungen , mich einigermaßen durchzukämpfen.

BB: Um in diesem Metier Fuß fassen zu können, muss man wohl – im wahrsten Sinn des Wortes – schneller sein als andere, nicht nur am Motorrad, sondern auch in der persönlichen Entwicklung?

Bradl: Die Entwicklungsphase läuft entschieden schneller ab als bei anderen Jugendlichen, aber das ist ja bei vielen Leistungssportlern so. Im nachhinein kann ich dankbar zurückblicken, dass ich dies alles in jungen Jahren so erleben durfte. Die Hochs haben mich stark gemacht, aus den Tiefs habe ich meine Lehren gezogen. Es hat bisher sehr gut funktioniert.

BB: Die Karriere schien ja bereits einmal beendet – und das im Alter von 17 Jahren, nachdem zuvor doch bereits einige Erfolge zu Buche gestanden sind.

Bradl: Ja, das ist richtig, damals haben mich diverse Umstände zu diesem Schritt veranlasst. Aber ich habe es mir dann nochmals überlegt und wie es scheint, doch die richtige Entscheidung getroffen.

BB: Wenn man als nicht einmal 20-Jähriger zu einem Motorrad-Team kommt, noch dazu zu einem erfolgreichen, wie hart ist da der Kampf, dem man sich stellen muss, um sich zu behaupten?

Bradl: Es ist alles andere als einfach. Man wird immer und ausschließlich an der Leistung gemessen. Nur mit einem freundlichen Gesicht gewinnst du da gar nix. Man muss sich durchbeißen.

BB: ... und ein Egoist sein, der rücksichtslos seinen Weg verfolgt?

Bradl: Ja, durchaus, aber das muss man eben erst mal alles lernen. Ich habe auch manchmal geglaubt, manchen Menschen vertrauen zu können und wurde enttäuscht. Das ist der Lernprozess, den man durchmachen muss. Je schneller man begreift, dass man auf sich allen gestellt ist und auf sich schauen muss, desto eher ist man erfolgreich. Natürlich gibt es aber schon einige, denen man vertraut – ohne einem starken Team im Rücken bist du chancenlos. Aber es gibt viele Momente, da musst du allein entscheiden, was du machst – und daran wirst du gemessen!

BB: Und wenn man als Moto2-Weltmeister in die Königsklasse aufsteigt – genießt man da den Weltmeisterbonus oder muss man sich wieder alles hart erkämpfen?

Bradl: Da liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Man ist kein Neuling mehr, hat schon etwas erreicht und muss daher nicht mehr ganz von vorne anfangen. Es gibt ja vieles, was neu ist ...

BB: ... nicht zuletzt die Rennmaschine ...

Bradl: ... die in Wahrheit eine richtige Rakete ist, die unheimlich abgeht. Da muss man wieder einmal etwas dazulernen – und ich bin dazu bereit und werde mich dieser Herausforderung stellen. Das ist die nächste Kategorie, und ich hoffe, dass meine Karriere so wie bisher weitergeht und ist Erfolg haben werde. Generell gilt aber auch hier: Nur die Leistung zählt!

BB: In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass der größte Traum des damals achtjährigen Stefan Bradl war, einmal gegen den großen Valentino Rossi fahren zu dürfen ...

Bradl (lacht) ... da sieht man wieder mal, dass Träume manchmal doch wahr werden! Er ist gerade durchgestartet, als ich mich ernsthaft mit dem Motorradrennsport vertraut gemacht habe. Wenn mir vor fünf Jahren einer gesagt hätte, dass ich jemals gegen ihn fahren werde, hätte ich ihm wohl den Vogel gezeigt!

BB: Die Aussichten im Kampf der Champions?

Bradl: Der Traum wird hoffentlich wahr – aber mit Träumen allein gewinnst du keine Rennen! Ich möchte – trotz Rossi und vieler anderer etablierter Stars – der schnellste und der beste sein! Wie gesagt braucht es dazu noch einen Lernprozess, aber in den ersten Tests ist es bereits sehr gut gelaufen. Jetzt muss man weitersehen.

BB: Damit eines Tages Jungspunde davon träumen, einmal im Leben gegen Stefan Bradl fahren zu dürfen?

Bradl: Das wäre toll, zweifellos!

BB: Was macht der Motorradweltmeister in seiner Freizeit? Motorrad fahren?

Bradl: Wenn ich mal ein freies Wochenende habe, muss ich nicht unbedingt auf das Motorrad – aber diese Freizeit kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Leistungssport verlangt einem alles ab, man muss schauen, dass man fit bleibt, sonst läuft gar nix. Also läuft auch neben dem Renn- und Trainingsgeschehen noch sehr viel Sport, sodass kaum Zeit für etwas anderes bleibt. Aber die eine oder andere Ausfahrt mit meinen Eltern geht sich schon noch aus.

BB: Unerkannt – oder zeigen die Leute mit den Fingern und schreien: Da kommt der Champion?

Bradl: In Deutschland und hierzulande noch weitgehend unerkannt. Aber in Italien kommt es schon vor, dass ich erkannt werde. Das macht mich schon ein bisschen stolz!

BB: Alles Gute für die kommende Saison und für die Zukunft!

Bradl: Danke – und sag deinen Leserinnen und Lesern auch alles Gute von mir – und vielleicht kann mir der eine oder andere Rennsportfan auch die Daumen drücken! Servus!

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