Jahrzehnttheater: Das Josefnspiel in Axams

Die beiden Axamer Josef Maurer und Hans Dollinger schrieben in den Jahren 1677/78 das Spiel "Von den zwölf Söhnen Jakobs des Patriarchen", das "Axamer Josefnspiel".

Das erste Mal aufgeführt wurde es am 7. Juni 1683. Damals hatte ganz Europa Angst. Der Großwesir Kara Mustava belagerte mit seinem mächtigen Türkenheer Wien. Kam es aus der Dankbarkeit über die Befreiung beziehungsweise Erleichterung oder auf Anraten der frommen Chiemseer Chorfrauen, jedenfalls wurde das Gelöbnis abgelegt, alle 10 Jahre das Josefnspiel aufzuführen. Dieses mag wohl auch der Grund sein, dass es sich bis heute in Axams erhalten hat, denn verschiedene Fassungen oder Aufführungen gab es zwischen dem 16. und 18. Jahrhunderten in vielen Orten im Alpenraum.

Standhaftigkeit als Vorbild

Die Standhaftigkeit Josefs und sein Gottvertrauen wurden in der Zeit der Angst zum Vorbild, an das man sich klammerte. Mit den Söhnen Jakobs die als Hirten die Schafe hüteten konnte sich die Bevölkerung schnell identifizieren, die wunderbare Errettung Josefs aus dem Kerker und dessen Aufstieg wurde gern mit der Befreiung Wiens durch das polnische Entsatzheer verglichen. Doch nur in Axams wird das Spiel „von den 12 Söhnen Jakobs des Patriarchen“ bis heute aufgeführt. Das Axamer Spiel dauerte damals den ganzen Tag über und wurde teilweise im Freien, unter Mitwirkung der gesamten Dorfbevölkerung aufgeführt. In der Aufstellung der mitwirkenden Personen ist genau angeführt welche Personen zu Fuß und welche zu Pferde auftreten. Wegen der maria-theresianischen Unterdrückung solcher ländlicher Mysterien konnten diese Spiele nur noch in Wirtshaussälen heimlich aufgeführt werden. Eine der beiden Handschriften, datiert mit 1678, wurde von Prof. Dörrer laut seinen Aufzeichnungen im Jahre 1948, anlässlich des 2. Axamer Heimattages, an die Gemeinde Axams als unveräußerliches Geschenk übergeben. Vermutlich ist dies der Text der sich heute im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck befindet.

Alte Texte mit zeitgemäßen Ideen

Es gehört auch zur Tradition des Josefnspiels dass der jeweilige Spielleiter die Texte etwas anpasst und zeitgemäße Ideen einbringt. Aus dem Jahre 1869 ist eine orginale Handschrift (der Autor leider unbekannt) im Besitz des Volkstheaters Axams. Darin sind aber die Texte der Brüderlieder bereits aufgezeichnet. Außerdem weiß man aus den Ausführungen von Prof. Dörrer von Handschriften aus den Jahren 1891, 1903, 1913, 1918, 1927 und 1947, von denen aber das Volkstheater keine mehr besitzt. Leider sind die genauen Aufführungstermine aus den letzten Jahrhunderten nicht erhalten, aber laut mündlicher Überlieferung wurde das Gelöbnis ziemlich genau eingehalten.
Ein Höhepunkt war die 300 Jahrfeier 1983. Mit den Einnahmen aus den Aufführungen von 1918 wurde 1919 das erste Kriegerdenkmal in Axams finanziert. In einem Artikel in der Tiroler Bauernzeitung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war zu lesen: "Für die Kulturgeschichte unseres Vaterlandes ist es sehr beachtenswert, wenn einfache Dorfbewohner aus eigenem Antrieb sich vereinigen, um der darstellenden Kunst nach ihrem Auffassungsvermögen Gestalt und Ausdruck zu verleihen." Selbst in der Wiener Presse haben die Aufführungen ihre uneingeschränkte Anerkennung gefunden. Sie werden als das Glanzstück des Axamer Dorftages 1948 genannt.

Handgeschriebene Liederbücher und Schutzgeister

Zu den Liedern des Josefnspieles ist zu sagen, dass die im handgeschriebenen Textbuch aus dem Jahr 1869 die ersten Aufzeichnungen der Liedertexte sind. In den Jahren 1913 und 1927 wurden sie vom damaligen Schuldirektor Franz Apperl neu niedergeschrieben, bzw. neu komponiert. Bei den Aufführungen im Jahr 1927 traten erstmals mehrere Schutzgeister auf und sangen die Lieder im Chor. Franz Apperl war der musikalische Leiter des Josefnspiels von 1913 bis 1955. Im Jahr 1955 überarbeitete Prof. Schmidhuber die Lieder. In der Zeit von 1955 bis 1978 lag die musikalische Leitung in den Händen von Josef Apperl dem Sohn von Franz Apperl. Aus alten Zeitungsberichten ist bekannt, dass das Josefnspiel eine Zeitlang vom eigenen, gut geschulten Orchester eingeleitet wurde. 1973 wurde das letzte Mal die Nazarenerfassung mit dem Schutzgeist inszeniert.

Anlässlich der 300 Jahr Feier

... im Jahr 1983 entschloss sich der Theaterverein, den Urtext von 1677/78 von Dr. Norbert Hölzl neu bearbeiten zu lassen. Dieser Urtext war für die Axamer vollkommen unbekannt. 1983 wurde dieser bearbeitete "alte“ Text aufgeführt. Das Bühnenbild für die Neuinszenierung schuf der Bildhauer und damalige Obmannstellvertreter Josef Zeisler. Prof. Peter Suitner komponierte die Bühnenmusik dazu. Die Chorlieder und die lebenden Bilder wurden unverändert wiederverwendet. Nur die Lieder des Schutzgeistes wurden in der Neubearbeitung nicht übernommen.

Spielleiter-Urgestein: Heinz Gatscher

Die Spielleitung übernahm Heinz Gatscher der auch den Text für die Aufführungen 1993 bearbeitete. Ebenso baute er die beliebten "Brüderlieder" wieder ein. Das Schlusslied „Großer allmächtiger Gott“ das vom Chor und den Mitwirkenden gemeinsam gesungen wird, wurde vom Axamer Gerhard Pichler für 2013 neu bearbeitet.

Alle 10 Jahre mit dabei

Beim Josefnspiel ist es auch Tradition, dass die Spieler jene Rolle spielen, die sie bereits 10 Jahre vorher verkörpert hatten. Die Vorbereitungen nehmen natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Es ist daher in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach, 30 Darsteller und fast ebenso viele Sänger zu finden, die bereit sind, einen großen Teil ihrer Freizeit für die lange Probenzeit und für die Aufführungen zu opfern.
In der Besetzungsliste spiegelt sich auch das kulturelle Dorfleben wieder. Dass Mitglieder des Kirchenchores, der Musikkapelle, der Schützenkompanie, u. dgl. beim Josefnspiel aktiv mitwirken, zeugt davon, dass das Gelübde nicht nur eine Angelegenheit des Theatervereines ist, sondern dass diese Tradition in der Bevölkerung seit Generationen stark verwurzelt ist. So ist es auch heuer wieder gelungen, Spieler und Sänger zu motivieren und für das Axamer Josefnspiels zu begeistern. Einige der Darsteller sind heuer bereits das 4. oder 5. Mal beim Josefnspiel dabei.

Stolz auf die Tradition

Obmann Gerhad Gamper: "Wir freuen uns aber, dass sich auch diesmal wieder viele junge Menschen bereit erklärt haben, mitzuwirken. Wir sind stolz darauf, dass es uns Axamern gelungen ist, die Tradition des Axamer Josefnspiels über 300 Jahre aufrecht zu erhalten und zu pflegen und wünschen uns, dass auch die kommenden Generationen das Gelübde aus dem Jahr 1683 einhalten und die alte Theatertradition von Axams fortsetzen werden."

Termine & Tickets

Das Josefnspiel 2013 feiert am Sonntag, dem 2. Juni um 14 Uhr im Theatersaal Premiere.

Weitere Spieltermine:
Samstag, 8.6., 20.20 Uhr;
Donnerstag, 13.6., 20.20 Uhr;
Sonntag, 23.6., 20.20 Uhr;
Sonntag, 30.6., 20.20 Uhr;
Donnerstag, 4.7., 20.20 Uhr;
Freitag, 12.7., 20.20 Uhr;
Donnerstag, 18.7., 20.20 Uhr;
Samstag, 20.7., 20.20 Uhr;

(Für alle, die es noch nicht wissen: In Axams Theatervorstellungen beginnen Theatervorstellungen am Abend ebenso einer alten Tradition folgend immer um 20.20 Uhr - es handelt sich hier daher um keinen Druckfehler!!)

Kartenbestellung täglich von 18 bis 20 Uhr unter der Telefonnummer 0664/5529557 oder per E-Mail unter Adresse kassa@volkstheater.axams.at oder eine halbe Stunde vor Beginn an der Theaterkasse.