Nach dem Kauf
Land sucht Betreiber für seine Therme in Stegersbach

Nach dem Kauf der Therme: Geschäftsführer Werner Cerutti, Landesholding-Geschäftsführer Hans Peter Rucker, Betriebsratsvorsitzende Karina Weinbacher, Geschäftsführerin Manuela Klawatsch, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (von links).  | Foto: Martin Wurglits
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Das Land Burgenland sucht für die jüngst übernommene Therme Stegersbach einen Betreiber. "Die Ausschreibung läuft bis 15. Feber, eine Entscheidung wird im zweiten Quartal 2024 getroffen", gab Landeshauptmann Hans Peter Doskozil heute, Dienstag, bekannt. Der Kauf von Therme, Hotel Allegria und Golfschaukel, die bis zur Jahreswende im Eigentum von Hotelier Karl Reiter standen, durch die Landesholding Burgenland sei seit gestern rechtskräftig, nachdem auch die Bundeswettbewerbsbehörde ihre Zustimmung erteilt hat.

Gesucht wird ein Betreiber mit entsprechendem Konzept. "Die Investitionen müssen sich durch den Betrieb refinanzieren", stellte Doskozil klar. "Wenn das nicht gelingt, wird das Land selbst als Betreiber agieren. Dass das funktioniert, sieht man am Beispiel der Therme Lutzmannsburg. Es darf jedenfalls nicht sein, dass Stegersbach auf Dauer ein Zuschussbetrieb ist." An der Eigentümerstruktur selbst werde sich nichts ändern.

Kaufpreis bleibt geheim

Wieviel das Land an Vorbesitzer Reiter bezahlt hat, wollte Doskozil nicht preisgeben. Man habe Vertraulichkeit vereinbart. "Das ist kein öffentliches Geld, sondern das Geld der Landesholding, die sich selbst finanzieren muss."

Auch die Frage, ob der Kaufpreis unter oder über dem von dem privaten Kaufinteressenten Interspa aus Deutschland gelegen sei, wollte Doskozil nicht beantworten. Er kenne das Angebot nicht. "Der Interspa ist es in den Verhandlungen nicht gelungen, ihre Bonität darzulegen. Auch eine gemeinsame Vorgangsweise hat sich als nicht zielführend herausgestellt", berichtete Doskozil. Der deutsche Thermenkonzern hatte Reiter ebenfalls ein Kaufangebot vorgelegt. Informierten Kreisen zufolge lag es zwischen 19 und 20 Millionen Euro.

Für die Therme Stegersbach mit ihren 14 Becken und 1.500 m2 Wasserfläche herrscht nach Einschätzung des Landes Investitionsrückstau. | Foto: Martin Wurglits
  • Für die Therme Stegersbach mit ihren 14 Becken und 1.500 m2 Wasserfläche herrscht nach Einschätzung des Landes Investitionsrückstau.
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Investitionen notwendig

Dass in der Therme massiver Investitionsrückstau herrscht, ist allen Beteiligten klar. Wie hoch er ist, werde aber erst klar sein, wenn Betreiber, Betriebskonzept und Marktpositionierung feststehen, sagte Landesholding-Geschäftsführer Hans Peter Rucker. Der Investitionsbedarf im 600-Betten-Hotel Allegria sei jedenfalls deutlich geringer.

Kaum Handlungsbedarf gebe es auf der 190 Hektar großen Golfschaukel. "Es ist eine der wenigen Golfanlagen in Österreich, die ein Plus erwirtschaftet", betonte Werner Cerutti, der gemeinsam mit Manuela Klawatsch vorläufig die Geschäfte der gesamten Tourismusanlage führt. Dass die gesundheitliche Nutzung des Stegersbacher Heilwassers künftig eine größere Rolle spielen könnte, sei nicht auszuschließen.

Übernommen wurde von den neuen Besitzern die 180-köpfige Belegschaft. Was ebenfalls gleich bleiben wird, ist der Hotelname Allegria. Und auch in der bestehenden Marketing-Gemeinschaft mit den übrigen Stegersbacher Hotels arbeite man weiterhin mit, so Klawatsch.

Reaktionen der Parteien

Bei ÖVP und FPÖ löst der Kauf der Therme Stegersbach Kritik aus, bei der SPÖ Zustimmung.

  • "Trotz Rekordverschuldung kauft das Land eine Therme, obwohl es auch einen privaten Investor gegeben hätte", kritisiert ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. "Dieser hätte Medienberichten zufolge 19 Millionen Euro geboten. Das Land dürfte vermutlich mehr bezahlt haben. Somit hat Doskozil mit dem Kauf der Zuckerfabrik in Siegendorf und der Therme in Stegersbach rund 38 Millionen Euro ausgeben", so Fazekas. "Das is genau jener Betrag, den Doskozil den burgenländischen Gemeinden für den Verkauf des Müllverbandes in Aussicht gestellt hat.
  • "Das System Doskozil greift wieder einmal tief in die Taschen der Steuerzahler", ärgert sich FPÖ-Landesobmann Alexander Petschnig. Die Übernahme der Therme Stegersbach durch die Landesholding sei ein Schachzug, der "mehr nach Hinterzimmerpolitik als nach Transparenz" rieche. "Warum ignoriert Doskozil die Chance auf frisches Geld durch die Interspa, die bewiesen hat, dass sie Bäder und Thermen betreiben kann?"
  • SPÖ-Klubobmann Roland Fürst verteidigt hingegen den Thermenkauf. "Mit der Übernahme ist sichergestellt, dass regionalwirtschaftlich wichtige Basisinfrastruktur erhalten, gestärkt und ausgebaut wird. Das Land sichert damit Arbeitsplätze, auch die Betriebe, die direkt oder indirekt an der Therme hängen, und schafft neue Perspektiven für die gesamte Region." Es wäre verantwortungslos, sich mit touristischer Basisinfrastruktur auf Abenteuer einzulassen, wie das ÖVP und FPÖ wollen. Wenn das schiefginge, würden genau diese Parteien als erste aufheulen, weil wir nicht auf burgenländische Interessen geachtet hätten", so Fürst.

Fakten

  • Therme Stegersbach : 14 Becken zwischen 26 und 35° C,  1.500 m2 Wasserfläche, acht Saunen, 2.200 m² Thermen-Saunalandschaft, 6.700 m² Außenbereich, Selbstbedienungsrestaurant
  • Hotel Allegria: 210 Zimmer, 600 Betten, zwei Restaurants, Seminarräumlichkeiten
  • Golfschaukel: zwei 18-Loch-Plätze, ein 9-Loch Golfplatz, zwei Driving Ranges

Zum Thema:

Land Burgenland übernimmt Therme Stegersbach
Privates Kaufinteresse für Therme Stegersbach wäre gegeben
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