Interview
Kukmirner Großproduzent Heinz Zinner über den Stellenwert des Apfels
KUKMIRN. Heinz Zinner führt den größten Apfelerzeugungsbetrieb Österreichs. Auf 100 Hektar Anbaufläche werden pro Jahr rund 4.000 Tonnen produziert. Zwei Drittel der Anbauflächen befinden sich in Kukmirn, Zahling, Königsdorf und Rudersdorf, der Rest in Ungarn und in der Steiermark. Im Interview gibt Heinz Zinner Auskunft über aktuelle Aspekte des Apfelanbaus.
Rund um den Apfel
MEIN BEZIRK: Wie fällt die heurige Apfelernte in Österreich aus?
HEINZ ZINNER: In Österreich ist die Erntemenge geringer, auch die Qualität und die Lagerfähigkeit haben gelitten. Es hat durch die Wettersituation mit Spätfrösten und Überschwemmungen vor allem die Steiermark getroffen. Bei Steinobst und Wein hat es zum Teil dramatische Ausfälle gegeben.
Wie macht sich Ihrer Beobachtung nach der Klimawandel im Obstbau bemerkbar?
Vor einigen Jahrzehnten war es bei uns in der Regel vom Spätherbst bis zum Jänner kalt. Jetzt schneit es vielleicht einmal im Jahr, Tauwetter und Wärmeperioden kommen schon im Winter. Die Bäume treiben früher aus, dadurch können Frühjahrsfröste großen Schaden anrichten.
Wie schützen Sie ihren doch sehr großen Betrieb?
Wir haben 100 Prozent der Flächen unter Hagelnetzen, für 80 Prozent haben wir Kronenberegnung gegen den Frost.
Welche Apfelsorten erzeugen Sie?
Die Hauptsorte ist mittlerweile Gala, dann kommen Golden Delicious, Jonagold, Elstar, Pinova und Braeburn.
Wer sind die Abnehmer für Ihre Äpfel?
Wir beliefern alle Lebensmittelketten, in erster Linie Rewe, Spar, Lidl und Hofer.
In welcher Verhandlungsposition sind Sie da gegenüber den Ketten?
Die Preisgestaltung liegt im wesentlichen bei den Handelsketten. Es ist aber so, dass der Kunde Wert auf österreichische Äpfel legt. Erst ab einem Kilopreis von drei Euro steigt er aus. In den letzten vier Jahren war der Preis im Handel stabil zwischen 2,50 und 2,99 Euro. Nominell ist er zwar höher als vor zehn Jahren, aber im selben Zeitraum sind die Herstellungskosten stärker gestiegen als die Verkaufspreise.
Welchen Stellenwert hat der Apfel für den Österreicher?
Er ist eindeutig das Lieblingsobst Nummer 1, weit vor der Banane als Nummer 2. Der Konsum sinkt aber ständig. Als ich den Betrieb vor 21 Jahren gekauft hatte, lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 26 Kilo, jetzt sind wir bei 20 Kilo. Unsere stärkste Kundengruppe sind die Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, die Jungen sind nicht wirklich Apfelesser.
Warum sinkt der Verbrauch?
Wir haben das ganze Jahr über ein sensationelles Angebot an unterschiedlichstem Frischobst in den Supermärkten. Die Auswahl ist groß, die Qualität gut. Der Apfelkonsum wird nicht mehr steigen, dafür ist das Angebot zu groß.
Zum Unternehmen:
Den Obstbaubetrieb Zinner gibt es seit 2003, als Heinz Zinner den vormaligen Obstbaubetrieb Ahorner übernahm. Zwei Drittel der 100 Hektar umfassenden Anbaufläche liegen in und um Kukmirn, dazu kommen 20 Hektar in Pernau (Ungarn) an der österreichischen Grenze und 15 Hektar in Stubenberg (Steiermark).
Das Obstlager in Kukmirn fasst 3.500 Tonnen. Der Beschäftigtenstand des Betriebs liegt bei 25 Personen, dazu kommen rund 50 Erntehelfer in der Hochsaison.
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