Serie "Burgenland-Legenden"
Warum zeigt das Olbendorfer Wappen eine Glocke?
Die Sage von der versunkenen Olbendorfer Glocke ist noch heute bekannt. Sie führt zum heutigen Gemeindewappen.
OLBENDORF. Dass ein Gemeindewappen einen Laubbaum und einen Nadelbaum zeigt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber eine Glocke wie im Fall von Olbendorf?
Das hat mit der Geschichte des Dorfes zu tun, besser gesagt mit einer Sage aus alter Zeit. Die Sage von der versunkenen Glocke ist heute noch bekannt und hat auch mit einer Befestigungsanlage zu tun, deren Bestand historisch belegt ist.
Kuruzzen im Anmarsch
Die Geschichte nahm ihren Ausgang wahrscheinlich im 17. Jahrhundert, als Teile des heutigen Burgenlandes von den Türken und den Kuruzzen heimgesucht wurden. Viel Zerstörung wurde angerichtet. Die Menschen lebten in Angst vor den berüchtigten Horden, trieben das Vieh in die Wälder und vergruben wertvollen Hausrat, damit ihr Hab und Gut nicht geraubt werde.
Dementsprechend herrschte auch in Olbendorf große Aufregung, als das Herannahen des Feindes gemeldet wurde. Man rettete, was man nur konnte, und so wurde auch die große Schlossturmglocke bei einem Bründl am südlichen Ortseingang vergraben.
Vergrabene Glocke
Als der Feind abgezogen und die ärgsten Schäden an den Häusern, Scheunen und Stallungen behoben waren, ging man daran, die Glocke auszugraben. Nach einer alten Überlieferung durfte aber während dieser Arbeit nicht gesprochen werden, da sonst die Glocke immer tiefer sank. Schon drangen die Spaten bis zur Krone der Glocke vor. Beim ersten hellen Klang, der ertönte, fing aber jemand zu reden an. Sofort versank die Glocke.
Brand oder kein Brand?
Da leuchtete den Leuten auf einmal heller Feuerschein ins Gesicht. Zu ihrem Entsetzen gewahrten sie ganz Olbendorf in Flammen. Jeder rannte, so schnell er konnte, zu seiner Behausung, um zu retten, was zu retten war. Wie staunten die Leute aber, als sie das Dorf erreichten und die Häuser friedlich und ohne das geringste Anzeichen eines Brandes vorfanden. Sie konnten die Sache nicht erklären, hatten sie doch alle die lodernden Flammen gesehen.
Also stapften sie wieder zu ihrer Grabungsstelle zurück. Dort jedoch erwartete sie eine neue Überraschung: Die Glocke war verschwunden. Da wurde ihnen bewusst, dass sie vom Teufel genarrt worden waren, der sie weggelockt hatte, damit er die Glocke während ihrer Abwesenheit versenken konnte.
Am Fuße des Schlossberges quillt der Überlieferung nach ein Brünnlein, auf dessen Grund die versunkene Glocke ruhen soll.
Keine Spuren mehr
Von der Befestigungsanlage "Castrum Olber", die auf dem Schlossberg stand, ist schon lange nichts mehr zu sehen. In der Nähe der Stelle, wo die sagenhafte Glocke vermutet wurde, erstreckt sich heute der Kunstpark Süd. Das rund drei Hektar große Areal, das dem Bildhauer Paul Mühlbauer gehört, zieren Bronzeplastiken, die Mühlbauer angefertigt hat. Weiters gibt es auf dem Areal einen kleinen Park, einen Teich mit Steg und weitere Kunstwerke.
Die Erbauung von Castrum Olber - es ist die Wurzel des Ortsnamens Olbendorf - dürfte zwischen 1287 und 1291 erfolgt sein.
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