90 Jahre Burgenland: Luising feiert ganz allein
Das jüngste Dorf Österreichs ist erst seit 1923 mit an Bord
Kein anderer Teil des Staatsgebiets ist kürzer bei Österreich als das Dorf am Zusammenfluss von Pinka und Strembach. Während das übrige Burgenland 1921 zu Österreich stieß, wurde Luising erst 1923 angegliedert.
Bei Landesjubiläen der Vergangenheit wurde in Luising ebenfalls groß gefeiert, wenn auch mit zwei Jahren "Verspätung". Diesmal ist es anders. "Es gibt keinen großen Festakt mit Politikern, sondern nur ein kleines Fest von Luisingern für Luisinger", erklärt Wolfgang Zax, Obmann des Freizeit- und Kulturvereins.
Am 1. Juni werden die Luisinger bei einem Straßenfest ganz unter sich feiern. Nur die derzeitigen, die weggezogenen oder ausgewanderten Ortskinder sind eingeladen. Hobbyhistoriker Martin Lendl wird an diesem Tag sein Dorfarchiv vorstellen.
Gravierende Abwanderung
Das jüngste Dorf Österreichs zählt heute zu jenen Orten des Burgenlandes, die am massivsten von der Abwanderung getroffen sind. 84 Einwohner leben heute hier, 1951 waren es mit 219 fast dreimal so viele. Allein in den letzten 30 Jahren hat sich laut Statistischem Zentralamt die Bevölkerungszahl halbiert. Mit Ausnahme einer Betriebsberatung gibt es keinen einzigen angemeldeten Gewerbebetrieb.
Bekannt ist Luising für seine prominenten Ortsbewohner Alfons Mensdorff-Pouilly und Maria Rauch-Kallat, für das Vorkommen der seltenen Schachblume und für seinen "geteilten" Friedhof.
Historisch einzigartig in Österreich
Als das Burgenland 1921 Österreich zuerkannt wurde, war Luising nicht dabei, wohl aber das benachbarte Hagensdorf. Luising verblieb als einziges deutschsprachiges Dorf der Umgebung bei Ungarn. Da es aber mit Hagensdorf durch Pfarre, Verwandtschaften oder Grundbesitz seit jeher engstens verbunden war, regte sich Widerstand angesichts der neuen Staatsgrenze, die sich mitten zwischen die beiden Dörfer zog.
Unter der Leitung von Pfarrer Josef Mischinger schafften es einige Luisinger Bauern, die damalige internationale Grenzkommission für ihr Anliegen zu interessieren, nämlich den Anschluss an Österreich. Die Kommission stimmte im Herbst 1922 zu, Luising musste aber zuvor militärische Angriffe ungarischer Freischärler und Gendarmen überstehen.
Am 10. Jänner 1923 marschierten schließlich österreichische Truppen in Luising ein. Am gleichen Tag fielen allerdings zehn Gemeinden, die schon bei Österreich gewesen waren, wieder an Ungarn zurück: Klein- und Großnahring, Ober- und Unteschilding, Ober- und Unterradling, Deutsch und Ungarisch Großdorf, Prostrum und Pernau.
Bis 1971 war Luising eine eigenständige Gemeinde. Seit der damals durchgeführten Gemeindezusammenlegung im Burgenland gehört Luising zur Großgemeinde Heiligenbrunn.
(Fotos: Thomas Pail, Josef Lang)
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