Ein Priester sehnt sich nach Partnerschaft
Christof Kalcher, Pfarrer in Straden, wird sein Amt Ende August niederlegen. Grund ist der Wunsch nach einer Partnerschaft
walter.schmidbauer@aon.at
Wer an diesem Sonntag während der heiligen Messe in Straden hoffte, etwas davon zu hören, was die Bewohner der Pfarre seit einigen Tagen beschäftigt, wurde enttäuscht. Thema der Predigt ist das von der Landesregierung geplante Bettelverbot an öffentlichen Plätzen. „Kein Ruhmesblatt vor dem ewigen Gericht“, ist von der Kanzel zu hören. Der Mann, der hier spricht, wird nur noch bis Ende August dieses Amt ausüben. Spätestens seit seinen Ausführungen im letzten Pfarrblatt weiß man davon in Straden.
Zurzeit keine Beziehung
„Der Wunsch nach einer engen Partnerschaft mit einer Frau, vielleicht die Gründung einer eigenen Familie ist in den letzten Jahren so stark geworden, dass ich mich zur Entscheidung durchgerungen habe, mein Priesteramt niederzulegen und einen zivilen Beruf im Rahmen meiner technischen Ausbildung anzustreben“, schreibt Christof Kalcher in der Aussendung. Er weist darauf hin, dass er zurzeit mit keiner Frau in einer Beziehung lebt, die dem Zölibat widerspricht. Den Termin für seine Amtsniederlegung hat er in Absprache mit den Verantwortlichen der Diözese gewählt. Anfang September ist jedes Jahr der Termin für die Neu- oder Umbesetzung von Pfarren. Um eine geregelte Übergabe der Pfarre Straden an seinen Nachfolger zu gewährleisten, bleibt Kalcher bis Ende August in seinem Amt.
„Seine Entscheidung tut sicher vielen von Ihnen und auch uns weh. Im Respekt vor seiner Person haben wir sie jedoch zu akzeptieren“, schreibt Generalvikar Helmut Burkard im Stradener Pfarrblatt. Er versichert auch, dass man um eine passende Nachbesetzung bemüht ist.
Von Akzeptanz über Respekt vor seiner Offenheit bis Betroffenheit reicht die Palette der Reaktionen in der Pfarre Straden. Bürgermeister Gerhad Konrad hofft auf eine adäquate Neubesetzung und streicht vor allem Kalchers Einsatz für die Jugend in der Pfarre hervor. Diesen Punkt unterstreicht auch Mesner und Pfarrsekretär Josef Lackner. Kalcher war der dritte Pfarrer mit dem er zusammengearbeitet hat: „Ich bin davon schon betroffen. Die Zusammenarbeit mit Kalcher war sehr lustig und angenehm.“
Nach seiner Amtsniederlegung beginnt für den HTL-Absolventen ein neuer Lebensabschnitt, der vorerst von Suche geprägt sein wird. Suche nach einem Arbeitsplatz als Elektrotechniker, voraussichtlich im Raum Graz, und die Suche nach einer Partnerin.
6 Fragen an
Christof Kalcher
Herr Pfarrer, wie waren die Reaktionen auf Ihre Ankündigung wegen eines Partnerwunsches das Priesteramt niederzulegen?
Die Reaktionen reichten von Akzeptanz bis zu Betroffenheit.
Wie war Ihre Laufbahn als Priester bisher?
Nach dem Besuch der HTL in Weiz begann ich 1995 mit dem Theologiestudium. Zum Priester wurde ich 2002 geweiht und war dann als Kaplan in Bruck und in Eibiswald tätig. Seit dreieinhalb Jahren bin ich Pfarrer in Straden.
Haben Sie seit der Ankündigung Ihres Partnerschaftswunsches schon Heiratsanträge erhalten?
Die Gefahr ist nicht da. Man soll sich nicht überschätzen. Es steht noch niemand Schlange. Außerdem hat bei mir jetzt einmal die geordnete Übergabe der Pfarre Vorrang.
Möchten Sie einmal eine Familie gründen und kirchlich heiraten?
In den Jahren meines kirchlichen Dienstes ist in mir die Erkenntnis gereift, dass meine Entscheidung zum ehelosen Leben vor neun Jahren doch nicht die Lebensform ist, die meinem Wesen ganz entspricht. Eine kirchliche Hochzeit ist aber erst dann möglich, wenn ich laisiert bin.
Was bedeutet diese Laisierung?
Die Laisierung ist ein Verfahren, das nach der Niederlegung des Priesteramtes auf Bitten des Klerikers vom Papst durchgeführt wird. Man wird dabei wieder in den Laienstand zurückversetzt. Die Priesterweihe selbst kann aber nicht rückgängig gemacht werden, diese ist unwiderruflich. Die Laisierung ist die kirchenrechtliche Aussetzung der Rechte und Pflichten eines Klerikers durch den Papst. Das Verfahren kann Jahre dauern. Nach dieser Laisierung ist eine kirchliche Eheschließung aber möglich.
Möchten Sie in einer anderen Form seelsorgerisch weiter tätig sein?
Das ist eher nicht vorgesehen. Eine Möglichkeit wäre, als Religionslehrer tätig zu werden. Das ist aber eher nicht mein Fall. Ich möchte nach der Niederlegung des Priesteramtes wieder in meinem erlernten technischen Beruf – ich bin Absolvent der Bulme Weiz im Fach Elektrotechnik – Fuß fassen. Das wird voraussichtlich am ehesten in Graz bzw. im Raum Graz Umgebung möglich sein. Es ist auch nicht so, dass ich dann gleich von der Gehaltsliste der Diözese fliege. Wir scheiden ja nicht im Streit und was ich weiß, gibt es bei so einem Umstieg schon Unterstützung von der Diözese, wenn Bereitwilligkeit da ist.
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