Unwetter Deutschfeistritz
"Wunder, dass es keine Toten oder Verletzten gibt"
"Verschwindet, Deutschfeistritz säuft ab" – die Marktgemeinde Deutschfeistritz, Bezirk Graz-Umgebung, wurde am Samstag von heftigen Unwettern getroffen, der Zivilschutzalarm wurde ausgerufen, es herrschte Lebensgefahr. Und während alle helfenden Hände am Sonntag zusammengreifen, kämpft man gleichzeitig mit Schaulustigen. Landeshauptmann Christopher Drexler macht sich ein Bild.
DEUTSCHFEISTRITZ. "Schwer zu verstehen, was seit gestern Abend bei uns im gesamten Ortsgebiet abgegangen ist" – das sind die Worte der Freiwilligen Feuerwehr Deutschfeistritz nach den verheerenden Unwettern mit massiven Überschwemmungen. Der Übelbach ging aufgrund der Regenmassen binnen kürzester Zeit über, das gesamte Gemeindegebiet wurde zur Sperrzone erklärt.
Eingeklemmte Personen
Es ist "ein Wunder, dass es keine Toten oder Verletzten gibt", schildert eine Anrainerin MeinBezirk. Die Bilder und Videos, die im Internet und auf den sozialen Netzwerken herumschwirren, zeigen das Ausmaß der Katastrophe. Über 300 Mitglieder von 25 Feuerwehren, dem Roten Kreuz, der Polizei und Behörden waren im Dauereinsatz: 50 Personen mussten aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden. "Wir sind damit am Limit angekommen", teilt die FF mit. Laut Augenzeugenberichten der Anrainerin wurde der Regen zwar genau beobachtet, "aber das ging dann alles so schnell. Lass es zehn Minuten gewesen sein und alles war überschwemmt". Stromausfälle und überflutete Keller waren noch das kleinste Übel.
Zwischen Peter-Tunner-Platz Richtung Kirchberggasse riss eine Sturzflut Autos mit sich, die sich ineinander verkeilten. Die Personen, die sich in den Autos befanden, konnten sich über die Autodächer retten. Ein anliegender Anrainer half, in dem er die Menschen mit einer Leiter in den ersten Stock zog.
Sanitätshilfsstelle eingerichtet
Das Rote Kreuz war mit mehr als 200 Personen in Bereitschaft – nicht nur für Deutschfeistritz, denn im Laufe der Abend- und Nachtstunden wurde der Zivilschutzalarm erweitert auf die Gemeinden Weinitzen und Eggersdorf ausgerufen. "Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein, um der Bevölkerung und die Freiwilligen Feuerwehren zu unterstützen", sagt Chef des Stabes des Bezirksrettungskommandos Graz-Umgebung Thomas Gangl. Für die Bevölkerung wurde eine Sanitätshilfsstelle mit einem Betreuungsinformationszentrum im Peter-Tunner-Schulzentrum eingerichtet.
Murenabgänge und Ortswasser
Nach starken Niederschlägen verlegte eine Mure die A9 bei Übelbach, beide Fahrtrichtungen mussten gesperrt werden. Die Mure verlegte die Richtungsfahrbahn Süden/Spiefeld komplett, sodass aus Sicherheitsgründen die Sperre anhielt. Gegenüber MeinBezirk berichtet eine junge Frau, dass für Zugreisende auch der Weg zwischen Peggau-Deutschfeistritz und Frohnleiten Bahnhof nicht passierbar war. Um 20.33 wurde bereits mit einer Verzögerung von bis zu einer Stunde gerechnet.
In Übelbach selbst wurde die Ortswasserversorgung stark beschädigt, mehr als 200 Haushalte hatten kein Wasser, teilte der Bürgermeister via Facebook mit. Vor allem im Bereich Kleintal und Bockstallstraße wurden Straßensperren errichtet, da das Wasser nicht mehr versickern konnte. Das Wasser des Übelbachs floss in weiterer Folge in die Mur ab, sodass auch in Graz der Zivilschutzalarm ausgerufen wurde. Besonders die Bezirke Mariatrost und Andritz waren durch den Andritz- und Leonhardbach betroffen.
Wie es weitergeht und was man tun kann
Etliche Freiwillige haben sich gemeldet, die Hilfsbereitschaft ist hoch. Für alle, die noch helfen wollen: Bitte meldet euch nicht mehr bei der Feuerwehr, die Kapazitäten sind erschöpft. Stattdessen sollen beziehungsweise können Private beziehungsweise Angehörige angerufen werden. Wichtiger Hinweis: auf eigene Gefahr. Speisespenden werden aktuell nicht mehr entgegengenommen – es gibt genug. Deutschfeistritzerinnen und Deutschfeistritzer, die Sandsäcke benötigen, können diese bei der Katastrophenhalle abgeholt werden.
Die Gemeinde würde sich darüber hinaus über Baggerunternehmen freuen, die freiwilligen helfen wollen. Kontakt an Meike Brucher unter der Nummer 0677/62 42 24 32. Und das ist wichtig: Im gesamten Gemeindegebiet wird aktuell die Zerstörung beseitigt, alle helfenden Hände sind im Dauereinsatz. Es wird daher unmissverständlich gebeten, dass sich Schaulustige fernhalten.
Wetter: keine gute Aussicht
Das Unwetterrisiko ist weiterhin nicht gebannt. Laut Skywarn Austria ist im Laufe des Tages mit erneuten schweren Gewittern und Regenmassen zu rechnen. "Die Unwettergefahr bleibt hoch. Da womöglich wieder die gleichen Gebiete von schweren Gewittern getroffen werden könnten, haben wir uns dazu entschieden, erstmals in diesem Jahr die höchste Warnstufe (violett) auszurufen", heißt es (siehe Karte).
Der Artikel wird aktualisiert.
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