Mut und Wut auf Probe
Wütende Lokführer aus Brunn-Johnsdorf jagen gemeingefährliche Harakiri-Lenker.
Unachtsamkeit ist die Unfallursache Nummer eins auf Eisenbahnkreuzungen. Gerade erst musste deshalb ein Mann auf den Gleisen sein Leben lassen. Ein 42-Jähriger wurde bei der Kollision mit einem Zug in Flöcking in der Gemeinde Ludersdorf nahe Gleisdorf getötet. Der Mann dürfte das Rotlicht übersehen haben.
Wie jetzt zwei Fehringer Lokführer exklusiv für die WOCHE aus ihrem Arbeitsalltag berichten, werden brenzlige Situationen nicht nur von unkonzentrierten Fahrern heraufbeschworen. Mehr und mehr leichtsinnige Lenker bringen in fahrlässiger und halsbrecherischer Manier sich und andere in Gefahr. Die ÖBB-Bediensteten Mario Putz und Werner Scherbler wollen nicht länger tatenlos zusehen. Sie notieren Kennzeichen und bringen Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung zur Anzeige.
Harakiri-Aktion auf Schiene
Vor allem auf der Thermenbahn zwischen Fehring und Friedberg wollen die routinierten Lokführer bei Autolenkern eine überdurchschnittlich stark ausgeprägte Risikobereitschaft ausgemacht haben. Jedenfalls komme es entlang der Thermenbahn häufiger zu gefährlichen Situationen als anderswo. „Freilich, da gibt es extrem viele Eisenbahnkreuzungen. Die meisten sind unbeschrankt und nur durch Andreaskreuze und Stopptafeln gesichert“, sucht Putz nach einer plausiblen Erklärung für das erhöhte Unfallrisiko auf diesem Abschnitt. Doch ein tiefgreifendes Erlebnis lässt ihn an dieser Theorie zweifeln. „Ein Auto ist parallel zum Zug mitgefahren, hat ihn überholt und wurde unmittelbar vor ihm über die Schienen gelenkt.“ Nicht einmal eine Schnellbremsung war möglich. „Das war verdammt knapp und Absicht“, ist sich Putz sicher und schließt Nervenkitzel als Motiv für die Harakiri-Aktion nicht aus. „Vielen ist oft nicht bewusst, dass sie mit dem Tod spielen“, sagt Mario Putz und schüttelt nachdenklich den Kopf. Als ÖBB-Betriebsrat fühlt er sich nicht nur für Fahrgäste, sondern auch für seine Kollegen verantwortlich. Nicht selten fallen Lokführer nach blutigen Karambolagen selbst in die Krise und benötigen psychologische Betreuung. Die Angst soll im Führerstand nicht zum ständigen Begleiter werden.
Es wird bereits ermittelt
„Hinter den Anzeigen steckt keine Direktive des Dienstgebers. Es handelt sich um eine Privatinitiative der Lokführer“, informiert ÖBB-Pressesprecher Walter Mocnik. Sie sei angesichts der hohen Verantwortung, die sie trügen, im Falle einer Gefährdung für Fahrgäste und sie selbst durchaus ihr gutes Recht. Zumindest in einem Fall wird bereits ermittelt, wie Heribert Potocnik von der Bezirkshauptmannschaft in Feldbach bestätigt. Anzeigen wurden bislang auf den Posten Riegersburg
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