Gratwein-Straßengel
GO-ON-Suizidprävention zieht ins Generationenhaus

GO-ON erweitert das Beratungsangebot und ist nun auch in Graz-Umgebung Nord, im Generationenhaus, anzutreffen. | Foto: unsplash/Jeremy Perkins
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Das Generationenhaus in der Marktgemeinde Gratwein-Straßengel ist um ein wichtiges Beratungsangebot reicher: Das Team der GO-ON Suizidprävention hat sich erweitert und ist nun auch in Graz-Umgebung Nord anzutreffen.

GRATWEIN-STRASSENGEL. 2020 starben in Österreich 1.072 Menschen durch einen Suizid – davon waren 216 Steirer:innen, 22 kamen aus Graz-Umgebung. Um zu zeigen, wie hoch diese statistischen Zahlen sind: Im Durchschnitt kommen durch Selbsttötung drei Mal mehr Menschen ums Leben als im Straßenverkehr. 

Damit führt die Steiermark eine traurige Statistik an. Und die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist groß. GO-ON, das Suizidpräventionsprojekt des Gesundheitsfonds Steiermark, baut deshalb sukzessive aus. 

Verankern, um zu helfen

Die Kernaufgabe von GO-ON ist es, Vorträge, Workshops und Schulungen zu machen, um Informationen zu vermitteln, Aufklärungsarbeit zu leisten und Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es soll vor allem darum gehen, Menschen für die Themen Suizidalität und psychische Erkrankungen zu sensibilisieren, Vorurteile abzubauen, Wissen zu vermitteln und Menschen dabei zu unterstützen, Hilfe für sich selbst, Angehörige oder Freunde und Freundinnen zu finden. Außerdem werden für verschiedene Berufs-, und Altersgruppen entsprechende Angebote individuell erarbeitet.

Susanna Truschnig (l.) und Doris Klug sind als Ansprechpartnerinnen in GU-Nord für jene da, die über das Thema sprechen wollen. | Foto: Privat
  • Susanna Truschnig (l.) und Doris Klug sind als Ansprechpartnerinnen in GU-Nord für jene da, die über das Thema sprechen wollen.
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Das Team der GO-ON Suizidprävention besteht aus Experten und Expertinnen aus den Fachbereichen Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Sozialarbeit und Pädagogik. Mit Doris Klug und Susanna Truschnig, beide sind Klinische- und Gesundheitspsychologinnen, wird ein Angebot in GU-Nord geschaffen. "Es ist nicht so, dass es in Graz-Umgebung beziehungsweise im Norden des Bezirks einen so rasanten Anstieg gibt oder gab. Aber es ist nun einmal so, dass es Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Vor allem dahingehend, dass es im ländlicheren Bereich immer zu wenig Beratungsangebote gibt. Betroffene müssen ausweichen. Wir wollen in den Regionen besser verankert sein, um helfen zu können", sagt Truschnig. 

Alter und Region sind bemerkbar

Krisen und Erkrankungen betreffen alle Altersgruppen, alle Berufssparten, jedes Geschlecht und jeden Bildungsstand. Einen eklatanten Unterschied gibt es dann aber doch: Mehr als drei Viertel der Suizidtoten sind Männer, die anteilsmäßig meisten Suizide werden im mittleren Alter (45 bis 59 Jahre) begangen und steigen mit dem Alter. Für die 75- bis 79-Jährigen ist das Suizidrisiko etwa zweieinhalb mal höher, bei den 85- bis 89-Jährigen sogar viereinhalbmal höher wie jenes der Durchschnittsbevölkerung. Und das spürt man am Land:

"Erkrankungen, vor allem körperliche Erkrankungen, Existenzängste um Eigentum, das Haus und den Hof, sowie Einsamkeit, etwa weil die Bezugspersonen weniger werden oder die Frau verstorben ist, oder das Gefühl, jemanden zur Last zu fallen, sind Faktoren, warum die Suizidrate bei älteren Männern im ländlichen Raum höher ist. Ab 80 Jahre aufwärts gibt es vermehrt Fälle."
Susanna Truschnig

In der Leistungsgesellschaft, in der wir leben, braucht es manchmal jemanden, der einem einfach nur zuhört. | Foto: unsplash/Martin Adams
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Eine Krisengeneration

Mit Beginn der Pandemie und mit dem Krieg in der Ukraine haben sich hingegen bei Jugendlichen und jüngeren Altersgruppen Krisen entwickelt, die so noch kaum gespürt worden. Neben der Sorge um die eigene Gesundheit spielt die Sorge um das Meistern der Herausforderungen des Lebens, Jobverlust sowie die Angst um die Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel der Psyche mit.

"Die Anfragen haben zugenommen. Aktuell trifft eine Generation auf Umstände, mit denen sie nie in Berührung gekommen sind. Studien zeigen zum Beispiel, dass sich die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit auf die Suizidrate auswirkt. Junge Erwachsene sind eine Risikogruppe, vor allem bei den Versuchen."
Mit dem Beratungsangebot im Generationenhaus soll jeder und jede die Möglichkeit haben, über die Lebenssituation und über Ängste und Sorgen zu sprechen. Auch Angehörige dürfen sich angesprochen fühlen. Das Haus ist insofern ein guter Ort für eine Suizidprävention, meint das GO-ON-Team, weil es hier mehrere Angebote gibt und man sozusagen in der Masse untergeht, "anonym bleiben kann". 

Braucht es mehr solcher Angebote?

Allgemeine Informationen:

  • Im Generationenhaus Gratwein-Straßengel werden einmal im Monat kostenfreie Sprechstunden von GO-ON angeboten. 
  • Diese werden jeden dritten Dienstag im Monat von 15 bis 17 Uhr ohne Anmeldung oder Terminvereinbarung stattfinden. 
  • Hier kannst du unkompliziert und, wenn du magst, auch anonym Fragen stellen, Informationen einholen oder einfach ein Gespräch mit den Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von GO-ON führen.
  • Der Träger ist der Dachverband der sozialpsychiatrischen Vereine der Steiermark.

Hilfe in Krisenfällen:

  • Psychosoziale Beratungsstellen in der Region: www.plattformpsyche.at
  • Telefonseelsorge: 142 (rund um die Uhr)
  • Männernotruf: 0800 /246 247 (rund um die Uhr)
  • Rat auf Draht: 147 (für Kinder und Jugendliche, rund um die Uhr)
  • Ö3-Kummernummer: 116123 (täglich 16-24 Uhr)
  • Berufsverband Österreicher PsychologInnen: 01/ 504 8000 (Mo-Fr 9-16 Uhr)
  • Kriseninterventionsteam Land Steiermark: 0800/500 154 (täglich von 9 bis 21 Uhr)
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