Die Werkstatt der Heiligen
Es fliegen die Späne bei Thomas Rauch. Es weihnachtet und Könige warten nicht.
Er stellt die Kreissäge ab und die Kaffeemaschine an. Der Holzbildhauer Thomas Rauch in Steinbach bei Bairisch Kölldorf stimmt auf Weihnachten ein. Der 1,90 Meter große "Mohr", der König aus dem Morgenland, entsteht gerade draußen im Garten.
Mohr ist aus Eiche, weil die Baumstammlieferung ausblieb. Deshalb arbeitet der Bildhauer bei diesem König der Heiligen drei mit dieser Art des Holzes. "Normalerweise nehme ich Linde oder Pappel, das ist weicheres Holz."
In ein paar Wochen ist Mohr fertig. Dann gesellt er sich im Advent zur Heiligen Familie mit Hirten und Schafen im Kurpark in Bad Gleichenberg. Rauch schickt schon voraus: "Wenn das Holz nicht kommt, mache ich die anderen Könige im kommenden Jahr."
Gesichter mit Schein
Warum "Heilige" die Ausgestaltung von Mimik einschränken, scheint klar. "Ich kann bei Jesus am Kreuz nicht das wahre Leiden zeigen." Abstrakte Körperformen, Denkerposen und verzerrte Gesichter gibt es im verglasten Ausstellungsraum neben Figuren religiöser Natur. Sie folgen frei der Fantasie eines Künstlers.
Wenn der doch - wenn auch mit gemischten Gefühlen - religiöse Bildhauer arbeitet, fühlt er sich der Spiritualität nicht näher. Eher bleibt er auf die Kunst hinter der Religion konzentriert. "Religionen und Glaubenskriege haben die Kunst in der Zeit sehr weit gebracht. Die Menschen konnten nicht lesen und schon gar nicht das Lateinische. Figuren vermittelten die Geschichte."
Eine siebenjährige Ausbildung in Tirol und Südtirol zum profunden Bildhauer religiöser Figuren halten den Steinbacher Bildhauer gut im Geschäft. Die Nachfrage ist international.
Und sie leben
Weil der 32-Jährige immer gut zeichnete, wählte er diesen Beruf. Heute wirft der Bildhauer alles weg. "Ich vernichte Skizzen, damit ich nichts kopiere." Jedes Werk soll einzigartig bleiben. So auch das lebende Beispiel: Maria und Josef bei der Kapelle in Merkendorf. Sie entstanden aus lebenden Lindenbäumen.
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