Die Geburtstagsfeier muss warten
Am 6. April begeht Josef Greiner seinen 85. Geburtstag. Für den Hausmannstätter ist 2020 mehrfach ein Jubiläumsjahr, aber auch ein Gedenkjahr, wenn er an die Ostern vor Kriegsende zurückblickt.
„Zu meiner Zeit hat es nur die Volksschule gegeben, wo wir acht Jahre unterrichtet wurden. Hausmannstätten hatte damals 830 Einwohner (heute rund 3.200). Strom hat es erst ab 1938 gegeben, aber auch nicht überall im Haus, nur in der Küche. Der Vater war eingerückt und wir Kinder halfen in der Landwirtschaft mit“, erinnert er sich an seine Kindheit am Bauernhof. In der kleinen Greißlerei Hostnigg neben dem Kirchenwirt wurde eingekauft, was nicht selber produziert wurde. „Die Mutter hat Germ zum Brotbacken gebraucht, Petroleum für die Lampe, damit wir Kinder im Dunkeln unsere Aufgaben haben machen können, ein bisschen Zucker oder Hühnerringe, die es in verschiedenen Farben gegeben hat, damit hat man gewusst, wie alt die Hennen sind“, blickt Greiner mehr als sieben Jahrzehnte zurück.
„Ich war zehn Jahre alt, als 1945 über unser Grundstück 38 Splitterbomben abgeworfen wurden, ich hab‘ mich vor Angst in eine Ackerfurche geworfen. Das Haus haben sie nicht getroffen, aber am Feld rissen sie korbgroße Trichter. Das Flugzeug war von der Flak (Fliegerabwehrkanone) beschossen und lud seine tödliche Ladung über die Äcker in Hausmannstätten ab“. Später marschierte die Rote Armee ein, Hausmannstätten war von den Russen besetzt. „Mit uns Kinder gingen die fremden Soldaten gut um, für Erwachsene war es nicht so einfach“.
Es kamen bessere Zeiten, auch wenn die Nachkriegsjahre hart waren. „Ich hatte das Glück, ein Musikinstrument zu lernen, mit 13 Jahren spielte ich das erste Mal auf einer Beerdigung“.
Die Musik und die Feuerwehr spielen in seinem Leben eine große Rolle, Greiner gründete die Jagdhornbläsergruppe, ist seit 30 Jahren Trompeter bei der Feuerwehrkapelle Fernitz und seit 70 Jahren bei der Feuerwehr. Seine Liebe zur Natur führte ihn zur Berg- und Naturwacht, wo er 34 Jahre die Ortsgruppe leitete, bevor er 2018 die Stafette an Harald Krois übergab.
Anfangs in der elterlichen Landwirtschaft tätig, hakelte Greiner mit 23 Jahren in der Lapp-Finze Kalsdorf (heute Roto Frank), später in Abtissendorf auf einer Tankstelle. Bis zur Pensionierung arbeitete er in der Landesregierung, zuletzt in der Agrar-Bezirksbehörde. Im Vorjahr feierte er mit Gattin Anneliese die Diamanthochzeit, seine Geburtstagsfeier aber muss coronabedingt ein bisschen warten
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