Nulldiebohne
Natalie Weiß bringt kolumbianischen Schatz ins Mühlviertel
Seit etwa zwei Jahren verkauft Natalie Weiß (38) nachhaltigen Kaffee aus Kolumbien in ihrem Online-Shop "Nulldiebohne".
PREGARTEN. Eine berufliche Auszeit hat Natalie Weiß erstmals nach Kolumbien – in das Land des Kaffees – geführt. "Das tropische, bunte Kolumbien hat mich fasziniert und die Neugier, mehr über Kaffee zu erfahren, war groß", berichtet sie. Über Kontakte machte sie sich auf die Reise ins westliche Hochland von Kolumbien und erreichte das bunte Dorf El Cairo. "Hier dreht sich alles um Kaffee. Ich lernte die Umweltgemeinschaft Serraniagua und Kaffeebauern, wie Gustavo, kennen. Sehr viele Familien leben hier vom Kaffee und mir wurde klar, dass ich eigentlich ,Null die Bohne' über Kaffee weiß", sagt die gebürtige Pregartnerin. "Erst als mich Gustavo auf seine Finca einlud, wurde mir bewusst, welche Arbeit hinter Kaffee steckt und was die Qualität ausmacht. So habe ich mehrere Monate mit Kaffeebauern und der Umweltgemeinschaft zusammengearbeitet und meine Idee, Café Comam nach Österreich zu importieren, umgesetzt", beschreibt sie ihr Schlüsselerlebnis.
Kaffeebedarf im Lockdown
"Ich bin eine Woche vor dem ersten Lockdown von Kolumbien nach Österreich zurückgekommen, weil ich meine erste Lieferung Kaffee erwartete", sagt Weiß. Grundsätzlich kein idealer Zeitpunkt, sich selbständig zu machen. Anders war es bei Weiß: "Von einem Tag auf den anderen waren alle im Home office und brauchten Kaffee für zu Hause. Die ersten 300 Kilo habe ich während des Lockdowns recht schnell über meinen Onlineshop verkauft. Gelagert war die Ware in der Garage ihres Elternhauses. Allerdings hatte sie auch vor, Kaffee auf Märkte zu verkaufen, das war im Lockdown leider nicht möglich. "Aber da muss man flexibel bleiben und eben das machen, was im Moment möglich ist", sagt sie. Die 38-Jährige hat in Wien Internationale Entwicklungen sowie Umwelt- und Bioressourcenmanagement studiert, bevor Kolumbiens Kaffee ihre Wege kreuzte. Eine Barista- und Kaffeesensorikausbildung folgten kürzlich.
Kaffee schwarz trinken
Wie die faire "Kaffeedealerin" den Muntermacher am liebsten trinkt? "Früher habe ich wenig Kaffee getrunken, weil er mir meistens nicht schmeckte - außer mit viel Milch und Zucker. Seit dem ich guten Kaffee zu Hause habe, trinke ich diesen schwarz, denn so schmeckt man die schokoladig fruchtigen Aromen heraus. Am liebsten bereite ich mir Kaffee in der French Press oder, vor allem im Urlaub, mit der Aeropress zu", sagt sie. Wie Sie Ihren Kaffee weiterhin vermarkten will? "Ich möchte gerne noch mehr Foodcoops und Büros mit Café Comam beliefern. Ab nächstem Jahr bin ich mit meinem Cafémobil, einem umgebauten VW T3 Bus, auf Hoffesten oder anderen kleineren Events unterwegs und schenke Café Comam aus", verrät sie ihre neuen Ideen.
Faire Handelsbeziehungen aufbauen
Das große Ziel von Natalie Weiß ist es, eine faire, direkte und langfristige Handelsbeziehung zu den Kaffeebauern in Kolumbien aufzubauen. Diese direkte Zusammenarbeit ist eine Win-Win Situation für beide: Es werden garantiert faire Preise für die Bauern bezahlt und im Gegensatz dafür bekommen wir eine erstklassige Qualität an Kaffeebohnen. "Ich möchte mit dem Projekt dafür sorgen, dass es der Umwelt und den Menschen entlang der gesamten Produktionskette von Kaffee gut geht. Wir unterstützen die Bauern, Kaffee weiterhin in agrar-ökologischem Schattenanbau in Waldgärten zu kultivieren und rösten die Kaffeebohnen direkt nach der Ernte in Kolumbien. Dabei arbeiten wir mit einer kleinen Rösterei und Röstexperten mit 30-jähriger Erfahrung zusammen", erklärt sie. Dadurch werden Arbeitsplätze und mehr Möglichkeiten für die Menschen in Kolumbien geschaffen und es bleibt dreimal mehr Wert vor Ort in Kolumbien. "Das ist für mich Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe, die auch langfristig gesehen wirklich einen Nutzen hat."
Kein Bohnenberg, Qualitätsware
Was der Unterschied ihres Kaffees mit jenem von bekannten Großmarken, ist, vergleicht Weiß mit gutem Wein: "Eine 0,75 l Flasche Grüner Veltliner von einem Winzer schmeckt anders, als ein Doppelliter aus dem Supermarkt. Bei unserem Kaffee ist es so, dass keine Zwischenhändler involviert sind und wir haben es auch nicht mit einem riesen, qualitativ zusammengewürfelten, Kaffeebohnenberg zu tun", sagt Weiß – und das schmecke man bei Café Comam.
Gastfreundliche Kolumbianer
Warum es ihr gerade Kolumbien angetan hat? "Ich habe dort auf meiner Reise die gastfreundlichen und offenherzigen Kaffeebauern und ihre Familien kennenlernen dürfen. Es sind die Menschen selbst, die ich ins Herz geschlossen habe und die ich mit diesem Projekt langfristig unterstützen möchte. Kaffee ist die Lebensgrundlage dieser Familien und ein fairer Preis für die Rohware essenziell. Gleichzeitig sind diese Kaffeebauern Vorreiter für eine ökologische und nachhaltige Kultivierung von Kaffee im Schattenanbau. Das ist für mich eine zukunftsfähiger und unterstützenswerter Weg des Kaffeeanbaus, der wesentlich bessern an den Klimawandel und die mit einhergehenden Wetterextreme angepasst ist, als Monokulturen, und gleichzeitig die Biodiversität fördert", sagt Weiß.
Positive Einstellung zum Leben
"Besonders bewegend war für mich die herzliche und gastfreundliche Art und Weise der Kaffeebauern. Es sind Menschen, die ökonomisch gesehen sehr arm sind, sozial und emotional gesehen aber sehr reich. Sie haben nicht viel materiellen Besitz, aber sie haben immer ein Lächeln im Gesicht und laden dich liebend gerne auf ihre Finca ein. Die einfache Lebensweise, ihre Kreativität und vor allem die positive Einstellung zum Leben haben mich sehr inspiriert", sagt die Unternehmerin.
Zur Sache:
Café Comam kann man unter www.nulldiebohne.at kaufen. Dort gibt es auch Infos dazu, wie man Natalie mit dem Cafémobil buchen kann.
Der Name Café Comamist die Abkürzung für COMunidad AMbientalista und heißt so viel wie Umweltgemeinschaft. Die Umweltgemeinschaft Serraniagua hat sich auch zum Ziel gesetzt, die Biodiversität der Region zu erhalten. Dazu gehört der Erhalt unberührter tropischer Regenwälder ebenso, wie die Tradition und Kultur des Kaffeeanbaus. So werden im ortsansässigen Café Cultural Comam verschiedene Produkte unter dem Namen Comam verkauft, nicht nur Kaffee, sondern auch Panela, Honig, etc.
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