Palliative Care im Unteren Mühlviertel
Begleiterinnen am letzten Weg
Das Palliative-Care-Team "Unteres Mühlviertel" leistet seit zehn Jahren ungemein wertvolle Arbeit.
PERG, FREISTADT. Seit einem Jahrzehnt besteht das Palliative-Care-Team "Unteres Mühlviertel". In dieser Zeit umrundeten die Mitarbeiterinnen fast acht Mal den Äquator. Für ihre 1.600 Patienten legten sie 315.000 Kilometer zurück. Und jeder Kilometer hat sich gelohnt, denn die Patienten sind keine normalen Patienten, die bald wieder genesen. Es sind Patienten, die quasi austherapiert und auf ihrem letzten Weg sind. „Oft ist der Übergang aus dem stationären in den häuslichen Bereich für schwerstkranke und sterbende Patienten sowie deren Angehörige mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden", sagt die Teamleiterin des Bezirkes Freistadt, Marion Würzl. "Genau in solchen Situationen leisten wir – das mobile Palliativteam – wertvolle Arbeit, um diesen Übergang zu erleichtern."
Weißen Fleck getilgt
Bis 2013 gab es dieses kostenlose und ungemein wichtige Angebot weder im Bezirk Perg noch im Bezirk Freistadt. Die Hospizbewegung Bezirk Freistadt und das Rote Kreuz Bezirk Perg nahmen damals Gespräche auf, um den weißen Fleck auf der Landkarte zu tilgen. Die Gespräche verliefen überaus konstruktiv und schon kurze Zeit später war die Kooperation beschlossene Sache. Heuer feiert die bezirksübergreifende Palliativversorgung ihren zehnten Geburtstag. Die Zusammenarbeit verläuft hervorragend, das bestätigen sowohl Pergs Bezirkshauptmann Werner Kreisl als auch Freistadts Bezirkshauptfrau-Stellvertreter Bernhard Klein.
Team hat sich gut etabliert
„Unser mobiles Palliativteam hat sich gut etabliert und stellt einen fixen Bestandteil der Betreuungslandschaft dar", sagt die Teamleiterin des Bezirkes Perg, Silvia Buchmayr. "Durch unsere spezielle Fachexpertise wird das Betreuungsangebot für Palliativpatienten optimal abgerundet."
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FALLBEISPIEL ZEIGT, WORUM ES BEI PALLIATIVE CARE GEHT
PERG, FREISTADT. Vor zwei Jahren begann das Palliative-Care-Team "Unteres Mühlviertel" mit der Betreuung einer Frau. Ihre Erstdiagnose lautete: bösartige Tumorerkrankung in der Lunge mit Metastasen in den Knochen und im Gehirn. Nachdem die Befunde trotz mehrerer Zyklen Chemotherapie und einer Bestrahlungstherapie des Kopfes eine deutliche Verschlechterung der Erkrankung gezeigt hatten, erfolgte eine Änderung des Therapiezieles in „Best Supportive Care“ – dabei geht es in erster Linie darum, eine möglichst zufriedenstellende Symptomlinderung zu erreichen. Nicht mehr die Heilung steht im Mittelpunkt, sondern der bestmögliche Erhalt der Lebensqualität. Auf Wunsch der Patientin wurde der Sozialdienst im Krankenhaus eingebunden und die Entlassung in das häusliche Umfeld geplant. Bereits einen Tag nach der Entlassung konnte die Aufnahme der Patientin durch das mobile Palliativteam "Unteres Mühlviertel" gewährleistet werden. In einem umfassenden Erstgespräch erfasst das Palliative-Care-Team die Wünsche, Bedürfnisse und aktuellen Probleme der Patientin. Dabei stellt sich heraus, dass die zunehmenden Schmerzen eine große Belastung darstellten. Auch die Mobilität war deutlich eingeschränkt. Nach Rücksprache mit den Palliativmedizinern erfolgte die Adaptierung der Schmerztherapie mit einer Schmerzpumpe. Schon in den folgenden Tagen kam es zu einer deutlichen Linderung. Der Frau konnte dadurch ein großer Wunsch erfüllt werden: Es war ihr möglich, ihren einzigen Sohn zum Traualtar zu führen.
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DEN TAGEN MEHR LEBEN GEBEN (KOMMENTAR, Roland Wolf)
Mors certa, hora incerta – das sagten schon die alten Römer. Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss. Für das Palliative-Care-Team "Unteres Mühlviertel", das die Bezirke Perg und Freistadt betreut, ist das Thema Tod beruflich in jeder Phase allgegenwärtig. Die neun Gesundheits- und Krankenpflegerinnen kümmern sich in Absprache mit fünf Palliativärzten um die medizinisch-pflegerische Versorgung von Menschen, die sich auf ihrem letzten Lebensweg befinden. Um Cicely Saunders, die Begründerin der modernen Hospiz- und Palliativbewegung zu zitieren, geht es dabei nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Das Beispiel im unten stehenden Artikel untermauert diese These eindrucksvoll. Der Lohn für das Palliative-Care-Team ist es, letzte Wünsche zu erfüllen.
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