Kampf gegen Tabuthema
Wienerin begleitet Frauen bei ihrem Kinderwunsch
"Es ist wichtig, darüber zu sprechen": Christina Siebinger begleitet Menschen auf ihrem oft steinigen Weg zur eigenen Familie. Im Gespräch erzählt sie, warum reden einfach hilft.
WIEN/FLORIDSDORF/DONAUSTADT. "Ich will anderen meinen Schmerz ersparen": Christina Siebinger hatte selbst einige Abgänge und war lange in einer Kinderwunschklinik in Behandlung. Jetzt spricht sie offen über das Erlebte: "Es hilft, einfach darüber zu reden. Das Thema sollte kein Tabu mehr sein."
Nach acht Jahren, fünf davon in Behandlung wegen ihres Kinderwunsches, hat es bei Siebinger endlich geklappt: Ihre Tochter kam zur Welt. In der Zeit der Karenz begann sie darüber nachzudenken, was sie danach machen soll. Als sie dann erneut schwanger wurde und eine Fehlgeburt erlitt, fasste sie den Entschluss, anderen zu helfen. "Ich hätte gerne jemanden gehabt, der mich in dieser Zeit begleitet hat", meint sie im Gespräch mit MeinBezirk.at.
Bereits seit einem Jahr begleitet die ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin Frauen auf ihrem Weg zur Familie. Siebingers eigene Erfahrungen erleichtern es den Betroffenen dabei oft, über alles zu sprechen: "Ich weiß, was die Frauen ungefähr durchmachen – mir müssen sie es nicht so genau erklären." Für ihre Klientinnen ist die gebürtige Donaustädterin dabei fast immer und ganz einfach über Chat erreichbar. An drei Tagen pro Woche findet man sie aber auch für persönliche Gespräche in ihrer Praxis am Pius-Parsch-Platz 2. "In Zukunft möchte ich auch persönliche Beratung im 22. Bezirk anbieten", so Siebinger.
Hilfe nach der Fehlgeburt
Generell wünscht sich die ehemalige Angestellte einer Pharmafirma eine Enttabuisierung des Themas: "In der Kinderwunschklinik war der Warteraum immer gesteckt voll, aber draußen spricht niemand darüber", erzählt sie.
Derzeit bietet Siebinger verschiedene Sitzungsarten an: vom Einzelgespräch über Online-Termine bis hin zu Gruppenmeetings, in denen man sich austauschen kann. Aktuell beträgt die Wartezeit für Termine rund ein bis zwei Wochen. In Akutsituationen wie einer Fehlgeburt nimmt Siebinger sich aber auch früher Zeit. "Zukünftig plane ich auch ein spezielles Paket für die Betreuung nach Fehlgeburten anzubieten", sagt sie.
Generell kann aber auch das persönliche Umfeld schon sehr viel tun, um Frauen nach einer Fehlgeburt zu helfen. "Einfach mal fragen, ob man reden will, sich nicht zurückziehen und für die Leute da sein – da ist dann schon viel gemacht", erklärt sie. "Floskeln wie ‘Es war eh noch kein Baby’ oder ‘Holt euch einen Hund’ helfen eindeutig nicht", so Siebinger abschließend.
Die Praxis befindet sich am Pius-Parsch-Platz 2. Infos zu Terminen und den Angeboten gibt es online.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.