Floridsdorf
Ein beliebter Arzt geht in Pension und hinterlässt Unruhe

- In diesem unscheinbar wirkenden Haus, praktizierte Doktor Kellner über viele Jahre. Noch bis vor Kurzem standen die Menschen reihenweise an.
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Seit Jahren fühlen sich viele Menschen in der Nordrandsiedlung von Doktor Kellner gut betreut. Doch nun geht er in den wohlverdienten Ruhestand – einen direkten Nachfolger wird es allerdings wohl nicht geben.
WIEN/FLORIDSDORF. Es ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner der Nordrandsiedlung ein echter Aderlass, der sich da mit Ende September abzeichnet. Denn am Rande Floridsdorfs, direkt an der Grenze zu Gerasdorf, geht schon bald ein beliebter Allgemeinarzt in Pension – was bei vielen seiner Patientinnen und Patienten zu Sorgenfalten führt.
Doktor Kurt Kellner hat viele der Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung und auch in den beiden angrenzenden Kleingarten-Siedlungen seit vielen Jahren betreut. "Er hat Kinder behandelt, die heute als Erwachsene mit ihren eigenen Kindern zu ihm kommen. Andere hat er bis ins hohe Alter betreut. Und das immer verlässlich und mit viel Geduld", sagt etwa Gottfried Krause, der Obmann des Siedlervereins Nordrandsiedlung.
Praxis wird nicht weitergeführt
Dass der Arzt nun in seinen wohlverdienten Ruhestand geht, ist nunmal der Lauf der Dinge. Doch das Vakuum, das er im äußersten Norden Wiens hinterlässt, ist es, was die Menschen nun unruhig macht. Doktor Kellners Praxis wird nämlich nicht weitergeführt werden – wie vor Kurzem bekannt wurde. Der Arzt geht nun erstmal in Urlaub und ab Ende September wird die Praxis geschlossen bleiben.
"Wir hätten gerne die Ordination ohne Unterbrechung an einen Nachfolger übergeben, doch ist dies laut Kassenstellenplan nicht möglich, da dieser Kassenvertrag nicht verlängert wird", ließ Doktor Kellner verlautbaren. Bemängelt sei worden, dass der Arzt zu wenige Patientinnen und Patienten pro Monat behandelt habe – die Stelle hier direkt nach zu besetzen sei deshalb nicht wirtschaftlich.

- Insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind die Distanzen innerhalb der Siedlung oft schwer zu überwinden.
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Doch Doktor Kellner habe sich einfach viel mehr Zeit für seine Patientinnen und Patienten genommen, erzählt hierzu Gottfried Krause. Das sei etwas gewesen, was eben vielen Menschen imponiert hätte – hier sei allen genug Zeit eingeräumt worden. Insbesondere ältere Menschen hätten sich hier besser betreut gefühlt, als in anderen Praxen. Zudem hatte Kellner einen Übersicht über die gesamte Krankengeschichte seiner Stammpatienten - ein vergleichbares Service suche man nun vergebens, klagt Krause.
Es gibt derzeit auch eine weitere Ordination unmittelbar am Stadtrand, die auch bisher schon zwei Kassenverträge hatte und die soll nun einen dritten Vertrag dazu bekommen. Für die meisten Patienten ist das aber keine Alternative, da sie einerseits entlegen ist, es in unmittelbarer Umgebung keine Parkplätze gibt und viele Menschen sich nicht dort nicht so gut betreut fühlen, wie es in der Praxis von Doktor Keller der Fall war.
Unterschriften werden gesammelt
Deshalb wollen sie nun das Unmögliche Möglich machen und dafür kämpfen, dass es noch zu einer geordneten Übergabe der Praxis von Doktor Kellner kommt. Dazu wurde nun eine Unterschriftenaktion in der Nordrandsiedlung und den angrenzenden Gebieten gestartet. Die Menschen wünschen sich, dass doch noch ein Nachfolger in der Praxis Einzug halten darf, der dann von Kurt Kellner eingeschult wird - damit die Ordination in seinem Geiste fortgeführt werden kann.

- Nun werden hier Unterschriften gesammelt.
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Die Verzweiflung ob der Situation ist aktuell zu spüren, das Thema bewegt viele der Menschen vor Ort. Unterschriften werden gesammelt – im Aufruf werden "die verantwortlichen Politiker, Funktionäre der Gesundheitskassa und der Ärztekammer aufgerufen, die Voraussetzungen für die Weiterführung der Ordination durch einen Nachfolger zu schaffen." Viele kleine und gezielte Nadelstiche, sollen hier also Großes Bewirken.
Wie es nun in der Nordrandsiedlung weitergeht ist derzeit völlig offen. Kurt Kellner hat sich inzwischen nun Mal in seinen verdienten Urlaub begeben - er hat sich bei allen Patientinnen und Patienten für die schönen Jahre bedankt. Viele von ihnen sind nun aber unermüdlich in den Straßen der Siedlung unterwegs, um zumindest einen Hauch seines Schaffens auch für künftige Generationen zu erhalten. "Inzwischen haben wir bereits mehr als 250 Unterschriften zurückbekommen, weitere Listen sind noch im Umlauf", so Krause abschließend.
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