Wohlfahrt vor EM-Quali: ,,Kontinuität heißt das Zauberwort"
Der aus St. Veit stammende ÖFB-Goalie-Trainer Franz Wohlfahrt über die kommenden EM-Quali-Spiele, Kritiker, den WAC und die Gerüchte aus Stuttgart.
CLAUDIO TREVISAN
WOCHE: Herr Wohlfahrt, ab morgigen Donnerstag wird's für Österreich in der Fußball-EM-Quali wieder ernst: Nach Moldawien (20.45, ORF eins), geht's Sonntag in Wien gegen Montenegro. Die Chancen?
FRANZ WOHLFAHRT: Wir haben je acht Spiele beider Teams per Videos analysiert, sind absolut gewarnt. Wahrscheinlichkeitsrechnungen will ich jetzt keine aufstellen.
Muss man gegen Moldawien gewinnen, wenn man zur EM nach Frankreich will?
Wir wissen alle, dass es kein leichter Weg wird. Dass man von außen Montenegro höher als Moldawien einstuft, gehört dazu. Aber Moldawien spielt vor eigenem Publikum ...
Die Erwartungshaltung ist diesmal besonders groß, dass es mit der EM klappt.
Top, wenn die Öffentlichkeit Vertrauen hat. Wir wissen auch, dass wir gut sind. Darum hat ja in der vergangenen Quali wenig gefehlt. Es wird auf Details ankommen. Klar will jeder hören: ,Wir fahren zur EM!' Aber die Quali hat erst begonnen.
Generell gefragt: Wie steht's um Österreichs Torhüter?
Ich arbeite mit Almer, Lindner & Özcan nun zweieinhalb Jahre. Es läuft wirklich gut. Nur wird von manchen so genannten Experten mit eigenen Interpretationen unsere Arbeit schlecht gemacht. Manche meinen, pausenlos reinreden zu müssen, und glauben, alles besser zu wissen — eine Charakterschwäche.
Was spricht für Almer als „Einser” — trotz seiner Ersatz-Position in Hannover?
Almer spielt immerhin in der Deutschen Bundesliga, hat in den vergangenen zwölf ÖFB-Spielen keinen Fehler gemacht. Das ist Fakt. Aber eine klare Nummer eins gibt es nicht. Lindner & Özcan könnten jederzeit ihren Mann stehen. Wenn aber der Eindruck erscheint, ein anderer könnte es besser, werden wir uns auf diesen fokussieren.
Wie weit ist Alex Kofler, Goalie von Bundesliga-Leader WAC, vom Team entfernt?
Was der WAC derzeit leistet, Hut ab! Als No-Name begonnen, steht Kofler nun wie ein Baum im Tor. Aber er hat erst elf BL-Spiele! Wir müssen ihm Zeit geben. Wir setzen auf Kontinuität, das ist das Zauberwort. Wenn wir ein Entscheidung für einen Spieler fällen, muss diese auch sitzen. Ständiges hin- und herwechseln hat keinen Sinn. Übrigens: Christian Dobnik stand im Vorjahr auch schon auf unserem Radar — aber der Fußball ist eben so schnelllebig.
Und die Sportdirektor-Gerüchte aus Stuttgart?
Wie gesagt: Gerüchte! Ich bin dort gern gesehen und habe sogar die große Ehre, in einer Loge sitzen zu dürfen. Aber: Ich springe nicht ein, wenn ein Freund von mir gekündigt (Anm.: Fredi Bobic) wird. Zudem läuft mein ÖFB-Vertrag bis Quali- bzw. EM-Ende.
Abschließend: Wie oft geht sich ein Heimat-Besuch aus?
Meine Eltern und Geschwister leben in St. Veit am Hörzendorfer See. Nach Trainer-Ausbildungen in Faak oder WAC-Beobachtungen schlafe ich dann öfter mal zu Hause.
ZUR PERSON:
Geboren: 1. Juli 1964 in St. Veit.
Familienstand: verheiratet, drei Töchter.
Beruf: Tormann-Trainer des österreichischen Nationalteams.
Stationen als Spieler: SV St. Veit (bis 1981), Austria Wien (1981–1996), VfB Stuttgart (1996–2000), Austria (2000–2002).
Erfolge als Spieler: Deutscher Pokalsieger, 4-facher österreichischer Pokalsieger, 6-facher öst. Meister, 4-facher öst. Supercup-Sieger.
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