"Ich entschuldige mich nicht"

"Die Schuhe ausgezogen" habe es Gabriel Obernosterer, aktuell auf dem Papier noch Kärntens ÖVP-Chef, bei dem, was Wirtschaftskammerpräsident Franz Pacher via Medien über Landesrat Wolfgang Waldner verlautbaren ließ.

WOCHE: Gabriel Obernosterer verlangt von Ihnen, sich öffentlich bei Wolfgang Waldner zu entschuldigen.
FRANZ PACHER: Das werde ich sicher nicht tun. Ganz im Gegenteil: Ich finde es schade, dass es der Parteichef für notwendig befindet, so einen Schritt zu setzen.
Fürchten Sie Konsequenzen?
PACHER: Nein, Obernosterer soll sich nicht überheben.
Verstehen Sie die Kritik an Ihrer Vorgehensweise?
PACHER: Ich habe mehrfach intern gefragt, wie es weitergehen soll. Ohne Antworten zu bekommen. Ich hätte mir gewünscht, dass meine interne Kritik Gehör gefunden hätte. Es war ja nicht das erste Mal ...
Sondern?
PACHER: Bei Martinz und der Hypo-Affäre habe ich damals massiv auf die Probleme hingewiesen. Da hätte ich mir gewünscht, dass Obernosterer sich Zeit für Kärnten genommen hätte.
Angeblich wurde die Parteispitze über die Pläne zur Ablöse Waldners und Obernosterers seit Oktober auf dem Laufenden gehalten?
PACHER: Ich nicht. Noch vor einer Woche habe ich, trotz Drängens, bei einem Gespräch mit Gabriel Obernosterer keine Informationen erhalten. Sonst hätte ich mich nicht öffentlich geäußert.
Bei der Wahl Bengers gab es eine Gegenstimme, eine Enthaltung – warum?
PACHER: Die beiden haben nicht auf die Drohung Obernosterers – dass Waldner bis zum Ende Landesrat bleibt, wenn wir dem Vorschlag nicht zustimmen – reagiert. Diese Drohung zeigt die mangelde Kommunikation.
Wie sehen Sie die Wahl von Christian Benger?
PACHER: Er ist ein Kandidat, der auch maßgeblich zu den Erfolgen des Wirtschaftsbundes bei der Wirtschaftskammerwahl beigetragen hat. Ich traue ihm zu, die Partei wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen.
Werden Sie ihm Ihre Unterstützung anbieten?
PACHER: Benger ist ein forstlicher und wirtschaftlicher Fachmann. Er braucht keine Ratschläge von mir. Wenn er fragt, gebe ich sie gerne.
Man hört, Sie wurden im Landesparteivorstand kritisiert. Wie schätzen Sie Ihre Position innerhalb der Partei ein?
PACHER: Da, wo sie immer war. Ich habe mich als Vertreter der Wirtschaft zu Wort gemeldet. Das werde ich auch weiterhin tun.

Der Weg der ÖVP seit 2012
25. Juli 2012: Steuerberater Dietrich Birnbacher belastet den damaligen Landespartei-Obmann Josef Martinz im Prozess um verdeckte Parteifinanzierung. Martinz gesteht und tritt zurück. Am selben Abend übernimmt Gabriel Obernosterer die Parteiführung. Er beendet die Koaliton mit der FPK und kün-digt an, auch in der ÖVP "aufzuräumen".

August 2012: Wolfgang Waldner, Staatssekretär für europäische und internationale Angelegenheiten, wird neuer ÖVP-Landesrat in Kärnten. Seine diplomatische Vergangenheit soll den neuen politischen Stil repräsentieren. Auch die Wirtschaft begrüßt Waldner in einer Aussendung als "Glücksfall sondergleichen".

März 2013: Bei der Landtagswahl erreicht die Doppelspitze Waldner/Obernosterer 14,4 % der Stimmen. Waldner wird Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Kultur.

9. März 2014: Wirtschaftskammerpräsident Franz Pacher kritisiert die Arbeit Waldners und fordert seinen Rücktritt.

10. März 2014: Waldner und Obernosterer präsentieren Christian Benger als – seit Oktober nominierten – Nachfolger. Obernosterer bedankt sich bei Waldner und fordert eine Entschuldigung von Pacher.

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