Erst nächstes Jahr wird es besser
Dieses Jahr soll die Wirtschaft wachsen. Mit dem Arbeitsmarkt geht's erst 2015 wieder aufwärts.
Wenn AMS-Chef Franz Zewell morgen, Donnerstag, seine Vorhaben für das angelaufene Jahr präsentiert, zeigt sich der Kärntner Arbeitsmarkt nicht von seiner positivsten Seite. Schon die Daten für Jänner brachten die höchste Zahl an Arbeitslosen (siehe unten).
Das Hauptaugenmerk will Zewell heuer auf Langzeitarbeitslose und Jugendliche legen. Sorge bereitet ihm, dass die Beschäftigung in Kärnten rückläufig ist. "Im Jänner waren 2.000 Kärntner weniger in Beschäftigung als ein Jahr zuvor", nennt er Zahlen.
Situation der Wirtschaft
"Die Lage ist konjunkturell bedingt", weiß Volkswirt Robert Klinglmair. Neben Kärnten würde auch in Niederösterreich die Zahl der Beschäftigten zurückgehen. Kärnten-Phänomen sei das keines.
Der Grund liegt im mäßigen Wirtschaftswachstum des Vorjahres. "Es lag bei ungefähr 0,4 Prozent", so Klinglmair. Heuer soll es der Wirtschaft wieder deutlich besser gehen. Für Österreich sei ein Wachstum von 1,7 Prozent vorhergesagt. Eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt prognostiziert Klinglmair aber nicht. "Die Arbeitslosigkeit wird wohl weiter steigen – um 0,2 Prozentpunkte", zitiert er die Vorschauen.
"Da müssen wir durchtauchen", gibt er die Devise auch für die Kärntner aus. "Im Jahr 2015 wird es eine leichte Entspannung geben", glaubt der Uni-Professor. Eine deutliche Erholung erwartet er für 2016. "Aus heutiger Sicht deutet sich ein Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent an."
Bildung und Kurse
Besonders am Herzen liegen Klinglmair die Jugendlichen. "Auf jede Lehrstelle kommen 2,1 Suchende", so der Jahresschnitt. Regionale Unterschiede seien da aber nicht berücksichtigt. "Die Angebote sind oft nicht da, wo die Suchenden wohnen", so Klinglmair.
Er spricht sich für Ausbildungsgarantie aus, ist aber dagegen, dass Junge Strafe zahlen, wenn sie keine Ausbildung machen. "Das schießt über das Ziel hinaus", spricht Klinglmair von "sozialem Sprengstoff".
Der AMS-Chef ortet "leichte Belebung"
Zwar ging im Jänner die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten erneut in die Höhe, dennoch ortet AMS-Chef Franz Zewell eine "leichte Belebung". "40 Prozent der Arbeitssuchenden haben die Zusage für eine Wiedereinstellung", betont er. Die übrigen 19.659 Kärntner ohne Job brauchen "besondere Betreuung".
Im heurigen Jahr will das AMS einen Schwerpunkt auf jene Personen legen, die bereits seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit sind – sie hat sich zuletzt auf 1.500 Kärntner verdoppelt.
Zur Sache – Kärntner Arbeitsmarkt
Im Jänner waren in Kärnten 32.204 Menschen ohne Arbeit. Weitere 3.632 befanden sich in Schulungen.
Um 1.982 stieg die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen. Davon sind 951 Männer (+4,8 Prozent) und 1.031 Frauen (+10 Prozent).
Die Hälfte der Arbeitslosen sind in den Bezirken Klagenfurt und Villach vorgemerkt.
Das AMS schätzt die Anzahl der Beschäftigten in Kärnten auf 194.000 – um 2.000 weniger als im Vorjahr. Die Zahl ist vorläufig.
Eine deutliche Steigerung der Arbeitslosen verzeichnete der Tourismus. Ebenfalls betroffen: Hilfs- und Büroberufe.
Als eine Ursache für die Zunahme im Tourismus sieht AMS-Chef Franz Zewell die Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten. "Sie brachte Kärnten 1.800 zusätzliche Arbeitnehmer", erklärt er. "Ungefähr die Hälfte davon ist im Tourismus tätig."
Um 14,8 Prozent nahm die Zahl der Lehrstellen-Suchenden zu. Die Zahl der Lehrstellen um lediglich 6,3 Prozent.
Die Jugendarbeitslosigkeit hat in Kärnten um 3,5 Prozent zugenommen. Österreichweit stieg sie um 3,5 Prozent.
Bei den älteren Arbeitslosen beträgt die Steigerung 15,7 Prozent. Öster-reichweit waren es 20,4 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit nahm insgesamt um 6,6 Prozent zu. Die Steigerung in ganz Österreich liegt mit 9,3 Prozent deutlich darüber.
Die Arbeitslosenquote lag im Jänner in Kärnten damit bei 14,2 Prozent. In Österreich liegt sie bei 9,8 Prozent.
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