Zurück im Trainergeschäft
"Die Liebe zum Fußball hat sich durchgesetzt"
Ein halbes Jahr nach einem Herzinfarkt ist Jörg Renner zurück und coacht ab sofort den SC St. Valentin. Die BezirksRundschau hat ihn zum Interview getroffen.
BezirksRundschau: Wichtigste Frage vorweg, wie geht es dir gesundheitlich?
Jörg Renner: Glücklicherweise geht es mir wieder gut und mein Herz hat keine bleibenden Schäden erlitten. Ich achte jetzt noch mehr auf mich, bin mehrmals pro Woche in der Natur unterwegs.
BRS: Blicken wir noch einmal auf jenen schicksalshaften Juni-Tag zurück.
Renner: Nach einer durchaus erfolgreichen Zeit in Mitterkirchen wurde ich am Mittwoch, den 7. Juni, offiziell als Trainer verabschiedet. Am nächsten Tag wollte ich vormittags meine gewohnte Laufrunde drehen, bemerkte aber rund drei Kilometer vor dem Ende, dass etwas nicht stimmt. Plötzlich verspürte ich einen stechenden Brustschmerz, dachte aber nicht gleich an das Schlimmste. Mehrmals versuchte ich weiterzulaufen, das war aber nicht mehr möglich.
BRS: Wie ging es dann weiter?
Renner: Statt zu laufen, ging ich die restliche Strecke nach Hause, wo sich meine Freundin schon Sorgen machte, weil ich länger brauchte als sonst. Sie reagierte sofort und wählte den Notruf. Um 10.40 Uhr war das Notarztteam vor Ort und stellte einen Herzinfarkt fest. Mit dem Notarzthubschrauber ging es dann ins Krankenhaus der Elisabethinen nach Linz. Ich bin unendlich dankbar für die perfekt funktionierende und vor allem professionelle Rettungskette.
BRS: Ein gutes halbes Jahr ist seitdem vergangen. War es immer dein Plan so schnell als möglich in das Fußballgeschäft zurückzukehren?
Renner: Eigentlich nicht. Bereits im Herbst erhielt ich mehrere Angebote, lehnte diese jedoch aufgrund meines anstehenden Reha-Aufenthalts ab. Der SC St. Valentin ließ aber nicht locker.
BRS: Wie kam es zum Kontakt mit den Niederösterreichern?
Renner: Bereits nach meinem feststehenden Abschied in Mitterkirchen erkundigten sich die Verantwortlichen bei mir. Während eines Thailand-Urlaubes vergangenen November klingelte dann erneut mein Telefon. Nach kurzer Bedenkzeit hab ich mich, auch aufgrund der vorliegenden Konstellation beim SC, dazu entschieden, die Herausforderung anzunehmen. Die Liebe zum Fußball hat sich dann doch durchgesetzt.
BRS: Welche Konstellation meinst du?
Renner: In Mitterkirchen war ich sozusagen der "Mann für Alles", hatte keinen Co-Trainer, war in sämtliche Transferaktivitäten eingebunden. Einerseits natürlich ein Vorteil, andererseits war es schon eine sehr intensive Zeit. In St. Valentin habe ich mit Sebastian Gschnaidtner einen Co-Trainer an meiner Seite, auf dem ich mich zu hundert Prozent verlassen kann. Trotz seiner jungen 27 Jahre hat Sebastian schon einmal den SC als Spielertrainer betreut. Er bildet das perfekte Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft. Mit Harald Leitner verfügt der Verein zudem über einen sehr engagierten sportlichen Leiter.
BRS: Also das Feuer bei dir ist wieder voll entfacht?
Renner: Sobald ich am Platz stehe, fühle ich mich in meiner Entscheidung absolut bestätigt. Auch wenn wir erst in die Vorbereitung gestartet sind, freue ich mich schon auf die ersten Spiele, das Kribbeln ist auf alle Fälle wieder da.
BRS: Stichwort Vorbereitung, wie schaut diese mit deiner neuen Mannschaft aus?
Renner: Da wir neun lange Wochen vor uns haben, versuchen wir eine gute Balance zu finden. Die Spieler sollen nicht zu Saisonbeginn schon müde sein. Drei Mal pro Woche wird trainiert, sechs Testspiele stehen auf dem Programm. Ein Trainingslager ist nicht geplant, vielmehr wird es ein Trainingswochenende in der Heimat geben, das aber auch als Teambuilding genutzt werden soll.
BRS: Wie ist deiner erster Eindruck von den Kickern? Braucht es noch Veränderungen im Kader?
Renner: Ich habe das Glück eine intakte, eingeschworene Truppe zu übernehmen. Die wichtigen Personalentscheidungen wurden bereits im Sommer vorgenommen. Dank dieser verfügt die Mannschaft über enorme Qualität. Leider werden uns mit Fabian Urban und Sebastian Schafelner zwei Spieler länger fehlen. Mit Radek Gulajev versuchen wir diese Ausfälle zu kompensieren und werden zugleich in der Offensive noch variabler. Weitere Transfers wird es aber nicht geben, braucht es auch nicht.
BRS: Die angesprochenen Sommer-Transfers haben den SC innerhalb weniger Wochen von der Relegation an die Tabellenspitzte der Bezirksliga Ost katapultiert. Derzeit liegt man auf Rang fünf. Was ist in dieser Spielzeit noch drinnen?
Renner: Die Entwicklung in dieser Saison ist wirklich bemerkenswert. Diese wollen wir weiter vorantreiben. Wenn es möglich ist, möchten wir natürlich vorne mitmischen, der Aufstieg ist aber ganz sicher nicht Pflicht. Die sehr gute Hinrunde verschafft uns eine komfortable Ausgangsage, mit der wir im Frühjahr völlig ohne Druck aufspielen können.
Zur Person
Jörg Renner kann selbst auf eine erfolgreiche Spieler-Karriere zurückblicken. Unter anderem war der heute 54-jährige ein Jahr für St. Pölten in Österreichs höchster Spielklasse aktiv. Nach mehreren Stationen als Spielertrainer, hing der Besitzer der UEFA-A-Lizenz 2012 seine Schuhe an den Nagel und verschrieb sich ganz dem Trainer-Dasein. Beruflich ist der in Dietach lebende Renner Leiter von neun Reisewelt-Reisebüros.
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