Aus dem Seniorenheim
"Pfleger ausgelaugt, überarbeitet und demotiviert: Horrorszenario droht"

Das Zentrum für Betreuung und Pflege Enns hat sich in der Vorwoche an der österreichweiten Protestaktion  „5 nach 12" beteiligt. Aufgerufen dazu hatte die „Offensive Gesundheit“, bestehend aus Gewerkschaften sowie Arbeiter- und Ärztekammer.  | Foto: SHV Linz-Land
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  • Das Zentrum für Betreuung und Pflege Enns hat sich in der Vorwoche an der österreichweiten Protestaktion „5 nach 12" beteiligt. Aufgerufen dazu hatte die „Offensive Gesundheit“, bestehend aus Gewerkschaften sowie Arbeiter- und Ärztekammer.
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Stefan Bauer über Personalnot, Impfpflicht und "undurchführbare Anordnungen" der Landespolitik.

ENNS. Stefan Bauer ist Zentralbetriebsrat beim Sozialhilfeverband Linz-Land, Betriebsratsvorsitzender des Zentrums für Betreuung und Pflege Enns sowie langjähriger Pfleger dort. Seit Kurzem ist Bauer SP-Vizebürgermeister in Enns.

Lieber kündigen statt impfen

"Ich habe, nachdem die Impfpflicht für Gesundheitsberufe angekündigt wurde, eine oberösterreichweite Umfrage über Betriebsräte organisiert. Das Ergebnis in Kurzfassung: Eine Impfpflicht würde Personal in den Altenheimen um bis zu zehn Prozent reduzieren. Da es jetzt schon einen enormen Mangel an Pflegekräften gibt, ein Horrorszenario. Derzeit stehen über 25 Betten im Ennser Altenheim frei, das Personal fehlt. Seit Freitag haben mich schon einige Anrufe von Kollegen erreicht, die kündigen wollen", sagt Bauer.

Chaos bei PCR-Tests

"Was bedeutet eigentlich die 2,5G Anordnung für uns in den Altenheimen? Die Landesregierung will mit der Anordnung, dass nur noch PCR-Tests gelten, Druck auf die ungeimpften Menschen machen. Sie haben aber verabsäumt, genügend Testkapazität und vor allem genügend Laborkapazität zu schaffen. In Enns haben wir leider gerade Coronafälle unter Heimbewohnern und Mitarbeitern. Es betrifft Geimpfte wie Ungeimpfte. Um einen Cluster einzudämmen, ist es enorm wichtig, so schnell wie möglich Testergebnisse zu bekommen. Das Testen können unsere Fachkräfte selbst übernehmen, aber wenn du mehr als drei Tage auf Ergebnisse wartest, dann kannst du eben nicht erkrankte Personen absondern. Sondern sie laufen drei Tage länger herum und können wieder neue Personen anstecken", schlägt Bauer Alarm.

"Die Mehrarbeit durch die neuerlichen Coronafälle und durch die Anordnungen der Landesregierung machen die Sache nur noch schlimmer. Ich hoffe nur, dass das ganze System nicht kippt."
- Stefan Bauer, Betriebsratsvorsitzender des Zentrums für Betreuung und Pflege Enns

Testergebnis nach vier Tagen

"Eine geimpfte Mitarbeiterin. Ihr Schnelltest ist positiv, das PCR-Ergebnis dauert vier Tage. In den vier Tagen konnte sie nicht arbeiten und fehlte im Dienstbetrieb. Eine andere geimpfte Mitarbeiterin hatte in den letzten beiden Wochen mehrmals Kontakte zu erkrankten Bewohner*innen und Kolleg*innen. Sie wurde deswegen in den letzten zwei Wochen 4 mal PCR getestet. Beim letzten Mal dauerte es 78 Stunden, bis das Ergebnis kam. Zum Glück negativ – sonst hätte sie in zwei Diensten viele Bewohner*innen anstecken können. Ungeimpfte Mitarbeiter müssen jetzt bei uns ein PCR-Testergebnis haben. Dieses gilt für 72 Stunden. Das Ergebnis kommt aber gar nicht vor Ablauf der 72 Stunden. Wie soll das gehen?", fragt Bauer. Der Dienstbetrieb sei ernsthaft gefährdet, auch weil ungeimpfte Mitarbeiterinnen nicht spontan einspringen könnten.

Anmerkung: Am 16. November wurde bekannt, dass als Reaktion auf das Testchaos bei "Uneinbringbarkeit eines PCR-Tests" vorübergehend auch ein Antigen-Test vorgelegt werden kann.

Kein Personal für Besucher-Kontrollen

2G-Kontrollen für Besucher im Heim sind laut Bauer nicht durchführbar: "Wir sollten Besucher auf 2G kontrollieren. Gerstorfer organisierte voriges Jahr Personal dafür, diesmal soll es Personal im normalen Dienstbetrieb machen. Geht ja gar nicht. Die Landesregierung macht vollkommen realitätsfremde und undurchführbare Anordnungen", meint Bauer. 

Personal ist ausgelaugt, überarbeitet und demotiviert

"Das Personal ist ausgelaugt, überarbeitet und demotiviert. Die Mehrarbeit durch die neuerlichen Coronafälle und durch die Anordnungen der Landesregierung machen die Sache nur noch schlimmer. Ich hoffe nur, dass das ganze System nicht kippt", so Bauer. Auch das nun vorgesehene, verpflichtende Impf-Aufklärungsgespräch für ungeimpfte Mitarbeiter kann den Betriebsrat nicht überzeugen: "Das habe ich öffentlich schon im Jänner verlangt – , ohne Verpflichtung. Zu diesem Zeitpunkt wäre es noch möglich gewesen, die Meinung der Mitarbeiter*innen zu beeinflussen. Mittlerweile sind die Meinungen schon so verfestigt, dass es nichts bringen wird."

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