Kirche auf Youtube

Pfarren aus Region Enns streamen Live-Gottesdienste

Online-Gottesdienstübertragungen sind neue Normalität in den Pfarren St. Valentin und Enns-St. Marien.

REGION. Die kürzlich erschienene Kirchenstatistik 2020 zeigt einen Rückgang bei den Austritten in ganz Österreich. Herbert Reisinger, Pfarrer in St. Valentin, erwartet dennoch keine große Trendwende: "Ich denke, dass durch Corona die Menschen den Kirchenaustritt hinten angestellt haben." Wegen des herausfordernden Alltags, hätten andere und wichtigere Angelegenheiten Priorität, meint Reisinger. "Als Pfarrer bewegt mich jeder Austritt. Weil hinter jeder Person, welche die Kirche verlässt, steht eine Geschichte. Es gibt einen Grund, warum die Beziehung zur Kirche gescheitert ist oder nie vorhanden war."

"War anfangs skeptisch"

Derzeit sei es für die Pfarrverantwortlichen besonders schwierig, den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechtzuerhalten. Gottesdienste dürfen aktuell nur in sehr kleinem Kreis – mit höchstens zehn Personen – gefeiert werden. Die Pfarre St. Valentin nutzt aber die Möglichkeit und bietet regelmäßig Online-Messen an. "Anfangs war ich den Gottesdienstübertragungen gegenüber skeptisch. Aber sie sind eine gute Notform, um in dieser Zeit mit den Menschen zu sein."

Jeden Sonntag live

Die Pfarre Enns-St. Marien bietet sogar wöchentliche Gottesdienst-Livestreams auf Youtube. "Aktuell streamen wir jeden Sonntag um neun Uhr live", erzählt Pater Markus Schlichthärle. Das Angebot werde auch gut angenommen. "Die Videos erzielen meist um die 700 Klicks." Die Ennser Pfarre arbeitet dazu mit einem professionellen Streaming-Programm. Das ermögliche hervorragende Qualität und biete mehr Abwechslung für die Streams. "Es ist eine tolle Übergangslösung, kann aber nicht den persönlichen Kontakt zu den Pfarrmitgliedern ersetzen."

"Das ,Wir' ist wichtiger geworden"

Grundsätzlich habe der Ennser Pfarrer im letzten Jahr ein Umdenken bei den Leuten beobachtet. Die besonderen Zeiten würden viele zurück zu den eigentlichen, christlichen Werten bringen: "Man ist freundlicher geworden. Die Menschen geben Rücksicht aufeinander, weil sie sich der eigenen Zerbrechlichkeit bewusst werden und somit anders auf ihr Leben schauen", sagt Pater Markus. Ob durch die Krise Einige ihre Spiritualität wiederfinden, könne der Ennser nicht sagen. Aber: "Du merkst, dass die eigenen Bedürfnisse mehr in den Hintergrund rücken und dass das ,Wir' und die ,Nächsten' zu schützen, wichtiger geworden ist", so der Ennser Pfarrer.

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