Social-Media-Schweine

Brucker Farmfluencer klären über Schweinehaltung auf

„Wir geben einen ehrlichen Einblick in unsere Arbeit: von der Geburt der Ferkel bis zur Verarbeitung des Fleisches. Dabei geht es auch um Wertschätzung. Wie wir Fleisch wertschätzen, entscheidet darüber, wie Tiere gehalten werden“, erklären Lisa und Sebastian Zanker von Jahner's Spanferkel.

BRUCK/LEITHA. Farmfluencer sind junge Bäuerinnen und Bauern, die über soziale Medien authentische Einblicke in die Landwirtschaft geben. Sie zeigen das echte Leben am Hof, bringen ihren Followern nicht nur die schönen Seiten der Landwirtschaft näher, sondern auch die Herausforderungen und Misserfolge. In Bruck gehört der Jahnerhof von Lisa und Sebastian Zanker dazu.

Das Futter für die Schweine – Gerste, Weizen, Mais, Erbsen – wird selbst angebaut. Dafür düngt der Schweinemist wiederum die Felder. So werden alle Ressourcen genutzt und das System greift ineinander. Was nicht selbst erzeugt werden kann, wird in der Region zugekauft, das ist den Zankers wichtig.

Bio-Gedanke

Der neu gebaute Stall entspricht modernsten Haltungskriterien, es gibt auch eine überdachte Auslaufmöglichkeit. Die Schweine werden konventionell gehalten, aber mit Bio-Gedanke. "Das Mindest ist, dass die Tiere ein schönes Leben haben und man ihnen Respekt zollt", meint Lisa Zanker. Ihr Hof gehört zu den 5 Prozent Tierwohl-Haltungen in Österreich. Dazu kommt die hofeigene Schlachtung: "Schweine sind einerseits neugierig, andererseits auch schreckhaft. In der gewohnten Umgebung bleibt der Stresspegel niedrig."

Social Media ist eher Lisas Metier, sie ist seit 2013 aktiv und seit zwei Jahren als Farmfluencerin auf allen relevanten Kanälen vertreten. Im Vergleich zu heimischen Top-Influencern sind ihre Followerzahlen bescheiden, doch das ist Absicht: "Unsere Community wächst langsam; ist klein, aber fein." Beim ersten Austrian Land- und Forst Influencer Award 2023 haben die Zankers in der Kategorie Durchstarter den zweiten Platz erreicht. "Das verdanken wir unseren Followern!"

Fertiges Festtagsessen

Genau genommen ist das Endprodukt, die fertig gebratenen Schweinehälften mit Semmelfüllung und Krautsalat, kein Spanferkel mehr. Als solche werden nur Ferkel bezeichnet, die noch gesäugt werden. "Die werden vier bis sieben Monate gemästet und kommt bei der Schlachtung auf 45 bis 130 kg. Danach wird zerlegt, gefüllt und gebraten. Auch der Krautsalat entsteht in Eigenproduktion, mit regionalen Zutaten.

Das Schönste am Beruf des Landwirts? "Die Abwechslung. Mal sind wir am Feld, mal im Stall oder es wird geschlachtet, zerlegt, gebraten und ausgeliefert. Und dass wir unsere eigenen Chefs sind und alles selbst entscheiden." Mittlerweile sind sie wirklich Chefs und haben zwei Angestellte. Was auch schön ist: "Das direkte Feedback unserer Kundinnen und Kunden freut und motiviert uns sehr."

Und was ist nicht so schön? "Die Bürokratie verschlingt viel Zeit, die wir lieber in den Hof und die Tiere stecken würden. Das gehört dringend abgebaut." Unter anderem deshalb ist ihr Hof auch kein Bio-Betrieb. Wie schwierig ist es, derartig vom Wetter abhängig zu sein? "Sonst könnte es ja jeder machen", entgegnet Sebastian Zanker schlagfertig. Allerdings sind die Landwirte in Bruck privilegiert mit besonders guten Böden und relativ trockenem Klima. 

Landwirtschaft ist Generationendenken

Er räumt mit dem Mythos des ewigen Wachstums auf: "Unser Gewinn wird reinvestiert in den Hof. Wir denken nicht an das nächste Jahr, sondern die nächste Generation. Natürlich wollen wir davon leben können, aber unser Ziel ist nicht Expansion, sondern, dass der Hof in den nächsten Jahrzehnten gut dasteht." Schließlich haben die Zankers drei Kinder.

Außerdem setzt die Familie auf Transparenz, sie wollen wieder Berührungspunkte schaffen und zeigen, wo unser Essen herkommt. "Die Kuh auf der Alm und dann das abgepackte Fleisch im Supermarkt sind bekannt. Was wie dazwischen passiert, aber nicht mehr." Das wollen die Farmfluencer ändern; auch, um der Bauernschaft wieder mehr positive Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Dazu passend konnten Interessierte im Rahmen des Farmfluencer-Projekts unlängst den Betrieb besuchen und Einblicke in die Schweinehaltung und Direktvermarktung erhalten. 

Für die Zukunft wünschen sich Lisa und Sebastian, dass die Menschen weiterhin feiern und genießen. Und dafür heimisches Fleisch aus Tierwohl-Haltung kaufen. Weil es ihnen das wert ist.

Auch interessant: