Eine Hürde weniger für kriminelle Machenschaften!
- Die Eingangstüre zu Stiegenhäusern in Wohnhausanlagen zu öffnen, ist mit einem „Z-Schlüssel“ kein Problem.
- Foto: Gonzo
- hochgeladen von Martin Reichhardt
Bei vielen Schlüsseldiensten ist ein „Allround-Schlüssel“ erhältlich
Briefträger und Notfall-Einsatzkräfte wissen, was ein „Z-Schlüssel“ – auch „Postlerschlüssel“ gennant – ist. Ein Universalschlüssel, der den Zutritt zu Wohnhausanlagen mit Gegensprechanlage erlaubt. Ein geschützter Sicherheitsschlüssel, sollte man meinen – aber das ist leider nicht (mehr) der Fall.
BEZIRK BRUCK (mat). „Wenn der Postmann dreimal klingelt“, hieß es einst, und die Familien wussten, wer vor der Türe steht und Briefe oder die Pension vorbei bringt. In Zeiten von immer mehr Wohnhausanlagen war es jedoch irgendwann aus logistischen Gründen sinnvoller, zentrale Briefkästen zu installieren, die meist im Eingangsbereich der Häuser positioniert wurden. Um in das Haus zu gelangen, einigte man sich schon vor vielen Jahren auf das System des sogenannten „Postlerschlüssels“, der als Universalschlüssel jedes Stiegenhaus öffnet.
Jeder kann ihn haben ... mit überwindbaren Hindernissen
Kaum jemand weiß es, abgesehen von Kriminellen natürlich, aber dieser Schlüssel ist mittlerweile ohne große Anstrengungen bei Schlüsseldiensten auch für „Normalsterbliche“ erhältlich. Die BEZIRKSBLÄTTER gingen der Sache nach und machten den Praxistest. Bei unserer ersten Anfrage bei einem kleinen Schlüsseldienst in der Brucker Umgebung, stießen wir jedoch auf Ablehnung. Da der Chef persönlich dafür haftet, wenn mit dem von ihm ausgegebenen Schlüssel Schindluder getrieben würde, hat er uns keinen der begehrten „Z-Schlüssel“ ausgehändigt.
Zwar etwas enttäuscht, da schlüssellos, machten wir uns weiter auf Schlüsselsuche. Ganz „nebenbei“ sei natürlich erwähnt, dass die Reaktion des Betreibers des „One-Man-Schlüsseldienstes“ in jedem Fall sehr lobenswert war.
Mit einer – zugegeben sehr schwachen – Ausrede versuchten wir unser Glück in der Filiale einer großen Schlüsseldienstkette: „Ich brauche diesen Schlüssel, um jederzeit in das Wohnhaus meiner Mutter gelangen zu können. Sie ist krank und man weiß ja nie, wann sie spontan meine Hilfe braucht.“ Das hat dem Angestellten genügt und gegen 16,80 Euro wurde uns ein Postlerschlüssel ausgehändigt.
Die Probe aufs Exempel
Der Schlüssel hielt auch, was wir uns davon versprochen hatten und schon die erstbeste Wohnhausanlage konnten wir problemlos betreten. Natürlich sperrt der Schlüsseln nicht bei den Wohnungstüren im Gebäudeinneren – aber dennoch: Ein potenzieller Einbrecher hätte jetzt schon mal eine Hürde weniger und könnte sich daran machen, sich näher im Haus, der Tiefgarage etc. „umzusehen“.
Gesetzlicher Graubereich
Obwohl der „Z-Schlüssel“ legal erworben werden kann, befinden sich jene die ihn benutzen, rechtlich gesehen in einem Graubereich, erklärt Rechtsanwältin Sigrid Räth: „Der Zugang ist nicht gerechtfertigt, weil Privatgrund betreten wird, und er dadurch verwaltungsstrafrechtlich gesehen strafbar ist.“ Tatsächlich sei es aber so, dass fast alle Handwerker durch den Schlüssel Zutritt zu Wohnhausanlagen haben – „gelebte Praxis“ sozusagen.
Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.