Radfahren südlich von Wien
Am Weg der Ziegelbarone

- Die Übersichtskarte in Laxenburg, wo der Weg der Ziegelbarone und der Euro Velo 9 zusammenkommen.
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Biedermannsdorf, Vösendorf, Hennersdorf, Maria Lanzendorf, Himberg, Achau? Von diesen Orten kenne ich eigentlich nur die Tennisplätze, dachte ich mir eines schönen sonnigen Samstags. Und dann fiel es mir ein: Voriges Jahr wurde doch der Radweg der Ziegelbarone eröffnet, der durch alle diese Orte führt. Mal eine Gelegenheit, die nächste Heimat zu erkunden.
INDUSTRIEVIERTEL. Ich schwang mich auf mein in diesem Corona-Sommer neu erworbenes Carbon-Ross und fuhr am heuer schon x-mal beradelten Thermenradweg in Bad Vöslau weg, vorbei an einem idyllischen Teich in Guntramsdorf und am Laxenburger Badeteich. Ich widerstand einer Abkühlung und radelte weiter nach Vösendorf. Von dort zeigte das Schild nur mehr 11 Kilometer in die Wiener City, die mich dann kurz auch noch lockte, aber dann blieb ich bei meinem Plan. Ich bog statt nach links Richtung Wien nach rechts Richtung Hennersdorf ab. Und bereute es nicht. Flugs stand ich vor einer der ältesten Kirchen in Niederösterreich, die Andreaskirche. Ein idyllischer liebevoll gepflegter Vorplatz und schöne romanische Bauelemente. Die Tür zur Kirche stand offen, auch ein Blick ins Innere lohnt.
Hübsches Hennersdorf
Wie überhaupt ein kurzes Verweilen in dem 1500 Einwohner-Dörfchen lohnt. Es ist auch Sitz der Österreich-Zentrale der Wienerberger Ziegelwerke, ein Unternehmen, das hier aufgrund der vielen verstreuten Ziegeleien in der Umgebung seinen Anfang nahm.
Ein Museum für Ziegelbarone und Ziegelböhm'
Entsprechend dem Motto "Weg der Ziegelbarone" sollte ich auf dem rund 25 Kilometer langen Weg noch einigen weiteren Industriedenkmälern begegnen, etwa dem AG34-Haus im nur wenige Kilometer entfernten Leopoldsdorf. Es ist das letzte original erhaltene Ziegelarbeiterwohnhaus, wo auch ein Museum eingerichtet ist. Mein Weg führte auch an einem Tennisplatz vorbei, Applaus und emotionale Schreie ließen mich ein gerade in Gang befindliches Meisterschaftsmatch vermuten. Doch ich widerstand meiner Neugier und radelte weiter. Dass die Region schon lange besiedelt ist, daran erinnert auch ein Monument des Bildhauers Andreas Herfert namens "awarischer Greif". Die Skulptur wurde nahe der Autobahnauffahrt Leopoldsdorf erst vor wenigen Jahren errichtet, der Radweg führt direkt daran vorbei.
Am "Kalvarienberg"
Die Gegenwart holte mich dann ein bei einer Rast vor der weithin sichtbaren barocken Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf. Auch hier vor der Kirche (ein Unikum ist der daneben künstlich angelegte "Kalvarienberg", der den Kreuzweg Christi nachempfinden lassen soll) ein geruhsames Platzerl. Die Idylle wird gestört, als ein Mann mit mir zu sprechen beginnt. "Entsetzlich, was da kürzlich in der Kirche passierte - ein Einbruch, und alles, was glitzerte, wurde gestohlen. Unter anderem auch die Monstranz mit Reliquien von Leopold III, dem Schutzheiligen von Österreich. Was sind das bloß für Menschen!"
Bahnhöfe alt und neu
Ein bißchen kreuz und quer fahre ich weiter, bis ich wieder am sehr gut ausgeschilderten Radweg bin. Es geht weiter nach Achau. Wer sich für alte und neue Bahnhofsarchitektur interessiert kann beim alten Bahnhof Laxenburg-Biedermannsdorf (Aspangbahn) verweilen und dann den neuen riesigen Bahnhof Achau, der im Zuge des Ausbaues der Pottendorfer Linie aus dem Boden gestampft wurde durchfahren (Pottendorfer Linie). Zuvor sollte man in Achau aber auch noch das kleine Kirchlein und eine zweijochige Rundbogenbrücke aus Ziegeln mit zwei einander anschauenden Nepomukstatuen bewundert haben.
Dann hatte ich meine Ziegelbaron-Runde beendet und mündete bei Laxenburg wieder in den Thermenradweg Euro Velo 9. Ich war schon reichlich müde, aber es lagen noch 20 Kilometer Heimweg vor mir...
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