Interview
Ein Alsergrunder möchte den Spirit der Stadt ins Parlament tragen
Nikolaus Kowall hat zuletzt auf sich aufmerksam gemacht, als er sich vergangenes Jahr kurzzeitig um den SPÖ-Parteivorsitz bewarb. Nun will er in den Nationalrat. Wie das gelingen soll, erklärt er im Interview.
WIEN/ALSERGRUND. Nikolaus Kowall, stellvertretender Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Alsergrund, möchte in den Nationalrat einziehen. Um das als Spitzenkandidat der SPÖ im Regionalwahlkreis Wien Innen-West zu schaffen, muss er 25.000 Vorzugsstimmen sammeln.
Das würde genügen, um den Einzug über die wienweite Liste, auf der Kowall derzeit Platz 20 belegt, zu schaffen. Wie er das bewerkstelligen will und was er im Parlament umsetzen möchte, hat er uns in einem persönlichen Gespräch erzählt. So viel sei schon verraten: Kowall möchte die Offenheit, welche seiner Meinung nach die Innerstädtischen Bezirke ausmacht, in den Nationalrat und somit in das ganze Land tragen.
BezirksZeitung: Warum treten Sie an?
Nikolaus Kowall: Ich bin bereits seit 25 Jahren ehrenamtlich politisch aktiv. Durch die neue Richtung, welche die SPÖ unter Andreas Babler (Anm: SPÖ-Bundesparteivorsitzender) eingeschlagen hat, habe ich große Lust bekommen, mich professionell einzubringen. Mehr dazu hier:
Welche Themen möchten Sie ins Parlament bringen?
Zuerst möchte ich mein ökonomisches Wissen als Hochschullehrer einbringen. Nicht nur Energie sollte grün hergestellt werden, sondern auch die industriellen Prozesse müssen frei von Emissionen werden. Daher soll der Staat ich Unternehmen dabei fördern, ihren Materialverbrauch zu senken und eine Kreislaufwirtschaft einzuführen. Dafür soll es dann aber natürlich auch Bedingungen geben. Beispiele dafür sind etwa ein Verbot, Steuern ins Ausland zu verschieben, oder eine Beschäftigungsgarantie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Und weiter?
Weitere wichtige Punkte sind die Verteidigung unserer offenen Gesellschaft und die Schaffung von mehr Verteilungsgerechtigkeit. Ich möchte das urbane, weltoffene Lebensgefühl des innerstädtischen Raums repräsentieren. Außerdem möchte ich die klaren Vorstellungen der SPÖ Alsergrund betreffend des Klimaschutzes nach außen tragen – etwa dass der öffentliche Raum für alle da ist und dass es mehr Radwege und weniger Autoschluchten braucht.
Andreas Babler steht ja immer noch in der Kritik. Wie stehen Sie zu Ihrem Parteivorsitzenden?
Ich bin zufrieden mit der Ausrichtung der Bundespartei. Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um sich vor Augen zu führen, dass Wahlen gemeinsam gewonnen und verloren werden.
Was ist Ihr Ziel für die SPÖ?
Derzeit stehen wir bei gut 20 Prozent. Mein Ziel ist es, Platz eins und mehr als 25 Prozent zu erreichen.
Welche Koalitionsvariante bevorzugen Sie?
An sich wünsche ich mir eine Regierung, in der weder ÖVP noch FPÖ sitzen. Ob das möglich sein wird, wird aber auch davon abhängen, wie stark Neos von der ÖVP gewinnen und wie stark die FPÖ mobilisieren können wird.
Wie möchten Sie Ihren Wahlkreis repräsentieren? (Anm: Der Wahlkreis Wien Innen-West umfasst die Bezirke 1, 6, 7, 8 und 9)
Es ist mir wichtig, kompromisslos zu sein und nicht in die Knie zu gehen, wenn es heikel wird und um elementare Dinge wie der Verteidigung von demokratischen Institutionen oder der offenen Gesellschaft geht. Ganz allgemein möchte ich den Spirit – Weltoffenheit, Vielfalt und Aktzeptanz – der inneren Bezirke ins Parlament tragen.
Dazu brauchen Sie 25.000 Vorzugsstimmen. Wie wollen Sie diese erreichen?
Ich brauche entweder 35 Prozent im Wahlkreis, was mit einem Ergebnis von 19 Prozent bei der vergangenen Wahl eher schwierig wird, oder eben 25.000 Vorzugsstimmen, um über die wienweite Liste in den Nationalrat einziehen zu können. Ich werde in den nächsten Monaten so viel wie möglich mit Menschen, die meine Forderungen gut finden, in Kontakt treten. Zusätzlich dazu wird es auch die Möglichkeit geben, mich ab einer Gruppe von zehn Personen bei den Interessierten zu Hause oder im Kaffeehaus zu treffen und mit mir über politische Themen zu sprechen. (Anm.: Eine Anmeldung für Kowall@home ist online unter alsergrund.spoe.wien möglich)
Wann beginnt Ihr Wahlkampf?
Der hat bereits mit der Ankündigung meiner Kandidatur am 21. März begonnen. Mitte August wird dann voraussichtlich mit dem Intensivwahlkampf gestartet.
Können Sie uns kurz und kompakt sagen, wofür Sie stehen?
Verteilungsgerechtigkeit, die soziale Gestaltung des ökologischen Umbaus und die Verteidigung der offenen Gesellschaft. Wer diese Punkte wichtig findet, der sollte die SPÖ wählen und mir seine Vorzugsstimme geben.
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