Am Alsergrund
"Ni-Una-Menos-Platz" gegen Frauengewalt eröffnet
"Keine Einzige weniger" ist die Übersetzung für "Ni Una Menos". Im Neunten wird nun ein Platz so benannt.
WIEN/ALSERGRUND. Dunkle Regenwolken hängen über dem Alsergrund, ein leichter Nieselregen tropft herab und eine große Menschentraube versammelt sich auf dem Platz zwischen Fluchtgasse und Nußdorfer Straße. Im Zentrum der Ansammlung ist ein abgedecktes Straßenschild – der Grund, für die Zusammenkunft.
Denn bis vor Kurzem trug der kleine Platz keinen Namen. Ein Taxistand, ein paar Bäume und der Schanigarten eines Kaffeehauses befinden sich darauf. Einen Namen soll er jetzt aber bekommen. Der Anlass für die Umbenennung in "Ni-Una-Menos-Platz" ist aber kein schöner, denn direkt gegenüber ist die Trafik, in der die Trafikantin Nadine 2021 von ihrem Ex-Partner ermordet wurde. Statt der Trafik wird noch dieses Jahr der feministische Kunstraum "Frau* schafft Raum" eröffnen. Dort sollen sich "Künstlerinnen* mit dem Thema Femizid und Gewalt gegen Frauen* auseinandersetzen" können.
"Dieses Jahr wurden in Österreich bereits 26 Frauen von Männern in ihrem nahen Umfeld ermordet. Frauenrechte sind Menschenrechte. In einer Demokratie ist es daher eine absolute Notwendigkeit, diese Thematik im öffentlichen Raum sichtbar zu machen", sagt die Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) bei ihrer Rede am Ni-Una-Menos-Platz, um sie herum scharten sich Mitglieder von Stop-Frauengewalt, Ni Una Menos und anderer Parteien. "Gewalttaten an Frauen sind weder Einzelfälle noch Ehedramen", so Ahmad weiter. Jede dritte Frau in Österreich erlebt zumindest einmal in ihrem Leben einen sexualisierten Übergriff oder Gewalt: "Gewalt an Frauen passiert dort, wo Männer Gewalt mit Liebe verwechseln."
Von Buenos Aires nach Wien
"Ni Una Menos" sei ein Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn Frauen nicht akzeptieren wollen, dass sie aufgrund ihres Geschlechts abgewertet oder bedroht werden. Es handelt sich um eine feministische Bewegung, die sich in Lateinamerika formiert hat. Sie setzt sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide ein, indem sie auf Missstände aufmerksam macht und für Frauenrechte kämpft. Der Slogan bedeutet "Nicht eine weniger" und symbolisiert den Kampf gegen die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts.
Für die Umbenennung in den Platz setzten sich die Frauen im Bezirk überparteilich ein, allen voran Momo Kreutz, Neslihan Turan-Berger und Mitglieder von Stop-Frauengewalt. Kreutz war es ein Anliegen, der Trafikantin Nadine im Bezirk zu gedenken: "Der Platz soll ein Zeichen gegen jede Form von Gewalt sein."
Natalia Hurst von "Ni Una Menos" schloss die Umbenennung des Platzes mit einer Rede, in der sie dazu aufruft, Menschen in Not mehr Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. Zum Schluss wurde noch ein Lied angestimmt, "Wir haben keine Angst, nicht eine weniger wollen wir", heißt es darin.
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