Für das International Theatre fällt der Vorhang für immer
Marilyn Wallace, die gemeinsam mit ihrem Mann William 1974 das Theater gründete, geht in den wohlverdienten Ruhestand.
Und mit ihr das International Theatre in der Porzellangasse 8, das im Laufe seiner 32jährigen Geschichte an diesem Ort - begonnen hatte es in den Räumlichkeiten des heutigen Theater Forum - mehr als 200 Stücke zur Aufführung brachte. Viele große Schauspieler standen hier auf der Bühne, wie David Cameron oder Herwig Seeböck, der im International Theatre seine erste englischsprachige Rolle spielte. Marilyn Wallace hatte es aus ihrer Heimat Cleveland schon als Studentin nach Wien verschlagen. Sie kam, um Opernsängerin zu werden, studierte am Konservatorium der Stadt Wien Gesang und trat auf vielen namhaften Bühnen auf. Ihren Mann, den Tenor William Wallace, lernte sie nach einer Messe in der Amerikanischen Kirche in der Dorotheergasse kennen: "Er hatte Schwarz-Weiße Schuhe an, die man sogar vom Chor aus sehen konnte. Also habe ich ihn danach beim Kaffee angesprochen und gefragt, ob er mit mir zum Heurigen geht." Die Begegnung der beiden Künstler machte Theatergeschichte.
Premiere bei Minusgraden
An den Premiereabend des 14. Jänner 1980 erinnert sich Marilyn Wallace, als wäre es gestern gewesen: "Wir eröffneten das Theater nach nur neun Monaten intensiver Bauarbeiten, in denen wir eigenhändig aus dem ursprünglichen Lagerraum das heutige Theater mit seinen 66 Sitzplätzen schufen. Wir hatten noch keine Heizung, es war bitter kalt und wir mussten Glühwein servieren, um die Gäste und uns warm zu halten." Sie selbst hat in unzähligen Produktionen mitgespielt, ist vom 8. Mai bis 27. Juni - an jedem Dienstag und Mittwoch - auch in "Mark Twain´s America" unter der Regie von Jack Babb, seit vielen Jahren künstlerischer Leiter des Hauses, zu sehen. Am 3. Mai war Premiere des zweiten aktuellen Stückes "Relatively Speaking" von Sir Alan Ayckbourn, das von Donnerstag bis Samstag bis Ende Juni gespielt wird. Wallace freut sich ohne Bedauern auf die letzten beiden Monate ihres International Theatre. Das kleine, intime Theater wird vielen fehlen, nicht nur den zahlreichen Jugendlichen, für die es 100 Schülervorstellungen pro Jahr gab. Auch “A Christmas Carol” hat sich nach 23 Jahren längst zur Wiener Weihnachts-Institution entwickelt. "Doch es kommt Neues nach", ist Marilyn Wallace überzeugt. "Man muss der jungen Generation eine Chance geben." Die Theater-Räumlichkeiten werden wohl einen Nachfolger finden. Nicht jedoch das International Theatre selbst: "Das geht mit mir in den Ruhestand." Aber erst mit Ende Juni 2012. Info unter www.internationaltheatre.at
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