Der Sparefroh wohnt am Alsergrund
In der Währinger Straße 43 hat Renate Keller ein Museum für Spargeschenke eingerichtet.
ALSERGRUND. Betritt man den Innenhof der Bezirksvorstehung, befindet sich linkerhand eine Zeitkapsel in Form eines niedrigen Pavillons. Außen unscheinbar, doch schon beim Eintreten in den einzigen Raum fühlt sich der Besucher mittleren Alters in seine Kindheit zurückversetzt. Von gezeichneten Plakaten winkt der Sparefroh und ermuntert die Kinder der Sechziger- und Siebzigerjahre, ihr Taschengeld auf ein Sparbuch "der Z" einzuzahlen, in Vitrinen leuchten die bunten Spargeschenke einer längst vergangenen Ära, als es für Erspartes noch Zinsen gab, und am Ende des Raumes leuchtet eine orangene Z-Kugel, wie sie einst vor jeder Filiale der Zentralsparkasse zu finden war, als Licht aus vergangenen Tagen.
"Meine Sammlung an Spargeschenken geht bis ins Jahr 1977 zurück. Damals bin ich in die Zentralsparkasse eingetreten", erklärt Renate Steinkellner, deren Privatsammlung an Spargeschenken der Banken Z, Hypo und CA als Teil des Bezirksmuseums Alsergrund im Sparefroh-Haus ausgestellt ist. "Ich habe aber auch ältere Exponate, wie Zünder aus dem Jahr 1952, die mir eine Dame vorbeigebracht hat. Die Hoch-Zeit der Spargeschenke war in den 80er Jahren. Bereits um acht Uhr holten die Großeltern die Geschenke für die Enkerl. Es gab Warteschlangen vor den Schaltern und die Kinder, die mit ihrem Sparschwein kamen, waren sehr aufgeregt", erinnert sich Steinkellner, die 35 Jahre in der Bank tätig war.
Nähset, Stadtplan und jede Menge Plastik
"2006 hatte ich mit meinen Spargeschenken, die ich in Schachteln in einem extra gemieteten Kellerabteil aufbewahrte, die erste Ausstellung im Bezirksmuseum Alsergrund. Seit 2012 ist die Sammlung fixer Bestandteil des Museums und in diesem Pavillon untergebracht", so Steinkellner und zeigt auf Stoffservietten, die mit der Jahreszahl 1980 versehen neben einem Nähset, einem Stadtplan von 1970 und einem Salatbesteck mit Porzellangriffen in einer Vitrine liegen. "Ich habe viele Spargeschenke auch privat in Verwendung. So eine Stoffserviette zum Beispiel liegt daheim in meinem Brotkorb."
Die vorwiegend in orange und gelb gehaltenen Kindergeschenke in einer niedrigen Vitrine vis á vis von Nähset und Co. lassen das Lebensgefühl der Siebziger wieder aufleben. Auf einer giftgrünen Ausweistasche lacht das gelbe Hypo-Nilpferd den Besucher an, daneben trommelt ein Plastik-Sparefroh auf einer großen Trommel, deren Schlitz zum Geldeinwurf verführt und ein quietschgelbes Lineal versprach selbst in der Schule den Spaß einer Zeit, in der sich Plastik noch einem positiven Image erfreute.
Sparmünzen dringend gesucht
In einer Extravitrine vor der Bezirksvorstehung geht es hingegen gediegener zu: Hier sind neben alten Kapitalienbüchern von 1912 auch Sparbüchsen aus den 20er Jahren und eine kleine, goldfarbige Sparefrohfigur ausgestellt. "Diesen goldenen Sparefroh bekam der damalige Fernsehdirektor Helmut Zilk für seine Einführung des Schulfernsehens 1968 verliehen. Dagmar Koller hat ihn mir bei der Eröffnung des Sparefroh-Hauses 2012 übergeben."
Ähnlich edel waren Silber- und Kupfermünzen, die jeweils dem 100. Einleger der Weltspartage der Jahre 1959, 1960 und 1961 überreicht wurde. "Ich suche dringend diese Münzen für das Museum, ich weiß nicht einmal, wie sie genau ausgesehen haben", so Steinkellner verzweifelt. "Falls ein bz-Leser solche daheim hat, soll er sich bitte melden!"
Zur Sache
Das Sparefroh-Haus im Innenhof der Währinger Straße 43 hat am 7. und 14. Oktober von 10.30 bis 12 Uhr geöffnet und am 17. Oktober von 10 bis 11 Uhr. Als Eintritt ist eine freie Spende für das St. Anna Kinderspital erbeten.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.