Die Flächenbezirke nach der Wahl: Wiens vergessene Kinder sind blau

Die Trabrenngründe in der Donaustadt: Viel Fläche, viele Menschen, viel Wählerpotenzial | Foto: Invisigoth67/Wikimedia
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WIEN. Es liest sich wie die Liste Wiens ungeliebter Kinder. Donaustadt, Floridsdorf, Simmering, Favoriten und Liesing. Das sind die Bezirke, die sich beim ersten Durchgang der Bundespräsidentenwahl blau gefärbt haben. Und das nicht ohne Grund. Über die einen gibt es Sprüche wie „Die über der Donau gehören ja nicht wirklich zu Wien“ oder „Wenn ich nach Favoriten fahre, brauche ich einen Reisepass“. Simmering und Liesing sind überhaupt für die meisten Innerstädter ein weißer Fleck auf der Landkarte. Meidling - das bis zur Auszählung der Briefwahlstimmen ebenfalls blau war - ist mit seinem Meidlinger L wiederum zum Inbegriff vom Prolotum geworden.

Ausgegrenzt vom hippen Teil von Wien, allein gelassen mit den bezirkseigenen Problemen wie schlechter Öffi-Anbindung und massivem Wohnbau. Wenn eine Petition gegen ein Asylheim gestartet wird, werden die Bürger gerne pauschal als „dumme Gemeindebaubewohner“ bezeichnet.

Zurück bleibt bei vielen also ein Gefühl: Keiner ist für uns. Jeder grenzt uns aus. Kaum verwunderlich also, dass jene Partei immer mehr zulegt, die genau das zu ihrem Parteiprogramm gemacht hat. Denn die FPÖ spielt selber gerne die Ausgrenzungs-Karte aus. Keiner ist für uns. Die (Noch)-Machthaber nicht, die Medien nicht, die Meinungsmacher nicht.

Auf die Bevölkerung trifft das allerdings nicht mehr zu. In Simmering haben sich zum Beispiel ganze 41,2 Prozent für Hofer ausgesprochen, in Floridsdorf waren es knapp 40 Prozent.

Gemeinsam ausgegrenzt fühlen

Das gemeinsame „Keiner ist für uns“- Gefühl von Partei und Bezirk verbindet natürlich. Aber, was noch wichtiger ist, die FPÖ hat es geschafft dem noch einen Zusatz zu bieten. Keiner ist für uns. Aber wir sind trotzdem für euch. Da ist zum einen natürlich das alles überschattende Asylthema. Ein Asylheim wird in Liesing eröffnet. Die FPÖ organisiert eine Großdemo. Ein Asylheim in Floridsdorf wird eröffnet. Die FPÖ organisiert eine Großdemo. Beide übrigens unter dem Deckmantel, dass gegen die Asylproblematik im Allgemeinen demonstriert wird. Übrig bleibt dabei trotzdem, dass die Partei nur wegen eines „Grätzelproblems“ in den Bezirk kommt. Und das auch mit dem Großaufgebot: Parteichef Strache und Vizebürgermeister Gudenus. Da ist es auch schon egal, dass Norbert Hofer nicht zugegen war.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Den Wahlausgang nur der Flüchtlingsthematik zuzuschreiben, ist längst zu wenig. Man hat sich viel zu lange darauf ausgeruht die FPÖler nur als Angstmacher und Polemiker darzustellen, die nichts zu bieten haben als Fremdenhass. Denn langsam sichert sich die FPÖ in einem anderen Bereich die Themenführerschaft zu: Den Grätzelthemen.

Man denke etwa an die Zieselproblematik beim Marchfeldkanal in Floridsdorf. Dort sollen Wohnungen entstehen, obwohl die geschützten Nager dort beheimatet sind. Während die Anrainer breite Unterstützung von der Bezirkspolitik erhalten, sieht es im Land eher mager aus. Die Grünen haben sogar im Land für die Verbauung gestimmt. Gegen ihre Bezirksvertreter. Einzig die FPÖ – allen voran Umweltsprecher Udo Guggenbichler, der selbst von politischen Gegnern "Mr. Ziesel" genannt wird– hängt sich auch im Land lautstark mit diesem Thema raus. Neos und ÖVP sind zwar auch für einen Baustopp, aber das weit weniger prominent. Was für den Rest-Wiens wie ein unbedeutendes Thema wirkt, ist für die Anrainer ein Herzensanliegen. Ein Faktum, das man nicht unterschätzen sollte.

Ein Umdenken muss her

Auf die Dauer wird es nicht reichen, sich darauf zu verlassen, dass die harte rechte Linie der FPÖ den Großteil der Wähler abschreckt. Denn eines ist klar: Wen das bisher nicht abgeschreckt hat, dem wird das auch in Zukunft egal sein. Problematisch wird es für die anderen Parteien erst dann, wenn die FPÖ die anderen Wähler erreicht. Wenn für diejenigen, die vorher die FPÖ ausgeschlossen haben, die rechte Politik in den Hintergrund rückt und die Grätzelthematik im Vordergrund steht.

Ein Umdenken ist also gefragt. Wer es jetzt schafft in den Grätzeln Stärke und Präsenz zu zeigen, hat in Wien die Chance auf eine politische Zukunft. Denn ohne die Flächenbezirke kann man keine Wahlen gewinnen. Es scheint, als hätten Wiens vergessene Kinder versucht, sich bei der Politik wieder in Erinnerung zu rufen.

Hintergrund:

Bericht:Wiener Rote wollen Personaldebatte nach Wahldebakel
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Rückblick auf den Wahlabend:Blau und Grün in der Stichwahl
Bericht:So hat Wien gewählt
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