Frau Proschek greift nach den Sternen
Diverse Programme sollen Mädchen für Technik begeistern. Ihr Anteil erhöht sich dennoch schleppend. Eine der wenigen, die es geschafft haben, ist die Physikerin Veronika Proschek. Wir haben mit ihr über Frauen in den Naturwissenschaften gesprochen.
Wie sind Sie dazu gekommen, Technische Physik zu studieren?
VERONIKA PROSCHEK: Als ich 17 Jahre alt war, hat mich meine Schwägerin, die Technische Physik studiert hat, zu Vorlesungen mitgenommen. Sie hat mich auch motiviert und ermutigt, das Fach zu studieren. So wie ich hatte sie keine naturwissenschaftliche Vorbildung: Sie hat Matura auf einer Schule für Kindergartenpädagogik gemacht und ich an einer HBLA.
Wie hat Ihr Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Meine Eltern haben meine Entscheidung immer unterstützt. Die meisten meiner Freunde konnten sich darunter nichts vorstellen. In der Schule hatte ich eher den Eindruck, dass es den Lehrern egal war, was wir danach machen. Ich kann mich noch an einen Lehrer erinnern, der wissen wollte, was unsere Träume sind. Ich sagte, dass ich einmal in einer Sternwarte arbeiten möchte. Die Reaktion des Lehrers war: "Es gibt Träume, deren Erfüllung eher unwahrscheinlich ist." Naja, nicht ganz: 2011 war ich im Rahmen meiner Dissertation auf den Kanaren am Observatorium in Teneriffa und La Palma. Träume werden also doch wahr.
Wie haben Sie das Studium erlebt?
Die Kommilitonen waren eigentlich ganz nett. Wir haben gemeinsam gelernt oder Übungen gemacht. Es gab schon manchmal ein paar Witze über Mädchen und Technik, aber es hielt sich in Grenzen. Mit den Professoren hat es keine Schwierigkeiten gegeben. Ich habe den Eindruck, dass einige unter ihnen sogar froh waren, dass mehr Frauen dieses Studium, das generell geringe Studentenzahlen hat, wählen.
Wie viele Frauen haben mit Ihnen studiert?
Am Anfang waren wir etwa zehn Frauen von insgesamt knapp 80 Studenten. Ich weiß von drei Frauen aus diesem Jahrgang, die dieses Studium abgebrochen haben.
Was raten Sie Frauen, die ein naturwissenschaftliches Studium anstreben?
Einfach nicht aufgeben und nicht entmutigen lassen. Es ist nicht immer einfach, aber ebenso nicht für die männlichen Kollegen. Wichtig ist, sich in Lerngruppen zu organisieren. Es gibt keinen Grund, sich alleine durch das gesamte Studium zu kämpfen. Ich rate auch, keine Scheu zu haben, zu den Professoren zu gehen und die "dümmsten" Fragen zu stellen.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Frauen einen Beruf im technischen Bereich anstreben?
Unterstützung in den Naturwissenschaften ist schon während der Schule notwendig. Eigentlich schon im Elternhaus. Mädchen sollte man Mut zusprechen und sie können dazu aufgemuntert werden, etwa das Fahrrad selber zu reparieren oder den Computer selbst zu programmieren, statt dies alles den Jungs zu überlassen. Wichtig wäre auch, Berufe in der Technik familienfreundlicher zu gestalten, damit diese Bereiche für Frauen attraktiver werden. Da gehört auch die Wirtschaft miteinbezogen: Hier müssen neue Wege beschritten werden.
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