ÖBB verkauften 20 km Nebenbahn
Das touristische Potenzial der Bahnlinie Zellerndorf-Sigmundsherberg soll in einer Studie erhoben werden.
(jm). Knapp 20 km lang ist die Nebenbahn von Zellerndorf nach Sigmundsherberg. Sie verbindet seit 1872 die Nordwestbahn mit der Franz-Josefs-Bahn, doch es verkehren wegen zu geringer Auslastung seit 1990 keine Züge mehr. Die ÖBB haben die Strecke, die in einem desolaten Zustand ist, an das Land (NÖVOG) verkauft. Nun hat der Verein „Waldviertler Eisenbahnmuseum“ in Sigmundsherberg die Bahnlinie von der NÖVOG übernommen. Obmann Rupert Öhlknecht gibt sich zuversichtlich: „Wir wollen die Strecke wieder zum Leben erwecken.“
Studie über Nachhaltigkeit
Ob in der Region genügend touristisches Potenzial vorhanden ist und ob eine nachhaltige Nutzung möglich ist, wird nun in einer Studie erhoben. In Auftrag gegeben hat sie der Obmann der Leaderregion „Waldviertler Wohlviertel“ LAbg. Jürgen Maier, Bürgermeister von Horn. „Wir haben fast alle Gemeinden mit im Boot, und der Verein Eisenbahnmuseum ist bereit, entsprechende Eigenleistungen zu erbringen.“
Die Vereinsmitglieder, ehemalige Eisenbahner, verfügen über Fachwissen und haben auch Erfahrung im Gleisbau. Maier zeigt grundsätzliches Interesse an der Erhaltung der Strecke, ist aber auch genug Realist. „Eine Entscheidung kann erst im Herbst getroffen werden, wenn die Ergebnisse der Studie vorliegen.“
ÖBB Stellungnahme
Da wir ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif in der Vorwoche nicht mehr zu einer Stellungnahme betreffend die Nebenbahnen erreichen konnten, bringen wir sie nun. Seif über den Zustand des Oberbaus: „Die Strecke Zellerndorf-Pernhofen hat nicht die höchste Qualitätsstufe, sondern gehört in die höchste Achslastgruppe. Das ist keine Aussage zur Qualität.“ Die Zukunft der Pulkautalbahn kann sich Seif als nicht öffentliche Anschlussbahn vorstellen. „Die Schaltung zur öffentlichen Interessentensuche erfolgte Mitte Februar 2014.“
Vordenker Hannes Bauer
NR i. R. Hannes Bauer hat sich schon in den 80er Jahren für den Erhalt der Nebenbahnen eingesetzt und damals sogar einen eigenen Verein ins Leben gerufen: „Der öffentliche Druck auf die ÖBB, bei den Nebenbahnen einzusparen, war sehr groß. Dabei verursachte allein die Mariazellerbahn die Hälfte des Abganges aller NÖ Nebenbahnen.“ Die Bedeutung der Nebenbahnen als Zubringer zu den Hauptstrecken dürfe man nicht unterschätzen, so Bauer abschließend.
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