Die Sackstraße: Hübsche Frauen und die große Welt
In unserer Serie "Mein Graz" klärt uns Unternehmer Manfred Prassl über "das Beste, was es überhaupt gibt" auf – die Sackstraße im Grazer Zentrum.
Zurück ins Zentrum: Nach den „Bissgurnen am Birkenbesen“ in der Georgigasse, die in Alt-Eggenberg offensichtlich noch immer durch die Straßen fliegen, kehren wir mit der Sackstraße in unserer Serie „Mein Graz“, in der wir die vielen und vielfältigen Vierteln und Grätzeln der Murmetropole porträtieren, in die Innenstadt zurück.
Geschichte atmet man hier quasi mit jedem Schritt – die Sackstraße gilt schließlich als ältester Straßenzug von Graz. Erzherzog Franz Ferdinand wurde hier im Palais Khuenburg-Dietrichstein (dem heutigen Stadtmuseum) geboren, am Schloßbergplatz steht mit dem Reinerhof das älteste Gebäude der Landeshauptstadt – „die Sackstraße ist einfach das Beste, was es überhaupt gibt“, ist Manfred Prassl überzeugt.
„Hier gibt’s alles“
Der umtriebige „Ü-50er“ (laut Eigendefinition) ist selbst so etwas wie ein Urgestein der Sackstraße – sein einst aus Ungarn fliehender Ziehvater gründete vor 67 Jahren das Taschen- und Ledergeschäft „Vörösmarty“. „Das Besondere an unserer Gasse ist, dass es wirklich alles gibt – junge Unternehmer wie jetzt eben ‚Blaublut‘ sind hier genauso zu finden, wie alteingesessene. Und man muss schon auch sagen, als eine der wenigen Gassen der Stadt steht bei uns kein einziges Geschäft leer.“
Der sympathische wie irgendwie ständig schmähführende Unternehmer nimmt uns auch mit zu seinem Lieblingsplatz. „Das hier“, lächelt er bei einer ausladenden Geste im Gastgarten der Konditorei König, „ist doch ein wunderschönes Platzl. Jeden Tag in der Früh bin ich hier und trinke meinen Kaffee und ein Mineral.“
Wenn er mit seinem Rad die paar Meter von seinem Geschäft hierher rollt, hat er die rechte Hand nur selten am Lenker, kommt aus dem Grüßen kaum heraus – man könnte glauben, Manfred Prassl kennt hier jeden. „Aber das lässt sich in meinem Alter und wenn man schon seit gut 40 Jahren hier arbeitet, eben nicht vermeiden.“
Touristen und Landesfürsten
Auf die Idee, seine Straße zu verlassen, ist er in all den Jahren aber nie gekommen. „Das würde ich nicht überleben – wenn ich drei Tage weg bin, hab ich schon Heimweh nach Graz. Das Flair unserer Stadt ist einzigartig – dazu die vielen hübschen Frauen, warum sollte man denn das aufgeben?“, lächelt der Grazer aus Überzeugung.
Einen Hauch der großen, weiten Welt hat er ja auch in der Sackstraße – nicht nur, wenn der Herr Landeshauptmann „und sein Vorgänger“, bei ihm Schuhe kauften – auch Touristen kommen immer öfter zu ihm ins Geschäft. „Einer meiner Stammkunden kommt aus Tokyo – alle Jahre wieder kommt er im August und bevor er wieder nach Hause fliegt, kauft er bei uns eine Kleinigkeit für seine Lieben zu Hause.“
Zur Diashow mit Kommentar von Manfred Prassl geht's hier.
Fakten zur Sackstraße
Die Sackstraße wurde bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angelegt und gilt als ältester bestehender Straßenzug der Stadt.
Früher waren hier Kleinbürger, Lederer und Gerber, Kürschner, Schuster oder Müller angesiedelt.
Herr Prassl empfiehlt: „Da gibt’s so vieles – aber wenn ich mich festlegen müsste, die Konditorei König und der wundervolle Ausblick am Schloßbergplatz.“
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