"Die Warnung Jesu"
Sonntagspredigt von Christa Recheis-Kienesberger
SALZKAMMERGUT. In eindringlichen Worten erklärt Jesus im Markusevangelium (Kapitel 12), dass sich seine Zeitgenoss*innen vor den Schriftgelehrten hüten sollen, die auf Ehrerbietung warten, die in langen Gewändern herumlaufen, die immer in der ersten Reihe sein wollen, die ihre Frömmigkeit stets unter Beweis stellen. Und damit einfach die „Besseren“ sind. Sie sind jene, die für sich in Anspruch nehmen, Gott näher zu sein.
Gilt die Warnung Jesu auch heute, nach mehr als 2000 Jahren?
Jesu Worte haben eine zeitlose Gültigkeit. Warum sonst verlesen wir sie Tag für Tag in unseren Kirchen? Unsere „Mutter Kirche“ kennt sie auch, jene Amtsträger (die weibliche Form kann ausgespart werden, voraussichtlich weitere 2000 Jahre), die erwarten, dass alle in ihnen das Besondere sehen: das Besondere der Weihe, das Besondere der Hierarchie, das Besondere des Kirchenamts. Alle, die sich (noch) in der Kirche beheimatet fühlen, kennen solche Amtsträger, die glauben, dass sie kraft ihrer Weihe die Besseren sind, dass sie es verdient haben, mit „Hochwürden“, „Euer Ehren“, „Monsignore“ usw. angesprochen zu werden.
Es gibt sie, die Seelsorger*innen
Alle, die sich in der Kirche beheimatet fühlen, kennen Gott sei Dank auch andere Amtsträger: Priester, die nahe bei den Menschen sind in ihrem Alltag und in ihren Krisen. Priester, die Sakramente als Heilszeichen begreifen und sie keiner und keinem verweigern. Priester, die sich bemühen, den Weg Jesu zu gehen und damit Zeichen sind für eine mütterliche und geschwisterliche Kirche.
Ich kenne viele Menschen mit und ohne Weihe, darunter auch viele Frauen, die den Weg Jesu gehen, den Weg der Mitmenschlichkeit, der Liebe, der Solidarität mit allen, die „Seelsorge“ brauchen.
Weihe als Dienst oder Weihe als Hierarchie – Wir haben die Wahl
Der Grund, dass Kirche für mich immer noch als Gemeinschaft wichtig ist, sind jene Menschen, die nahe an der Botschaft Jesu sind. Jene mit und ohne Weihe, die nicht auf Ehrentitel oder hierarchische Ordnung pochen. Jene, die bei den Menschen sind. Die der Kirche ein menschliches Gesicht verleihen.
In einem Kinderlied heißt es „Gott baut ein Haus, das lebt – aus lauter bunten Steinen, aus großen und aus kleinen, eins das lebendig ist“.
Wir haben die Wahl: Erstarrte Machtformen wie damals – wie heute.
Oder: eine offene, lebendige, liebevolle, mitmenschliche Kirche.
So schwer kann diese Wahl doch nicht sein – oder????
Die Predigt stammt von Christa Recheis-Kienesberger von der Pfarre Pinsdorf
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