Quarantäne-Aus
WK Wien warnt vor finanzieller Mehrbelastung für Unternehmen
Nachdem Quarantäne-Aus ab 1. August rechnet die Wirtschaftskammer Wien mit empfindlichen Mehrkosten für die Wiener Betriebe. Grund dafür sind die Corona-bedingten Krankenstände, die die Unternehmen bis zu 365 Millionen Euro im Jahr kosten könnten.
WIEN. Die Reaktionen rund um das Aus der Corona-Quarantäne reißen nicht ab. Nachdem die Bundesregierung die neue Verordnung am Dienstag offiziell bekanntgegeben hat, hagelt es überwiegend Kritik. Nur vereinzelt gibt es Zuspruch. Auch die Wirtschaftskammer Wien meldet sich nun zu Wort und zeigt sich wenig begeistert.
Sie fürchtet eine massive finanzielle Mehrbelastung für Betriebe. Stand jetzt wird eine Coronaerkrankung ab 1. August als ein Krankenstand wie jeder andere behandelt. Das heißt, die Ersatzzahlungen für Corona-bedingte Ausfälle von Mitarbeitern übernimmt dann nicht mehr der Bund. Stattdessen greift die Entgeltfortzahlung durch die Arbeitgeber. Die betroffenen Unternehmen müssen die Entgeltfortzahlung von Corona-Krankenständen künftig selbst stemmen.
"Quarantäne-Aus nicht zu Ende gedacht"
Die WK Wien will die Kosten für diese Krankenstände anhand der Infektionszahlen für das zweite Quartal 2022 ermittelt haben. Demnach hätten die Wiener Unternehmen für Corona-Krankenstände für diese Zeit rund 91 Millionen Euro an Entgeltfortzahlung zu leisten gehabt. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt das 365 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten für die Betriebe. In der Hochrechnung berücksichtig sind nur Menschen mit symptomatischen Krankheitsverläufen.
„Ob das Aus für die Corona-Quarantäne gesundheitspolitisch tatsächlich gerechtfertigt ist, müssen die entsprechenden Experten beurteilen. Was aber feststeht: Für die Wiener Unternehmen wird der Entfall der Quarantäne richtig teuer. Aus Sicht der Wirtschaft ist diese Maßnahme nicht wirklich zu Ende gedacht“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
100 Mio. Euro Mehrkosten im Herbst erwartet
Kommt es im Herbst – wie von den meisten Gesundheitsexperten prognostiziert – zu einer weiteren Corona-Welle, dann rechnet die WK Wien mit knapp 100 Millionen Euro zusätzlichen Kosten für die Unternehmen aufgrund der Corona-bedingten Krankenstände.
Zudem müssen die Betriebe auch die entfallene Arbeitsleistung kompensieren, wie die Wirtschaftskammer am Mittwoch in einer Aussendung betont. Das bedeutet zusätzliche Arbeit für die gesunden Mitarbeiter, von denen einige ebenfalls ausfallen werden, weil sie zu Risikogruppen gehören und daher ein Recht auf Freistellung bekommen werden.
„Die Auswirkungen sind ähnlich einer permanenten Grippe-Welle. Ich erwarte mir von den politisch Verantwortlichen rasch eine Lösung. Dass Betriebe hier auf Pandemiekosten sitzen bleiben, kann es nicht sein“, sagt Ruck.
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