Handelsgericht Wien
Auch Signa Development stellt Insolvenzantrag
Nach der Signa Prime, dem Flagschiff von Immobilientycoon René Benko, hat nun auch die Signa Development Selection AG einen Insolvenzantrag gestellt, wie heute bekannt wurde. Es geht um Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro.
WIEN. Rund vier Wochen ist es her, dass die Signa Holding einen Insolvenzantrag stellte. Nach und nach schlittern nun immer mehr Tochterfirmen ebenfalls in die Insolvenz. Nachdem erst am Donnerstag die Signa Prime, das Flagschiff von René Benkos Firmenimperium, einen Antrag auf Insolvenz stellte, reiht sich nun das nächste Unternehmen in die lange Liste ein.
Wie zuvor angekündigt, hat die Signa Development Selection AG Freitagmorgen am Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung eingebracht, heißt es von KSV1870 und AKV. Das Unternehmen ist an 290 Gesellschaften beteiligt.
1,2 Milliarden Euro Schulden
Spezialisiert ist die Signa Development auf Immobilienentwicklungsprojekte im deutschsprachigen Raum und Norditalien. Investiert wurde in Immobilien in guten Lagen, abseits von Premium-Innenstadtlagen, um nicht in Konkurrenz mit ihrer Schwestergesellschaft Signa Prime Selection AG zu treten. Laut Angaben der Signa Development zählen derzeit 39 Projekte zu ihrem Portfolio. Darunter etwa die Parkapartments am Belvedere, das Hotel Andaz Vienna am Belvedere sowie das Vienna Twentytwo, ein Großbauprojekt im 22. Bezirk in Wien.
Die Verbindlichkeiten der Development liegen laut Informationen des KSV1870 bei 1,16 Milliarden Euro. Freies Aktivvermögen soll es in der Höhe von etwa 296 Millionen Euro geben, weshalb gemäß eigenen Angaben des Unternehmens eine Überschuldung von rund 870 Millionen Euro bestehen soll.
Vom Insolvenzverfahren betroffen sollen 13 Dienstnehmer sowie 195 Gläubiger sein. Die Signa Development Selection AG bietet den Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme, an. Dabei handelt es sich um die gesetzliche Mindestquote für diese Verfahrensart.
Inflation und Zinspolitik als Ursache
Warum nun ein weiteres Unternehmen von René Benkos Signa-Gruppe Insolvenz anmelden muss? Signa Development führt das auf die derzeitige Entwicklung in der Realwirtschaft und am Finanzmarkt zurück, heißt es nach Informationen des KSV1870. Besonders die Änderungen in der europäischen Zinspolitik, die gestiegene Inflation sowie der Stillstand am Transaktionsmarkt für Immobilien seien für die Insolvenz verantwortlich, heißt es weiter.
„Abseits der Immobilien-Leuchttürme der ‚Signa-Gruppe‘ stehen im Zuge dieser Insolvenz nun auch die 1b-Projekte im Fokus“, erklärt Jürgen Gebauer, Leiter KSV1870 Unternehmensinsolenz Wien/NÖ/Bgld. Der KSV1870 rechnet mit einer raschen Eröffnung des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung.
Zuständigkeit liegt in Wien
Der Firmensitz der Signa Development befindet sich laut Firmenbuch zwar in Innsbruck. Nachdem die wesentlichen geschäftsführenden Entscheidungen jedoch in Wien getroffen wurden, ist nach Zuständigkeitsvorschriften das Handelsgericht Wien zuständig.
Zur Sanierungsverwalterin wurde die Wiener Rechtsanwältin Andrea Fruhstorfer bestellt. Die erste Gläubigerversammlung wurde für den 15. Jänner 2024 anberaumt. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung finden am 26. Februar 2024 statt. Die für das Schuldnerunternehmen entscheidende Sanierungsplantagsatzung wurde für den 18. März 2024 anberaumt.
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