Tag der Kinderrechte
Österreich: Jedes 5. Kind lebt in Armut
1.774.000 Kinder gibt es in Österreich, davon sind 314.000 armutsgefährdet, das sind 18 Prozent aller Kinder, also jedes 5. Kind. Zum 30. Mal jährt sich am 20. November die Geburtsstunde der Kinderrechtskonvention. Anlass genug sein, um Kinderrechte wie Artikel 28 "Jedes Kind ein Recht auf Bildung und Verwirklichung auf Grundlage der Chancengleichheit" endlich umzusetzen und Kinderarmut in Österreich für immer zu stoppen.
ÖSTERREICH. Am 20. November, dem internationalen Tag der Kinderrechte soll den Kindern eine starke Stimme gegeben werden. Anlässlich der Geburtsstunde der Kinderrechtskonvention soll sichtbar gemacht werden, wo der Schuh drückt. Alarmierend genug sind in die aktuellen Zahlen der Armutskonferenz, nachdem die Rechte vieler Kinder in Österreich noch immer nicht ernst genug genommen werden: Jedes 5. Kind is armutsgefährdet. Der 30. Geburtstag der Kinderrechtskonvention sollte Anlass genug sein, um Kinderarmut in Österreich zu stoppen.
Jedes vierte Kind in Wien...
Ein Bundesländervergleich zeigt: Die meisten Fälle an Kinderarmut gibt es in Wien, die wenigsten in Niederösterreich. Konkret leben 21 Prozent aller Kinder Österreichs in Wien, das sind sind insgesamt etwa 366.000 Kinder. Davon sind 104.000 Kinder armutsgefährdet, das sind 28 Prozent aller Kinder in Wien, also jedes vierte Kind.
... jedes zehnte in Niederösterreich
In Niederösterreich leben 327.000 Kinder, davon sind 36.000 Kinder armutsgefährdet, das sind 11% aller Kinder in Niederösterreich, also jedes zehnte. Ähnlich die Lage in Oberösterreich: Hier leben 300.000 Kinder, davon sind 40.000 Kinder von Armut betroffen, sprich 13 Prozent. Besser geht es den Kindern in Salzburg: Von den 110.000 Kindern leben 16.000 in Armut, das sind 15 Prozent oder jedes 7. Kind.
...jedes fünfte Kind in der Steiermark, Tirol, Vorarlberg
Deutlich schlechter die Situation in der Steiermark, wo insgesamt 248.000 Kinder leben. Davon sind 46.000 steirische Kinder von Armut betroffen, das sind 18 Prozent, oder jedes 5. Kind. In Tirol leben 163.000 Kinder, 28.000 Tiroler Kinder von Armut betroffen, das sind 17 Prozent. Auch in Vorarlberg dramatisch: Hier leben 100.000 Kinder, von denen 20.000 an Armut betroffen sind, also 20 Prozent, jedes 5. Kind. Aus Kärnten und Burgenland fehlen Zahlen.
... kein Essen, keine Schulausflüge
So bleibt rund 54.000 Kindern ausgewogene Ernährung verwehrt, 69.000 können keine neue Kleidung bekommen, wenn die alte abgenutzt ist und 118.000 Kinder können nie in den Urlaub fahren. Tragisch ist auch, dass rund 180.000 armutsgefährdete Kinder in Haushalten leben, in welchen unerwartete Ausgaben nicht getätigt werden können und 72.000 in einem Haushalt, der mit Zahlungen im Rückstand ist. „Diese Einschränkungen bedeuten langfristige Nachteile für die Kinder. In der Bildung, in der Gesundheit und in den sozialen Kontakten - die armutsbetroffenen Kinder können nicht mithalten, werden ausgeschlossen und haben letztendlich keine oder wenig Chancen, dem Armutskreislauf zu entkommen.“, so Erich Fenninger von der Volkshilfe.
...keine Freunde
Die Einschränkungen sind zudem nicht mit der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar: So hat laut Artikel 28 jedes Kind ein Recht auf Bildung und Verwirklichung auf Grundlage der Chancengleichheit. „Armutsbetroffenen Kindern bleiben altersgerechte Bücher, die Teilnahme an Förderkursen oder Nachhilfe sowie beispielsweise Unterstützung bei Legasthenie oft verwehrt", so Erich Fenninger. Ähnlich verhält es sich bei der sozialen Teilhabe: Laut Artikel 31 hat jedes Kind Recht auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben. Fenninger: „In der Realität sieht es so aus, dass armutsgefährdete Kinder nicht an Schulausflügen teilnehmen können und Freizeitaktivitäten wie Musikschule oder Vereinssport einfach keine Optionen sind. Dadurch haben sie ein viel kleineres Netzwerk, können nicht lernen, mit Konflikten umzugehen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln.“
...keine Zukunftschancen
„Jedes fünfte Kind in Österreich ist von Armut betroffen. Durch die Indexierung der Familienbeihilfe, den ungerechten Familienbonus und vor allem durch die Kürzung der Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe Neu hat Türkis-Blau die Armutssituation für Kinder noch verstärkt“, so SPÖ-Kinder- und Jugendsprecherin Eva Maria Holzinger im Rahmen der Kurzdebatte über Sofortmaßnahmen gegen Kinderarmut am Mittwoch im Nationalrat. Bei Familien mit mehreren Kindern bekommt man ab dem dritten Kind nur mehr 1,50 Euro pro Tag. „Wie soll man davon leben und Zukunftschancen haben?“, so Holzleitner. Unverständlicher und unverantwortlicher Weise wurde heute im Parlament der 7-Punkte-Plan der SPÖ abgelehnt, der Maßnahmen wie gesundes Gratis-Essen, die tägliche Turnstunde, den kostenfreien Zugang zu diagnostischen und therapeutischen Leistungen, die Verdoppelung des Schulstartgeldes und die Rücknahme der Kürzung bei der Sozialhilfe vorsieht
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