Bürgerinitiative "Rettet den Wienerwald"
Der Wienerwald braucht unsere Hilfe
Der grünen Lunge der Stadt geht die Luft aus: Sieben Bezirke setzen sich für die Rettung des Wienerwalds ein.
WIEN. Sieben Bezirke packen gemeinsam an: Wolfgang Gerstl (ÖVP) hat vor einer Woche die überparteiliche parlamentarische Bürgerbefragung "Rettet den Wienerwald" ins Leben gerufen. "Ich habe mich mit den Bezirksobfrauen und -männern der Wienerwaldbezirke 13, 14, 16, 17, 18, 19 und 23 abgesprochen und alle waren sofort bereit, in ihren Bezirken aktiv zu werden", erklärt Initiator Gerstl.
Er selbst lebt im 14. Bezirk und musste mitansehen, wie beispielsweise der frühere "Grüne Jäger", ein altes Gasthaus in der Mauerbachstraße, den Baggern weichen musste. Übrigens nur eine von vielen Bausünden im Biosphärenpark Wienerwald.
"Noch vor zehn Jahren hat man mir versichert, dass dort nicht abgerissen und mit einer großen Flächenversiegelung neu gebaut werden kann. Das Gegenteil ist jetzt passiert: Seit zwei Monaten wächst dort ein Betonklotz in die Höhe, nur um Quadratmeter Wohnfläche zu lukrieren. Ich bin empört."
Initiative benötigt 500 Unterschriften
Es sei höchste Zeit, aktiv etwas zur Rettung des Wienerwaldes beizutragen und die Versiegelung einzutreten, meint Gerstl. Seither werden, auch von ihm persönlich, Unterschriften gesammelt, die dann dem Parlament und in der Folge der Stadt Wien zur Behandlung vorgelegt werden.
"500 Unterschriften sind bei einer parlamentarischen Bürgerinitiative dafür nötig. Wir hoffen, es werden viele mehr, auch aus den innerstädtischen Bezirken, die ja noch mehr von den Auswirkungen der Bodenversiegelung betroffen sind, als die Wienerwaldbezirke selbst. Denn sie brauchen die nächtlichen kalten Luftströme aus dem Wienerwald, damit das Stadtklima nicht noch heißer wird", erklärt Gerstl.
Wissenschaft warnt vor Verbauung
"Am Stadtrand Wiens gibt es immer mehr Großbauprojekte, die dauerhaft Boden versiegeln. Angesichts der immer stärker werdenden Regenfälle ist das auch ein Sicherheitsrisiko für die Anrainer. Vier bis fünf Fussballfelder an Grünfläche werden schon jetzt pro Jahr und Bezirk zubetoniert. Dadurch geht die kühlende Wirkung auf die ganze Stadt immer mehr verloren, der einstmals grünen Lunge Wiens geht rapide die Luft aus", so Gerstl.
Erst am 14. Juli zeigte der Klimaforscher Simon Tschannett von "Weatherpark" in einem Interview auf, welche Auswirkungen es haben würde, wenn die vom Wienerwald gespeiste Kaltluftschleuse über das Wiental nicht mehr bis in die Innenstadt gelangt. Ihre Ausläufer reichen derzeit - noch - bis in den Burggarten! Wenn man also im Wienerwald baut und den Boden versiegelt, kann sich weniger Kaltluft bilden, die noch dazu mit nur etwa fünf km/h fließt und an Barrieren, etwa an hohen Häusern, einfach stehenbleibt und nicht mehr weiterfließt.
"Die genaue Analyse dieser komplexen Kaltluftströme bleibt derzeit bei Baubewilligungen in Wien völlig unberücksichtigt. Bisher kam keiner auf die Idee, einen Stadtklimatologen bei Bauprojekten einzubeziehen", beklagt Gerstl. "Unser Anliegen ist es, das und strengere Regelungen gesetzlich zu verankern, die wahllose Bodenversiegelung von Naturflächen zu stoppen. Es geht um die Lebensqualität aller Wienerinnen und Wiener, heute und morgen."
Wichtig, weil zur Vorlage im Parlament gesetzlich vorgeschrieben: Die Unterschriftenlisten aus dem Internet bitte ausdrucken, ausfüllen und per Post an Wolfgang Gerstl, Heldenplatz 11, 1010 Wien senden.
Wichtige Fakten:
- Stadtklimaanalyse Wien 2020 Klimaanalysekarte: www.weatherpark.com/reisen/wp-content/uploads/stadtklimaanalyse-karte-1.pdf
- Stadtklimaanalyse Wien 2020 Themenkarte nächtliche Kaltluft: www.weatherpark.com/reisen/wp-content/uploads/stadtklimaanalyse-themenkarte-luft.pdf
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