Preiserhöhungen
AK Wien fordert Stromkonzern Verbund zum Handeln auf
Der Verbund, Österreichs führendes Energieunternehmen, hat mit Beginn dieses Monats die Preise für Strom je nach Vertrag um rund 21 Euro pro Monat erhöht. Bei Gas beträgt die monatliche Erhöhung 75 Euro. Dies kritisiert die Wiener Arbeiterkammer scharf.
WIEN. Der Sommer kommt, die Temperaturen steigen, ergo: Es wird weniger geheizt. Das nahm der Verbund zum Anlass, die Endverbraucher-Preise zu erhöhen. Der vermeintliche Grund: Die Energie-Großhandelspreise seien an den internationalen Energiebörsen stark angestiegen. Dies stellt sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher, als auch Energielieferantinnen und Energielieferanten vor große Herausforderungen.
"Verglichen mit dem März des Vorjahres kostet Strom mehr als dreimal so viel, Gas hat sich sogar um knapp das Fünffache verteuert", sagt die Verbund-Unternehmenssprecherin Ingun Metelko gegenüber der BezirksZeitung.
Für die Wiener Arbeiterkammer gleicht diese Begründung aber mehr einer Ausrede: "Vor allem die Preiserhöhung bei Strom stößt auf völliges Unverständnis bei der Arbeiterkammer – wirbt der Verbund doch seit Jahren mit 100 Prozent Strom aus heimischer Wasserkraft", heißt es in einer Presseaussendung.
Trotz Rekordgewinn erhöhte Preise?
Tatsächlich verzeichnete der Verbund 2021 einen Rekordgewinn: Ganze 874 Millionen Euro hat der Stromerzeuger eingenommen – das sind um rund 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Für das kommende Jahr wird ein Gewinn von rund zwei Milliarden Euro erwartet. Und trotzdem hält der Verbund daran fest, die Preise für Endverbraucher erhöhen zu müssen – Warum? "Wir sind abhängig vom internationalen Energiemarkt, ebenso wie alle anderen Energieunternehmen. Außerdem sind wir sowohl aktien- als auch wettbewerbsrechtlich dazu verpflichtet, unsere Strom- und Gaspreise anzupassen", erklärt Metelko.
Dies sei laut AK-Energieexpertin Christina Brichta-Hartmann zwar rechtlich gesehen korrekt, aber dennoch zu hinterfragen: "Das ist eine rein virtuelle Kostensteigerung, die nur durch diese Lieferbedingungen entsteht, der aber keine gleichwertige Steigerung der Erzeugungskosten für Strom gegenübersteht. Hier werden gewaltige ungerechtfertigte Gewinne auf Kosten der Strom- und Gaskundinnen und -kunden erwirtschaftet.“"
AK Wien fordert Gesetzesänderungen
Doch was wäre ein geeigneter Lösungsansatz: "Der Verbund soll sich nicht mehr hinter dem Markt und dem Aktienrecht verstecken. Der Betrieb müsste den indexgetriebenen Preiserhöhungs-Automatismus in seinen Lieferbedingungen abstellen. Neue gesetzliche Regelungen im Energierecht würden das möglich machen", fordert Brichta-Hartmann. "Die Umverteilung von unten nach oben muss beendet werden – und wenn es die Versorger nicht tun, dann muss es per Gesetz passieren."
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.