Marsch zum Karlsplatz
Weit über tausend Menschen bei Demo am Weltfrauentag
Am Weltfrauentag zogen laut Augenzeugen weit mehr als tausend Menschen vom Süden Wiens in Richtung Karlsplatz. Der Grund ist die Demonstration von "Take Back The Streets". Gemeinsam rief man zum "feministischen Kampftag" auf.
WIEN. Den Weltfrauentag gibt es schon lange, aber selten war er so sichtbar in Wien. Denn das Kollektiv "Take Back The Streets" lud zum gemeinsamen Protestmarsch am Freitag. Die Demo "Jeder Tag ist 8. März" startete gegen 17 Uhr am Columbusplatz in Favoriten und zog dann weiter zum Karlsplatz, wo eine Abschlusskundgebung laut Polizei von 19.30 bis 22.00 Uhr stattfinden soll.
Angemeldet wurden laut Polizeisprecherin Julia Schick vom Veranstalter 700 Personen. Doch wie Bilder und Augenzeugen gegenüber MeinBezirk.at berichten, strömen die Menschenmassen nur so durch das Gebiet des 10. und 4. Bezirks. Die Rede ist von "weit über 1.000 Personen". Offiziell bestätigen kann man diese Zahl bei der Polizei nicht, da man bei Demonstrationen vor Ort generell nicht quantifiziert.
Kampf- statt Frauentag
Bereits im Vorfeld erklärte das Kollektiv "Take Back The Streets", man lehne die Bezeichnung Weltfrauentag für den 8. März ab. Stattdessen solle dies ein "feministischer Kampftag" sein. So möchte die Organisation ausdrücken, dass die Auswirkungen des Patriarchats nicht nur Frauen betreffen: "Unser Feminismus ist intersektional und solidarisch. Wir setzen uns ein für Sexarbeiter*innen, migrantische, behinderte und queere Personen. FLINTA* haben unterschiedliche Lebensrealitäten. Wir werden aufgrund verschiedener Merkmale diskriminiert oder Ziel von Gewalt. Mehrfachdiskriminierungen betreffen auch unsere Herkunft, Religion, Klasse, Race, Behinderung, sexuelle Orientierung, Geschlecht und Sexualität“, heißt es.
Dass aus den ursprünglich angemeldeten 700 Personen dann weit mehr als 1.000 Teilnehmende wurden, liegt wohl auch an den Ereignissen der letzten Wochen in Wien. Gleich vier Frauen und ein Mädchen wurden an nur einem Tag ermordet. Wenig später wurde der Fall von zahlreichem sexuellem Missbrauch an einer 12-Jährigen durch Jugendliche und teilweise junge Erwachsene bekannt.
So halten die Teilnehmenden etwa auch Schilder mit Aufschriften wie "5 Femizide an 1 Tag in Wien. WTF?!" in die Höhe. Gleichzeitig sind Rufe zu hören wie "My body, my choice. Raise your voice". Im Großen und Ganzen scheint die Demo jedoch ersten Informationen nach ruhig zu verlaufen. Vor allem Gesänge und Applaus ist zu hören. Auch einzelne bengalische Feuer wurden gesichtet. Einige Personen kletterten auf ein Baugerüst, brachten dort ein Transparent an und zündeten kleine pyrotechnische Gegenstände. Auf dem Transparent war zu lesen "Makler & Macker, ihr seid Kacka! Mehr Raum für Flinta, im Sommer & Winter".
Verschiedene Gruppen vereint
"Die ganze untere Favoritenstraße, von Südtiroler Platz bis runter zum Erzherzog-Johann-Platz, ist voll mit Menschen", erklärt eine Augenzeugin gegenüber MeinBezirk.at. Zu sehen sind Flaggen verschiedener Organisationen und Gruppen. Etwa von der sozialistischen Student:innenverbindung VSStÖ, aber auch Regenbogenfahnen sowie Fahnen der LGBTIQ+ Bewegung und Pro-Israel-Flaggen wie auch Palästina-Fahnen und Banner für "Frauenrechte im Iran" sind zu sehen. "Auch viele Männer sind dabei", erklärt die Augenzeugin.
Öffis stehen still
Von der großen Menschenmasse überrascht scheinen auch die Wiener Linien zu sein. Mit einer Demonstration hat man aufgrund der ordnungsgemäßen Anmeldung bei der Polizei schon gerechnet. Jedoch nannte man zunächst Öffi-Einschränkungen bis 21 Uhr. Danach hätte - laut erster Abschätzung - der Betrieb wie gewohnt weiterlaufen können.
Doch diese Abschätzung hat man inzwischen laut "Betriebsinfo" über Bord geworfen. Auf mehreren Strecken kommt es "wegen einer Demonstration" zu einer Unterbrechung bzw. Umleitungen. "Das Störungsende ist nicht absehbar", heißt es demnach. Betroffen sind – Stand 20 Uhr – die Linien D, 2, 71, O, 1, 63, Badner Bahn sowie der 4A und der 13 A.
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