Geburten an der Klinik Ottakring
So entbinden Covid-positive Frauen in Wien

Die Verbindung zwischen Mutter und Neugeborenem wird durch den Hautkontakt nach der Geburt unterstützt. Auch bei Corona-Patientinnen ist das möglich. | Foto: Photo by Hu Chen on Unsplash
  • Die Verbindung zwischen Mutter und Neugeborenem wird durch den Hautkontakt nach der Geburt unterstützt. Auch bei Corona-Patientinnen ist das möglich.
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  • hochgeladen von Christine Bazalka

27 Frauen haben in der Klinik Ottakring bereits mit einer Covid-Infektion entbunden. Für erkrankte Mütter soll die Geburt so normal wie möglich ablaufen, für das Gesundheitspersonal ist die Betreuung sehr anstrengend.

WIEN. Im Durchschnitt entbindet in der Klinik Ottakring etwa einmal pro Woche eine an Corona erkrankte Frau, wobei in den vergangenen Wochen ein Anstieg merkbar war. "Am Anfang hatten wir sehr wenige Fälle bei Schwangeren, da waren sie offenbar wirklich extrem vorsichtig - mittlerweile haben sich die Fallzahlen unter Schwangeren, so ist unser Gefühl, jenen in der Normalbevölkerung angenähert", sagt Barbara Maier, Abteilungsvorständin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinik Ottakring.

Rund 40 Frauen, bei denen der Verdacht auf eine Corona-Erkrankung vorlag, haben bereits entbunden, 27 davon waren tatsächlich zum Zeitpunkt der Geburt positiv auf Covid-19 getestet. Dazu kommen viele ambulant geführte schwangere Corona-Patientinnen, die vor der Entbindung wieder genesen sind.

Maier ruft Schwangere dazu auf, sich so gut wie möglich zu schützen: "Auch wenn die Krankheit bei jüngeren Frauen in der Regel mild verläuft, ist Corona bei Schwangeren keinesfalls 'egal'. Etwa zehn Prozent der Schwangeren mit Corona zeigen schwere Krankheitsverläufe bis hin zur Intensivstation." 

Corona kann Auswirkungen auf das Kind haben

Das kann dann natürlich auch Auswirkungen auf die Geburt und das Kind haben: Eine erkrankte Mutter bedeutet ein höheres Risiko für Frühgeburten, das gilt für Corona wie Grippe oder andere Infektionskrankheiten. "Einmal mussten wir das Kind verfrüht holen, weil wir die Mutter sonst nicht beatmen konnten - durch den Zwerchfellhochstand in der Schwangerschaft hätte ihre Lunge sonst vereinfacht gesagt zu wenig Platz gehabt", erzählt Mirijam Hall, eine Assistenzärztin an der Abteilung.

Auch die Kaiserschnittrate ist gegenüber gesunden Schwangeren erhöht, da man kein Risiko beispielsweise bei der Sauerstoffversorgung der Kinder eingehen möchte. Kranke Mütter mit Atembeschwerden können eine vaginale Geburt teilweise auch nicht durchhalten.

Prinzipiell, so betont Maier, rate man Corona-positiven Müttern aber nicht sofort zum Kaiserschnitt. "Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen war das im Wiener Gesundheitsverbund nie unser Ansatz. Mittlerweile weiß man sehr gut, dass eine vaginale Entbindung kein Übertragungsrisiko für das Kind darstellt." Auch in anderen Aspekten versucht man die Erfahrung der Geburt für die Mütter so normal wie möglich zu gestalten. Eine Übertragung des Coronavirus auf das Kind während der Schwangerschaft gilt als extrem unwahrscheinlich. Wichtig ist, dass sich das Neugeborene nicht nach der Geburt ansteckt. Da die Ansteckung aber vor allem über die Atemsekrete erfolgt, ist Hautkontakt unter Einhaltung der Hygienevorschriften kein Problem.

Keine Übertragung durch Geburt und Stillen

Die Mütter werden vor der Geburt ausführlich über die Risiken ihrer Erkrankung und den Umgang damit beraten. 90 Prozent der Patientinnen wollen mit ihrem Kind in einem Raum untergebracht werden und die meisten stillen auch. Eine Übertragung des Virus durch die Muttermilch ist weltweit noch nicht dokumentiert worden. Keines der Babys von kranken Müttern hat sich bisher in Wien mit Corona infiziert. "Wir haben wirklich gute Erfahrungen damit gemacht, dass die Mütter die Regeln auch einhalten und alles richtig machen wollen", sagt Hall, "sodass unsere Kinderärzte das alles mittragen." 

In der Frühphase, als noch viel weniger über das Virus und seine Übertragung bekannt war, habe man zum Schutz der Neugeborenen Mutter und Kind nach der Geburt getrennt: "Die ersten Daten waren besorgniserregend und wir haben deshalb damals eine Trennung empfohlen. Die Letztentscheidung lag aber auch zu Beginn der Pandemie immer bei der Mutter", sagt Maier, "mittlerweile haben wir alle unsere Richtlinien überarbeitet und der Ablauf ist ganz anders. Zu keinem Zeitpunkt mussten Schwangere unter der Entbindung bei uns jemals Maske tragen, weder mit noch ohne Corona."

Daten aus Italien würden zeigen, dass Ansteckungen dann in einigen Fällen später, daheim im Wochenbett, von der Mutter zum Kind erfolgt seien. "Es gibt weltweit nur vereinzelte Fälle von Corona unter Säuglingen, aber es gab auch hier schon Berichte über schwere Verläufe", sagt Maier. Aufklärung der Mütter sei deshalb sehr wichtig.

Für die Ärztinnen und Ärzte und die Hebammen sind Corona-Geburten eine große Herausforderung, bei der sie an ihre körperlichen Grenzen gehen. Sie tragen bei der Arbeit ohnehin immer FFP2-Schutzmasken und bei der Entbindung noch zusätzliche Schutzkleidung. "Wir tragen die Masken durchgehend und dürfen sie nur abnehmen, wenn wir allein im Zimmer sind", sagt Mirijam Hall, "bei der Geburt tragen wird dann noch Plastikschutzmäntel, Handschuhe, Haube und ein Gesichtsvisier. Die Arbeit ist sehr anstrengend und wir schwitzen, weil wir ja auch nicht lüften dürfen, um das Virus nicht zu verbreiten."

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