Mitglied der Feuerkrieg Division
Schuldspruch für jungen Neonazi in Wien
Der 21-jährige Moritz D. wurde am 1. Juli zu zwei Jahren, teils bedingter Haft verurteilt. Er wurde im Sinne des Verbotsgesetzes, für Aufforderung zu mit Strafe bedrohten Handlungen sowie wegen krimineller Vereinigung und der Verhetzung schuldig gesprochen. Zudem soll er Mitglied der internationalen Neonazi-Gruppe "Feuerkrieg Division" gewesen sein. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
WIEN. Auf der Anklagebank sitzt ein blonder, junger Mann in einem weißen Hemd und einer blauen Jeans. Obwohl ihm ein lang andauernder Haftantritt bevorstehen könnte, wirkt der 21-Jährige am Montagmorgen verhältnismäßig entspannt. Wirklich reumütig wirkt er nicht.
Moritz D. soll als Mitglied der rechtsterroristischen "Feuerkrieg Division" über Anschlagspläne philosophiert haben, habe antisemitische und rassistische Inhalte geteilt und beschäftigte sich dabei auch noch massivst mit Waffen. Zeitgleich war er als Soldat beim Österreichischen Bundesheer auch für die Bewachung jüdischer Einrichtungen in der Leopoldstadt tätig.
Der mittlerweile 21-Jährige bekannte sich vor Gericht schuldig. Er wurde zu insgesamt zwei Jahren Haft verurteilt - 16 Monate davon bedingt. Des Weiteren machte der Absolvent einer Wiener HTL während der Verhandlung von der Aussageverweigerung Gebrauch. Neben einem zuvor angefertigten Stellungnahme blieb der Angeklagte vor Gericht großteils stumm und beantwortete auch keine Fragen. Seine Aussage schloss er ab mit den Worten "am liebsten würde ich gerne den Kopf in Sand stecken und alles vergessen".
Suchte nach Adresse der IKG
Bereits am 17. März 2023 wurde die Wohnung des damals 20-jährigen Angeklagten durchsucht. Gefunden wurden Schusswaffen, Messer, Munition, Gasmasken sowie NS-Devotionalien. Darunter ein Wehrpass sowie Bilddateien, die die NS oder Hitler verherrlichten. Interessant sei auch der Suchverlauf von Moritz D. gewesen. So suchte dieser „akribisch“ nach rechtsterroristischen Attentätern. Besonders interessierte ihn der rechtsterroristische Attentäter von Christchurch, welcher 51 Menschen in zwei Moscheen in Neuseeland erschoss. Nach diesem suchte Moritz D. mehrere Male.
Am 11. Oktober 2022 suchte der junge Mann nach der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und der Adresse des Wiener Stadttempels. Bei einer seiner Vernehmungen gab er an, dass er dort beruflich für das Bundesheer tätig war. Laut dem Bundesheer sei D. zwar für die Überwachung von Einrichtungen tätig gewesen - dies aber im 2. Bezirk und nicht im 1., wo sich der Stadttempel befindet. Beweise für konkrete Anschlagspläne gibt es aber nicht.
Dennoch überwachte der Angeklagte - dem vor Gericht auch die Leugnung des Holocaust vorgeworfen wurde - im Rahmen des Bundesheers verschiedene jüdische Einrichtungen.
"Ideologisch schon sehr gefestigt"
Die "Feuerkrieg Division" ging als eine Untergruppe der "Atomwaffen Division" heraus, welche erstmals in den USA 2015 auftrat. Damals galt diese als eine der "gefährlichsten und gewaltbereiten Gruppen der Gegenwart", wie der Staatsanwalt bei der Verhandlung erzählt. Ziel der Gruppe sei es gewesen, einen „weltweiten Rassenkrieg“ hervorzurufen.
Im Rahmen beider Gruppen seien Massenmörder verherrlicht worden. Des Weiteren habe man zu dem Ermorden von Minderheiten aufgerufen. Die „Feuerkriegsdivision“ habe aus rund 50 bis 70 Mitgliedern bestanden und habe sich vorwiegend im europäischen Raum stark vernetzt. Laut dem Staatsanwalt sei die Gruppe "ideologisch schon sehr gefestigt" gewesen und habe miteinander Text und Bild Material geteilt, dass "klar antisemitisch, rassistisch, NS-verherrlichend sowie gewaltverherrlichend" war.
Verbindungen zur rechtsextremen Szene
Moritz D. war auch bis zu seiner Hausdurchsuchung Mitglied der Burschenschaft "Germania". Er sei regelmäßig dort gewesen und habe auch engen Konkakt mit den Mitgliedern gepflegt. Einer seiner Anklagepunkte bestand unter anderem darin, dass D. in die WhatsApp-Gruppe der Burschenschaft ein Bild von ihm in Bundesheer Montur hereinstellte, in dem er das White Power Symbol formte. Eine Handgeste, die man auch von so manchen FPÖ-Politikern kennt - interessanterweise kommt so was aber praktisch nie zur Anklage.
Daneben sei der 21-Jährige auch bei der Gruppe "die Österreicher", ein Ableger der rechtsextremen "Identitären Bewegung Österreich" (IBÖ) aktiv gewesen. "Wirklich aktiv" sei er laut eigenen Angaben her nicht gewesen. "Ich war mit ihnen saufen und das war es", so Moritz D. vor Gericht.
In allen Anklagepunkten für "schuldig" gesprochen
Heute schäme sich der Angeklagte für seine Taten. Innerhalb seiner Stellungnahmen verlas er, dass es ihm im Jahr 2019 nicht gut ging. Er sei zu rechtsradikalen Kreisen und Burschenschaften gegangen, um "akzeptiert" zu werden. Warum Moritz D. Nachrichten wie: "Das Vermischen von Rassen führt zur Auslöschung der weißen Rasse" schrieb?. "Wahrscheinlich habe ich das nur wegen dem Zugehörigkeitsgefühl gepostet", sagte der 21-Jährige in einer seiner Einvernahmen aus.
Moritz D. wurde in allen 16 Hauptfragen von den Geschworenen für schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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