Kochbuch
Sarah Wiener kocht sich durch die Weltgeschichte
Köchin und TV-Star Sarah Wiener serviert in ihrem neuen Buch Gerichte, die die Welt bewegten.
WIEN. Pünktlich zum Herbst erscheinen reihenweise neue Kochbücher. So wie Sarah Wieners neuestes Werk "Gerichte, die die Welt veränderten". Doch wer jetzt glaubt, es handelt sich um ein weitere Rezeptsammlung eines Starkochs, der irrt. Umfangreich, genauestens recherchiert und humorvoll widmet sich Wiener geschichtlich relevanten Ereignissen und was die handelnden Akteure gegessen haben.
Vom letzten Abendmahl bis hin zur Lieblingsspeise der jüngsten Nobelpreisträgerin aller Zeiten – die Bandbreite ist enorm. Eine Lieblingsstory hat Sarah Wiener nicht: "Es sind so viele Geschichten mit den unterschiedlichsten Aspekten dabei. Wie das Dinner in der Ruinenstadt Persepolis zum 2.500-jährigen Bestehens Persiens. Wo unter anderem Pfau, Wachteleier und Champagnersorbet serviert wurde. Das opulenteste Essen der Weltgeschichte. Bei dieser Dekadenz bleibt einem die Spucke weg". Diese Feier – wo allein 50.000 europäische Singvögel für Stimmung sorgten – war es, die wahrscheinlich auch zum Sturz des Schahs beigetragen hat. Ein Essen, dass die Welt veränderte.
Staatsvertrag mit Gänseleber
Auch die Unterzeichnung des Staatsvertrags wird in Wieners Buch thematisiert. Zum Staatsbankett im Schloß Schönbrunn wurden unter anderem Brandteigkrapferl mit Gänseleber serviert. Für alle Tierschützer, die jetzt Herzrasen bekommen: Erstens empfiehlt Wiener eine Leber von einer glücklichen Weidegans. Und zweitens: "Wenn ich ein Tier essen will, dann ist es doch super, wenn ich das ganze Tier verspeise und nicht nur die Brust", erklärt die Köchin. "Wir haben die Rezepte der Weltgeschichte so authentisch wie möglich nachgekocht. Wenn die Herrschaften zu einem bestimmten Anlass Gänseleber gegessen haben, dann ist es halt so."
Stellt sich die Frage, was würde Sarah Wiener heute bei einem Staatsbankett servieren? "Die meisten öffentlichen Banketts sind kulinarisch ein bisschen langweilig. Es darf nicht zu exotisch sein, nicht zu scharf. Man will den Allerweltsgeschmack treffen", so Wiener. Auch stelle sich die Frage, wie sich der Gastgeber präsentieren möchte: "Muss es immer Austern und Trüffeln sein? Ich finde es schön, wenn man bei staatstragenden Anlässen die Suppenschüssel und den Braten teilt. Das finde ich sozialer und emotionaler. Es lässt die Anwesenden näher zusammenrücken", verrät Wiener. Ist doch das Menü die Visitenkarte eines Gastgebers.
Von Amerika bis China
Das Buch entführt den Leser in die ganze Welt. Welche Küche ist für Sarah Wiener die Spannendste? "Das ist ganz sicher die chinesische Küche. Es ist unglaublich beeindruckend, wie sie aus allem und jedem etwas Essbares und Genießbares zaubern. Dieses Spiel mit Textur, Farbe und Schärfe ist einzigartig", ist die Köchin überzeugt. Wenn es um ihren eigenen Geschmack geht, bezeichnet sich Wiener als Barbarin. "Ich bin ein Barbare bei Schokolade. Denn ich liebe einfach Milchschokolade. Die muss schon eine bessere sein, aber eben Milch- und keine Bitterschokolade", erklärt sie lachend.
Zur Sache
"Gerichte, die die Welt veränderten" ist im Verlag "edition a" erschienen. Es wirft einen etwas anderen Blick auf Weltgeschichte und Kulinarik und umfasst 33 Geschichten mit den dazugehörigen Rezepten. Kosten: 24,90 Euro. Alle Infos rund um Sarah Wiener findet man auf ihrer Homepage.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.